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Hunderte ethnischer Serben errichteten am Samstag Barrikaden auf einer Straße im Norden des Kosovo und blockierten den Verkehr über die beiden wichtigsten Grenzübergänge nach Serbien, wie die Polizei mitteilte. 

© AFP / ARMEND NIMANI

Spannungen im Kosovo: Nächtliche Angriffe auf Polizisten und EU-Kräfte – Serbien fordert Stationierung eigener Truppen

Im Norden des Kosovo protestieren serbisch-stämmige Einwohner gegen die Festnahme eines Ex-Polizisten. Geplante Kommunalwahlen wurden daraufhin verschoben.

Nächtlichen Schüsse auf Polizisten und ein ein Angriff auf Einsatzkräfte der EU-Mission Eulex mit einer Blendgranate haben die Spannungen im mehrheitlich von Serben bewohnten Norden des Kosovo weiter verschärft. Aus Protest gegen die Festnahme eines ehemaligen serbischen Polizisten versammelten sich am Sonntagmorgen erneut hunderte von Serben hinter den von ihnen errichteten Straßenbarrikaden, mit denen sie seit Samstag den Verkehr an zwei Grenzübergängen nach Serbien lahmlegen.

Stunden nach Errichtung der Blockaden war die kosovarische Polizei nach eigenen Angaben auf einer der Straßen zur Grenze drei Mal mit Schusswaffen angegriffen worden. Auch eine Aufklärungspatrouille der EU-Mission Eulex, die dem Land beim Aufbau von Polizei, Justiz und Verwaltung helfen soll, wurde nach Eulex-Angaben mit einer Blendgranate beschossen.

Der EU-Außenbeauftragte Josep Borrell verurteilte die Angriffe scharf. Alle Seiten müssten jede „Eskalation“ vermeiden und für Ruhe sorgen, erklärte Borrell auf Twitter. Die Kosovo-Serben forderte er auf, die Blockaden „sofort“ zu entfernen.

Das Kosovo mit seiner mehrheitlich albanischen Bevölkerung hatte im Jahr 2008 seine Unabhängigkeit von Serbien erklärt, wird aber von Belgrad bis heute als abtrünniges Gebiet betrachtet. Belgrad bestärkt die serbische Minderheit im Norden des Kosovo bei ihren Versuchen, sich der Autorität Pristinas zu widersetzen. Der serbische Präsident Aleksandar Vucic sagte am Samstagabend, dass er die Nato-Sicherungstruppe KFOR bitten wolle, serbische Polizisten und Streitkräften im Kosovo zu stationieren.

Westliche Staaten drängten auf Wahlverschiebung

Hintergrund der neuesten Spannungen waren Pläne der Regierung in Pristina, für den 18. Dezember Kommunalwahlen in den mehrheitlich serbischen Gebieten anzusetzen. Die wichtigste Serben-Partei kündigte umgehend ihren Boykott an, und als die Wahlbehörden Anfang der Woche mit den Vorbereitungen beginnen wollten, kam es zu Schießereien und Explosionen.

Kurz nach Errichtung der Straßensperren verschob Kosovos Präsidentin Vjosa Osmani die Wahlen auf den 23. April – eine Entscheidung, die von den Botschaften Frankreichs, Deutschlands, Italiens, Großbritanniens und der USA sowie von der EU-Vertretung umgehend als „konstruktiver Beitrag“ zu einer Stabilisierung der Lage im Nordkosovo begrüßt wurde. (AFP/Reuters)

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