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Kate Beaton mit einigen ihrer Zeichnungen.

© Corey Katz

Kate Beaton über ihr Erfolgsbuch „Ducks“: „Wir haben Gespräche über eine Verfilmung geführt“

„Ducks“-Autorin Kate Beaton über eine aktuelle Auszeichnung aus Deutschland, neue Projekte und eine Verfilmung ihrer international gefeierten Graphic Novel.

Die autobiografische Comic-Erzählung „Ducks“ der Kanadierin Kate Beaton ist kürzlich von 30 deutschsprachigen Journalistinnen und Journalisten zum besten Comic des Jahres gewählt worden.
Die Jury bewertet alle drei Monate die aus ihrer Sicht interessantesten neuen Comic-Veröffentlichungen. Die Jahresbestenliste ergibt sich aus den kumulierten Abstimmungsergebnissen der vergangenen vier Quartale.

In ihrer Graphic Novel, deren Titel auf im Abwasser der Förderfelder verendende Enten anspielt, erzählt die 1983 geborene Beaton von den zwei Jahren, in denen sie nach dem Studium auf den Erdölfeldern im abgelegenen Nordwesten der Provinz Alberta gearbeitet hat – als eine der wenigen Frauen in einer rauen, von Männern und dem Raubbau an der Natur dominierten Umgebung.

Kate Beaton hat vor „Ducks“ unter anderem die mehrfach ausgezeichnete Erfolgsserie „Hark a Vagrant“ und den Kindercomic „Die Prinzessin und das Pony“ geschaffen, dessen Zeichentrick-Adaption „Tannenzäpfchen und ihr Pony“ auf Apple TV zu sehen ist. Beaton lebt mit ihrem Mann, dem Schriftsteller Morgan Murray, und ihren zwei Kindern in Nova Scotia an der kanadischen Ostküste. Wir haben Sie aus Anlass der jüngsten Auszeichnung per E-Mail interviewt.

Kate Beaton, „Ducks“ wurde vor gut einem Jahr in Nordamerika veröffentlicht und ist jetzt nach zahlreichen US-Auszeichnungen auch von einer Gruppe deutschsprachiger Comic-Fachleute zur besten Veröffentlichung des Jahres 2023 gewählt worden. Wie haben Sie die Nachricht aufgenommen?
Das bedeutet mir wirklich sehr viel! Ich bin gut mit Stefan Dinter und Christopher Tauber vom Verlag Zwerchfell befreundet. Kürzlich haben sie ja angekündigt, dass dies ihr letztes Jahr ist, in dem sie Comics veröffentlichen. „Ducks“ wurde gemeinsam mit ihnen und mit Reprodukt herausgebracht. Es ist also ein schönes Gefühl, mit ihnen zusammen mit einem großen Tusch zu gehen.

Eine Seite aus „Ducks“.

© Zwerchfell/Reprodukt

Wie sehr hat der internationale Erfolg von „Ducks“ Ihr Leben verändert – und hat er die Bedingungen verbessert, unter denen Sie als Comiczeichnerin arbeiten können?
Ich denke, das wird sich noch zeigen. Wenn ich mit meinem nächsten Projekt komme, und es könnte etwas ganz anderes sein, werde ich sehen, ob es Interesse gibt – auch wenn es sich nicht mit den großen aktuellen Themen Umwelt und Geschlecht und der Macht der Konzerne und so weiter befasst, wie „Ducks“ es tat, das bei so vielen einen Nerv getroffen hat. Werden sich die Leute für ein ruhigeres Buch begeistern? Ich weiß es nicht.

Eine weitere Seite aus „Ducks“.

© Reprodukt/Zwerchfell

Im Sommer 2023 haben Sie einige Tage in Deutschland verbracht, um „Ducks“ auf dem Münchner Comicfestival und anderen Veranstaltungen vorzustellen. Hatten Sie die Gelegenheit, sich die Arbeiten einiger Ihrer deutschen Comic-Kolleginnen und -Kollegen anzusehen, und wenn ja, welche Werke sind Ihnen besonders aufgefallen?
Ja! Ich habe mir einen Tisch mit Aike Arndt und Roya Soraya geteilt, sodass ich ihre Arbeiten als Kolleg:innen und Freund:innen kennengelernt habe. Es war eine wirklich gute Zeit. Wir haben viele Comicläden besucht und ich habe überall Mawils Bücher gesehen, ich mag seinen Stil. Der Avant-Verlag hatte einige schöne Comics auf der Messe, aber ich hatte nur ein Handgepäck und konnte keine weiteren Bücher kaufen. Sie sagten, dass sie nicht an die Herstellung von E-Books glauben, haha, also hatte ich Pech! Es ist schwer, hier in Kanada deutsche Bücher zu bekommen, und die meisten gibt es einfach nicht auf Englisch. Ich wollte „The Coming of H“ von Hamed Eshrat kaufen.

Immer wieder werden erfolgreiche Comics verfilmt. Gab es Anfragen von Filmgesellschaften oder Produzenten, „Ducks“ für die Leinwand zu adaptieren, und wie stehen Sie einem solche Projekt gegenüber?
Es hat Interesse gegeben, ja! Ich würde zustimmen, mit der richtigen Person. Wir haben Gespräche geführt, und es hängt alles davon ab, wer es macht und welche Ideen er hat.

Im Sommer vor Ihrem Deutschland-Besuch erzählten Sie, Sie seien gerade dabei, Material für eine neue Graphic Novel zu sammeln, die in Ihrer Heimat Cape Breton Island spielt. Können Sie uns etwas mehr über dieses Projekt erzählen und wie es sich entwickelt?
All das ist auf Eis gelegt, während ich ein Bilderbuch fertigstelle, an dem ich schon seit einigen Monaten arbeite. Eigentlich bin ich nur noch wenige Tage von der Fertigstellung entfernt – es sollte bis Ende des Jahres geschafft sein, aber ich denke, die letzten Überarbeitungen werden uns ein wenig ins Jahr 2024 bringen, haha. Ich hatte also keine Zeit, über etwas anderes nachzudenken! Hoffentlich wird dieses Bilderbuch bald angekündigt, dann kann man sehen, was als Nächstes kommt.

Kate Beaton: „Ducks – Zwei Jahre in den Ölsanden, aus dem Englischen von Jan Dinter, Lettering: Stefan Dinter & Lara-Sophie Ludwig / Font: Kate Beaton, Zwerchfell/Reprodukt, 448 Seiten, 39 Euro

© Zwerchfell Reprodukt

Mehr über „Ducks“ und die anderen Jahressieger der Kritiker:innen-Jury hier.

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