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Kein Mensch will mehr böse, alle wollen gut sein. Darum kann man heutzutage sicher sein, dass auch das Böse, das allzu Gefährliche, das Fatale in Gestalt der Nächstenliebe einherschreitet - und zunächst auch Nächstenliebe sein kann.

Von Giovanni di Lorenzo

Jedes Jahr das gleiche Theater: Während Berlin sich mit seinem Kunstherbst ins Rampenlicht der weltweiten Kunstöffentlichkeit zu setzen meint, stellt sich nach dem Verrauschen der Feste und dem Ausklang der Ausstellungseröffnungen wieder die bange Frage: Ist Berlin nun ein Stück mehr Kunstmetropole geworden? Eine der wenigen Rahmenveranstaltungen des Kunstherbstes, die Berlin nicht als Nabel der Kunstwelt positionieren wollte, war eine Diskussionsrunde im Büro Friedrich, eine der agilsten und unabhängigsten Kunstinstitutionen der Stadt.

Keine Sorge, es ist nicht politisch, sagt der Mann am Infostand des Deutschen Pavillons auf Nachfrage eines neugierigen Expo-Besuchers. Eine Uraufführung zum Tag der Deutschen Einheit, in Auftrag gegeben von niemand Geringerem als der Bundesregierung, nach Texten von Thomas Brussig, Irene Dirsche, Herta Müller, Péter Nádas und Moritz Rinke und anderen - nicht politisch?

Von Christiane Peitz

Ein Gangsterpärchen wie Bonnie und Clyde konnte Berlin bislang nicht bieten, auch zu einem Al Capone oder Dillinger hat es nicht gereicht. Hollywood hat es im Spezialgenre der Verbrecherbiografie leichter als die hiesige Filmindustrie.

Von Andreas Conrad

Nach dem Zweiten Weltkrieg glaubten viele Filmverleiher, den Deutschen die Konfrontation mit der jüngsten Vergangenheit nicht zumuten zu können. Das kommerzielle Debakel von herausragenden Produktionen wie Peter Lorres "Der Verlorene" schien ihnen recht zu geben, und so wurden entsprechende ausländische Filme gar nicht erst importiert oder per Synchronisation "entnazifiziert".

Was ein Horrorfilm ist, das ist gar nicht so leicht zu sagen. Von "Nosferatu", der in Wes Cravens "Scream 2" im Hintergrund im TV flimmert, als sich ein Mord anbahnt, bis zu den Blutorgien der Splatterfilme reicht der Bogen.

Da glaubt man, für die Musik des letzten Jahrhunderts praktikable Schubladen gefunden zu haben, und nun gerät wieder alles durcheinander. Edgard Varèse galt als Kultfigur der Moderne, doch in der an sich den richtigen Stimmungsrahmen bietenden Akademie der Künste verlieren seine Werke - allesamt Kultstücke - plötzlich ihre provokative Frische.

Von Isabel Herzfeld

Als wäre er gar nicht krank gewesen, so lebendig sprang der Maestro aufs Dirigentenpult und legte los, wie seit langem nicht. Mit einem angriffsfreudigen Musizierstil, ansteckendem Musikantenwitz und abenteuerlichen Tempi rückte er dem Till Eulenspiegel von Richard Strauss zu Leibe.