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Blick in den Saal des Konzerthauses am Gendarmenmarkt.

© picture alliance/dpa/Christophe Gateau

Klassik live und im Radio: Hier Boom, dort Kahlschlag

Die Berliner Orchester und Opernhäuser melden beeindruckende Auslastungszahlen – der RBB dagegen kürzt den Klassikanteil seiner Kulturwelle noch weiter ein als bislang bekannt.

Eine Kolumne von Frederik Hanssen

Das sind doch mal gute Nachrichten: Die Besucherzahlen in den staatlich geförderten Berliner Bühnen sind 2023 wieder auf das exzellente Niveau gestiegen, das sie vor der Corona-Zeit bereits erreicht hatten. Für die Klassikszene bedeutet das konkret: Ins Konzerthaus am Gendarmenmarkt strömten 139.585 Menschen, in die Komische Oper 166.679, zu den vier Ensembles der Rundfunkorchester und -chöre GmbH 197.475. Die Staatsoper verzeichnete 232.963 verkaufte Tickets, die Berliner Philharmoniker 241.730 und die Deutsche Oper 243.649.

Die Leute strömen

Macht zusammen 1,222 Millionen Menschen – und da kommen die Besucherzahlen des vom Senat nicht erfassten Pierre Boulez Saals sowie der privaten Klassikveranstalter wie dem Pianosalon Christophori noch obendrauf. Aktuell sieht es sogar sensationell aus: Die Leute strömen, das Deutsche Symphonie-Orchester hatte noch nie so hohe Einnahmen beim Kartenverkauf, das Konzerthaus freut sich über eine Auslastung von 94 Prozent und auch im größten Zuschauerraum der Stadt, in der Deutschen Oper, kann man selbst an einem Mittwochabend bestens gefüllte Reihen sehen.

Nur der Rundfunk Berlin-Brandenburg verhält sich antizyklisch und hat bei seiner Kulturwelle, die seit Dienstag „Radio 3“ heißt, insgesamt sieben Stunden Klassik aus dem Tagesprogramm gestrichen. Nicht nur zwischen sechs und zehn Uhr sind Komponisten wie Haydn und Co. jetzt „in den Keller verbannt“, wie es der neue Morgenmoderator Jörg Thadeusz auf seine flapsige Art formulierte. Das war ja im Vorfeld angekündigt worden. Doch auch nachmittags zwischen 16 und 19 Uhr hat Programmchefin Dorothee Hackenberg heimlich, still und leise Sinfonisches und Kammermusikalisches durch Pop, Jazz, Chanson und Weltmusik ersetzt. Wer seine Klassik zum Frühstück vermisst, geht also auch beim Heimkommen vom Job künftig akustisch leer aus.

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Wahrscheinlich steckt eine konzertierte Aktion von RBB und Kultursenator Joe Chialo dahinter: Die vom Kahlschlag im Kultursender frustrierten Fans werden so animiert, noch häufiger Opernaufführungen und Live-Konzerte zu besuchen.

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