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Mithilfe der Sprachassistentin Alexa von Amazon lässt sich auch ein der Kühlschrank öffnen.

© picture alliance/dpa/dpa-tmn

Fünf Jahre Sprachassistenten: Bye-bye, Alexa!

Sprachassistenten wie Alexa von Amazon galten einmal als fortschrittlich und hilfreich: Nun zeigt sich: Es lebt sich besser ohne sie.

Eine Kolumne von Joachim Huber

Alexa, erinnern Sie sich? The next big thing, der letzte heiße Scheiß in jedem Leben, das smarter than life sei wollte. Alexa war neu, aufregend, der Showeffekt war gigantisch: Alexa, wie spät es ist in Auckland? Alexa, wann fährt der nächste Zug vom Hauptbahnhof nach Finsterwalde? Alexa, spiel mal „Highway to hell“.

Der Gast, auch die Gästin, sie staunten über die praktische Lebenshilfe mit der soften Stimme, sehr wahrscheinlich haben sie sich Alexa oder Apples Siri oder Microsofts Cortana oder Googles Home Assistant in die Wohnzimmer geholt. Google.de hörte schon das Sterbeglöcklein läuten.

High sein, frei sein, Alexa muss dabei sein, das war die Losung jener, die zu oft David Hasselhoff mit „Kitt“ oder Dave Bowman mit HAL in „2001: Odyssee im Weltraum“ hatten sprechen hören.

Was vor fünf Jahren nach körperlosem Computer, noch besser: nach „Ubiquitous Computing“ aussah, ist tatsächlich nur ein Staubfänger geworden. Für Amazon ist Alexa sogar ein Milliardengrab, allein 2022 sollen zehn Milliarden Dollar Verlust angehäuft worden sein. Tausende Amazonians verlieren auch Alexas wegen ihre Arbeitsplätze.

Das Vorführen von Alexa hat schon Eindruck gemacht, über das Vorführen bin ich jedoch selten hinausgekommen. Wie sich in der Alltagspraxis herausgestellt hat: Die Armbanduhr zeigt mir die Zeit schneller an, Einkaufen geht per Handy effizienter, weil das Smartphone das Produkt von allen Seiten anzeigt, Züge fahren sowieso, wann sie wollen und nicht, wie Alexa will.

Dann kam ein merkwürdiger Effekt dazu: Alexa plapperte ungefragt los, was irritierte und Verdacht provozierte, Alexa würde mein Handeln registrieren, meine Vorlieben, meinen Konsum ja, meine Gedanken lesen. Einige wollen erfahren haben, dass Alexa zuhört, wenn man spricht, stöhnt oder telefoniert. Der Sprachassi als Abhöragent von Jeff Bazos. So in etwa geht die Verschwörungstheorie.

Alexa ist jetzt stumm, ich habe das Frage-und-Antwort-Spiel beendet. Ich fühle mich eigenständiger, selbstständiger. Vielleicht braucht Alexa mich, aber ich brauche Alexa nicht. Meine Kommunikation mit dem Computer läuft über meine Finger, nicht über meine Stimme. Ich finde das sehr befriedigend.

Es gibt Technik, die nicht begeistert.

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