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Prinz Harry, Herzog von Sussex trifft vor dem High Court in London ein.

© dpa/JEFF MOORE

Harry im Kampf gegen die Presse vor Gericht: „Wie viel Blut muss noch aus ihren tippenden Fingern fließen?“

Prinz Harry hat sich einem Kreuzverhör im Hohen Gericht in London ausgesetzt. In eigener Sache. Er bezichtigt Boulevardmedien, ihn unter anderem abgehört zu haben.

Von Tessa Szyszkowitz

Es passiert nicht jeden Tag, dass ein Prinz im Gericht ins Kreuzverhör genommen wird. Zumindest nicht in London. Dort kam es zuletzt vor 132 Jahren vor. 1891 sagte Königin Victorias ältester Sohn in einem Gerichtsverfahren als Zeuge aus.

Es ging um ein Bakkarat-Spiel, an dem „Bertie“ teilgenommen hatte. Die ganze Affäre war dem späteren König Edward VII. höchst unangenehm. Weshalb beschlossen wurde, die Royals künftig aus dem Gerichtssaal fernzuhalten.

Prinz Harry aber setzt sich dem Spektakel selbst aus. Vor dem Hohen Gericht am Londoner Strand warteten die ihm verhassten Papparazzi, auch Reporter aus aller Welt waren gekommen. In dunkelblauem Anzug und violetter Krawatte eilte der jüngere Sohn von König Charles in den Gerichtssaal. Nervös, aber konzentriert, berichteten Gerichtsreporter, setzte er sich in den Zeugenstand.

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Der 38-jährige Herzog von Sussex tritt aber nicht nur als Zeuge, sondern als einer von vier Klägern auf. Sie bezichtigen die Mirror-Gruppe - Daily Mirror, Sunday Mirror und The People - unter Ausnützung einer technischen Sicherheitslücke ihre Telefone abgehört zu haben.

Gerichtszeichnung von Prinz Harry, Herzog von Sussex und sein Anwalt David Sherborne bei der Zeugenaussage in den Rolls Buildings im Zentrum Londons.

© dpa/Elizabeth Cook

All das zu Beginn des 21. Jahrhunderts, als Menschen noch Nachrichten auf Mobilboxen sprachen. Harrys Mobiltelefon war im Internat eine wichtige Verbindung zu seiner Familie. „So habe ich mit meiner Mutter Kontakt gehalten, mit der ich sehr eng war“, sagt er in seiner Zeugenaussage: „Meine Sprachnachrichten waren voller unglaublich privater und sensibler Informationen.“

Um an private Informationen und Stories zu kommen, war manchen Chefredakteuren jedes Mittel recht. In diesem Prozess geht es um 289 Zahlungen an Privatdetektive, die versucht haben, an Informationen über Harry und sein Umfeld zu kommen. Die Mirror-Gruppe weist die Bespitzelungs-Vorwürfe zurück.

„Mirror Group Newspapers“ und andere Boulevardzeitungen haben allerdings bereits in früheren Verfahren zugeben müssen, dass sie tatsächlich Telefone gehackt haben. Harry ist auch gemeinsam mit Elton John Kläger in einem Prozess gegen „Associated Newspapers Limited“, darunter die „Daily Mail“.

„Wie viel Blut muss noch aus ihren tippenden Fingern fließen, bevor jemand diesen Wahnsinn stoppt?“, fragt Prinz Harry laut Zeugenmitschrift. Trotz des harten Kreuzverhörs, dem der Anwalt der Mirror-Gruppe Andrew Green ihn aussetzte, parierte Harry laut Gerichtsreportern kühl und konkret, teilweise mit ironischen Einwürfen. „Sind Sie hier, um den Wahnsinn zu stoppen?“, wird er im Gerichtssaal gefragt: „Das hoffe ich“, antwortet Harry.

Der Herzog von Sussex, so sein offizieller Titel, führt eine Privatfehde von höchst politischer Bedeutung gegen die britische Boulevardpresse. Er macht sie für den Tod seiner Mutter Diana 1997 verantwortlich. Wie Harry in seiner Biografie „Spare“ und einer Doku-Serie auf „Netflix“ erzählte, hatte er nie eine Privatsphäre. Er, sein Bruder und ihre Freundinnen wurden von Reportern und Fotografen auf Schritt und Tritt verfolgt.

Sollte die „Mirror-Gruppe“ schuldig gesprochen werden, dann bekommen nicht nur Harry und die Kläger Schadenersatz. Das Urteil wäre ein Präzedenzfall für andere Gerichtsverfahren, in denen Prominente wegen ähnlicher Delikte geklagt haben. Das Verfahren läuft bis Ende Juni.

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