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José Carreras

© dpa

Abschiedstour von José Carreras: Sing’ zum Abschied leise Tango

Er hatte seine Karriere schon beendet, dann zog es ihn doch zurück auf die Bühne. Jetzt nimmt Startenor José Carreras mit einem Konzert in der Philharmonie endgültig Abschied von seinem Publikum.

Herbert von Karajans Don Carlo in den Siebzigern, ab 1990 neben Luciano Pavarotti und Placido Domingo der Jüngste im Bunde der Drei Tenöre, die in den römischen Caracalla-Thermen, zur Fußball- WM aufsingend, ihren sagenhaften Siegeszug starteten. Nun kommt José Carreras, „The Legendary Tenor“, in die Philharmonie, um Abschied zu nehmen von seinem „lieben Publikum“.

Dass es in Berlin nicht so zahlreich erschienen ist, wie vielleicht ursprünglich veranschlagt, kommt der Aufmachung entgegen. Denn man blickt dabei auf eine Dia- Show, die im Rücken des tüchtigen Bohemia Sinfonieorchesters Prag abläuft. Sie ist willkommen und geeignet, die leeren Ränge jenseits der Podiumsplätze zu kaschieren. Gefeiert wird eine Legende auf ihrer „Final World Tour“. Der Tenor hat viele Herzen nicht nur mit seinem Gesang erobert, sondern auch mit der sehr hilfreichen José Carreras Leukämie-Stiftung, die er aus Dankbarkeit über die Heilung seiner 1987 diagnostizierten Erkrankung gründete (die 22. Benefiz-Gala der Stiftung findet am 14. Dezember im Estrel Berlin statt).

Der Sänger wirkt eher scheu als sieghaft

Das Programmheft zum Preis von zehn Euro sagt nichts über die aufgeführte Musik. Es bildet ebenso wie die Dias Carreras und seine Freunde ab. Wenn das Orchester unter der lässig-sorgsamen Gebärde von David Giménez ein Intermezzo des spanischen Zarzuela- Komponisten Géronimo Giménez aufführt, liefert es die Begleitmusik zu den Bildern. Wir erfahren, dass der Sänger 66 Opernrollen innehatte und sehen ihn in „Aida“, „La Boheme“, „Carmen“ und „Werther“. Rückblenden aus dem Born der Vergangenheit. Oder mit seinen Gala-Gästen von Sting bis Peter Maffey. Nach langer Bühnenabstinenz gestaltet er zuletzt 2014/16 in Bilbao und Wien die Hauptrolle der Pop-Oper „El Juez“ von Christian Kolonovits, dem Schöpfer eines „Hollywood“-Hits.

Wie der sympathische Sänger das Podium betritt, wirkt er eher scheu als sieghaft. Für ihn wie für die Zuhörer ist das Konzert eine Herzenssache, mit vielen Zugaben geschmückt. Die virtuosen Aufgaben von Gounod bis Delibes überantwortet José Carreras Venera Gimadieva, der aufstrebenden und schon gefragten russischen Sopranistin. Ein Abglanz von früher ist in seinem Singen mit weniger Risiko, ob es um den „Man of la Mancha“ aus dem Don-Quijote-Musical geht oder einen Tango von Carlo Gardel, der ihm vom Timbre her besonders liegt.

Der Interpret weiß, wo eine Phrase leise zu enden hat und wo tenoraler Ehrgeiz geboten ist. Als beide Künstler, besonders aber Carreras , ein „Klassik-Medley“ von Bernstein über Lehár bis zum Brindisi aus „La Traviata“ leidenschaftlich zu Ende bringen, brandet im Bild ein Feuerwerk auf. Das war „A Life in Music“.

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