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Laure Catugier: Aus der Serie "Desert"

© Laure Catugier

Laure Catugier in der Galerie Weißer Elefant: Wie schön Mauern welken

Die architektonischen Collagen der französischen Künstlerin Laure Catugier.

Schon im Hof zur Galerie Weißer Elefant hängen große Plakate: Collagen von Laure Catugiers schwarz-weißen Fotografien, die wie konstruktivistische Bilder aussehen. Bei näherer Betrachtung offenbaren sie jene Elemente, die Catugier am städtischen Raum interessieren. Sie fotografiert Fassaden wie abstrakte Gemälde und konzentriert sich dabei auf das Zusammenspiel von Licht und Schatten – und architektonische Besonderheiten.

Fragmentierte Fassaden

Unordentlich gestrichene Farbfelder und abgeplatzter Putz, der manchmal geradezu minimalistisch anmutet, bilden nicht nur die „dritte Haut“ des Menschen, sondern sind auch Basis von Catugiers malerischer Konstruktion. Auch wenn sie die Städte auf der Suche nach dankbaren Motiven durchstreift, sind sie in keiner Weise Architekturfotografie. Laure Catugier kommt es nicht auf die fotografisch korrekte Abbildung eines Gebäudes an, sondern auf Partien, die ihr Interesse wecken. Mit ihrer Kamera fragmentiert sie die Fassade und kombiniert sie mit anderen Elementen, ihr Verfahren könnte als man eine Methode der Décollage und Collage nennen: Kompositionen aus Farben, Linien, Mauervorsprüngen, Rohren, Balkonen und vielleicht noch dem Kabelgewirr, das von Catugier nicht als Störung, sondern im Gegenteil als Bereicherung verstanden wird.

In der Galerie Weißer Elefant ist im Rahmen des „Europäischen Monats der Fotografie“ unter dem Titel „Askese der Schatten“ eine Einzelausstellung mit ihrer Arbeit der vergangenen Jahre zu sehen. Über Rollen, die horizontal von der Decke hängen, hat sie die auf großen Papierbahnen gedruckten Bilder gelegt und mit anderen Ansichten kombiniert. Ein trickreiches Spiel der Perspektiven. Im Gegensatz zu Catugiers Objekten aus Beton sind ihre fragmentierten Reproduktionen der Serie „Desert“ locker, federleicht und fragil im Raum schwebend platziert (ab 2600 Euro).

Nächstes Ziel: die Architektur in Alexandria

Für die Serie „Fragment“ wurden Bilder auf Multiplexplatten gedruckt und zu zwei- bis dreiteiligen Kompositionen arrangiert (ab 3000 Euro). Catugier beschreibt sie ihre Arbeit als Erforschung von Raum, Bild und Ton. Ihre Ausstellungen zeichnen sich durch spezielle Inszenierungen der Fotografien aus. Zudem hat Catugier Fotografien zu Projektionen animiert, die von rhythmisierten Klängen begleitet werden. Dank internationaler Stipendien konnte die 1982 in Toulouse geborene, seit Langem in Berlin lebende Künstlerin ihre fotografische Forschung in vielen Ländern durchführen, darunter im Iran, in Bolivien, Japan, Russland und Taiwan. Bald wird sie ein Stipendium des Institut Français in Alexandria antreten und dort wiederum auf eine ganz eigene Architektur treffen.
Galerie Weißer Elefant, Auguststr. 21; bis 31. 10., Di–Fr 11–19 Uhr, Sa 13–19 Uhr

Matthias Reichelt

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