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Das Theater in der Villa Mazzacorati in Bologna.

© Hanssen

Kolumne „Der Klassiker“ (Folge 50): Kammermusik alla bolognese

Notizen einer Italien-Reise (III): In Bologna findet man das am besten erhaltene private Theater in einer historischen Villa. Hier präsentieren sich jungen Künstlerinnen und Künstler.

Eine Kolumne von Frederik Hanssen

Eine der besonders beglückenden Entdeckungen auf unserer Italien-Rundreise war die Villa Mazzacorati in Bologna. Einst lag sie außerhalb der Stadt, an der Straße, die Richtung Toskana führt. Mittlerweile ist sie von den Vororten umschlossen, ein Großteil des Gebäudes wird, ganz profan, vom regionalen Gesundheitsamt belegt. Doch hinter der von hohen Säulen gesäumte Fassade kann man auch in ein bezauberndes Theaterchen gelangen: 1763 hat sich einer der adligen Besitzer hier eine Bühne installieren lassen.

Klassik gratis

Die Stadt nutzt sie für eine kostenfreie Konzertreihe für den klassischen Nachwuchs. Die Sitzgelegenheiten sind äußerst unbequem, die jungen Künstler maximal nervös. Also schweift der Blick schweift über die üppige barocke Ausstattung: Da gibt es gemalte Blumengirlanden und putzige Putten, die durch arkadische Landschaften wandeln, jeder Zentimeter der Wände und der Decke ist verziert, die beiden schmalen Ränge werden von Karyatiden getragen. Es sind Sirenen und Tritonen, deren nackte Oberkörper aus doppelt verschlungenen Fischschwänzen herauswachsen.

Wie überrreich bella Italia mit Kunstschätzen aus allen Jahrhunderten gesegnet ist, zeigt sich an solchen versteckten Kleinodien. Was gibt es nicht alles Großartiges zu sehen im Zentrum Bolognas, vom archäologischen Museum über das Anatomische Theater der 1088 gegründeten Universität bis hin zum MAMbo, dem Museo d’arte moderna, von der mächtigen Basilica di San Patronio, der fünftgrößten Kirche der Welt, über die Piazza Maggiore bis zu den eleganten Geschäften in den schier endlosen Arkadengängen. Und an der Peripherie dann noch die Villa Mazzacorati. Mamma mia!

In Berlin finden sich leider keine historischen Privatpaläste mit Theatern – jedenfalls kenne ich keine, nicht einmal im noblen Grunewald. Aber es gibt auch bei uns jede Menge Gelegenheiten, Auftritte von Studierenden gratis zu erleben. Im neobarocken Neuen Marstall beispielsweise, der Dependance der Eisler-Musikhochschule direkt hinterm wieder aufgebauten Stadtschloss.

Am 8. Januar ist dort im „Krönungskutschensaal“ die Violinklasse von Jiyoon Lee zu erleben, der 1. Konzertmeisterin der Berliner Staatskapelle. Im Stil der Neorenaissance wiederum prunkt die Fassade des Universität-der-Künste-Gebäudes an der Bundesallee. Im Rahmen der „Corporate Concerts“ findet hier am 10. Januar ein Kammermusikabend mit Studierenden statt, ebenfalls bei freiem Eintritt.

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