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Jurypräsidentin und Schauspielerin Kristen Stewart kommt zur Eröffnung der 73. Internationalen Filmfestspiele Berlinale. Die 73. Internationalen Filmfestspiele finden vom 16. bis 26.02.2023 in Berlin statt. +++ dpa-Bildfunk +++ Berlinale-Eröffnung 2023

© picture alliance/dpa/Soeren Stache

Berlin und die Berlinale: Einsteigen bitte!

Wieso unterstützt das Land Berlin das wichtigste Festival der Stadt eigentlich nicht, das ihren Namen sogar im Titel trägt? Ein Plädoyer.

Ein Kommentar von Christiane Peitz

Bei der Eröffnungsgala im Februar betonte die damalige Regierende Bürgermeisterin Franziska Giffey, dass die Berlinale für die „Medien-, Festival- und Kinometropole Berlin von enormer kultureller wie wirtschaftlicher Bedeutung“ sei.

Wohl wahr. Geschäftsführerin Mariette Rissenbeek erwähnte im Tagesspiegel-Interview die letzte Studie der Landesbank von 2019, welche die Wirtschaftskraft des Festivals für die Stadt mit 100 Millionen Euro beziffert. In diesem Jahr, mit Besucherzahlen wie vor der Pandemie, wird es nicht weniger sein.

Trotzdem zahlt das Land so gut wie nichts für die Filmfestspiele, die den Namen der Hauptstadt im Titel tragen und ihr eine Strahlkraft bescheren wie in der Kultur sonst nur die Berliner Philharmoniker.

Ein kleiner Zuschuss für die Eröffnungsgala, außerdem Zuschüsse des Medienboard Berlin-Brandenburg für die ans Festival angedockten Nachwuchs-Workshops der Berlinale Talents (285.000 Euro), die Marktpräsenz der gezeigten Serien (30.000 Euro) und den Teddy Award (27.500 Euro) – das ist 2023 auch schon alles. Zum Hauptbudget der Berlinale in Höhe von gut 32 Millionen Euro trägt Berlin nichts bei.

Nun hat der Bund die Kulturmetropole in den letzten Jahren kräftig entlastet, übernahm unter anderem die Akademie der Künste, finanzierte die Sanierung der Staatsoper mit und stieg bei den Philharmonikern ein, um Berlin den Rücken zu stärken.

Nur so kann die Stadt die laufenden Kosten etwa für die drei Opernhäuser weiterhin stemmen. Mit dem Haushaltsentwurf für 2024/25 hat sich der neue Kultursenator Joe Chialo auch klar zur fortgesetzten Unterstützung der hier besonders wichtigen Freien Szene bekannt.

Die Berlinale ist in Not. Kostenexplosion und Sponsorenschwund zwingen die Festivalleitung zu einem Schrumpfkurs, der die Marke Riesenpublikumsfestival gefährdet. Kulturstaatsministerin Claudia Roth will daran offenbar nichts ändern: Neben der Regelförderung des Bundes (10,7 Millionen Euro) sind keine Extra-Zuschüsse mehr vorgesehen.

„Lassen wir sie strahlen. Erstrahlen!“: Roths mitreißendes Eröffnungsgala-Bekenntnis klingt mittlerweile hohl, zumal sie auch die überfälligen Personalfragen (Rissenbeeks Nachfolge ab 2024, Vertragsverlängerung für den künstlerischen Leiter Carlo Chatrian) schleifen lässt.   

Wieso steigt Berlin nicht ein? Joe Chialo kann sich Lorbeeren verdienen, indem er sich bei der Senatskanzlei und der Wirtschaftsbehörde für das wichtigste Event an Deutschlands Filmstandort Nummer Eins starkmacht. Ein, zwei Millionen vom Land, für Einnahmen in Höhe von mindestens 100 Millionen? Was für ein Regionaleffekt.

Und Chialo hätte dann einen dicken Stein im Brett, bei den Berliner Festivalfans, den nationalen und internationalen Gästen, an denen die Stadt kräftig verdient, und bei den zahlreichen „freien“ Filmschaffenden der Stadt. Die Berlinale gehört in den Nachtragshaushalt.

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