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Zu Wochenbeginn machte die Fregatte „Hessen“ noch kurz für einen Besuch von Verteidigungsminister Boris Pistorius auf der griechischen Insel Kreta fest - am Freitagmorgen passierte sie den Suezkanal ins Rote Meer.

© dpa/Michael Fischer

Bundeswehr-Einsatz im Roten Meer beginnt : Eine gefährliche, aber auch lehrreiche Operation

Der Bundestag hat grünes Licht für den Marineeinsatz im Roten Meer gegeben. Dabei zeigen sich typisch deutsche Schwächen und Stärken.

Ein Kommentar von Christopher Ziedler

In einen solch gefährlichen Einsatz hat sich ein Kriegsschiff der Bundesrepublik Deutschland noch nie begeben. Die islamistischen Huthi-Milizen, die mit modernen Waffen aus dem Iran vom Jemen aus zuletzt mehrere Schiffe im Roten Meer angegriffen haben, könnten auch die Fregatte „Hessen“ ins Visier nehmen.

Man rechne, so ließ der Marineinspekteur Christian Kaack schon bei ihrem Auslaufen aus Wilhelmshaven wissen, mit Raketen, Drohnen und ferngesteuerten „Überwassereinheiten im Kamikazebetrieb“.

Jenseits der Bedrohung liefert die Beteiligung an der EU-Militärmission namens „Aspides“ auch eine Reihe von Erkenntnissen über den Zustand der Bundeswehr im Speziellen und der hiesigen Verteidigungspolitik im Besonderen.

Irgendwie typisch, dass die Deutschen mal wieder nicht die schnellsten waren - die amerikanisch-britische Operation „Prosperity Guardian“, die nun unterstützt wird, läuft seit Dezember. Da wollte man in Berlin auch schon helfen, es brauchte aber erst den passenden Rahmen dafür. Aus gutem Grund will man nur im Bündnis militärisch aktiv werden.

Nach Überwindung all dieser prozeduralen Hürden, zu denen auch das nun erteilte Bundestagsmandat gehört, aber will es Deutschland nun besonders gut machen. Die Marine hat ihr bestes Schiff geschickt, das gerade erst die schnelle Eingreiftruppe der Nato zur See angeführt hat. Und diese Fregatte „Hessen“ hat sich auch schon vor vielen Tagen auf den Weg gemacht, dass sie nach dem parlamentarischen Ja jetzt auch sofort loslegen kann.

Deutschlands Interesse an der Welt bleibt

Verteidigungsministerium und Bundeswehr wollen damit demonstrieren, dass der Abzug aus Afghanistan und Mali gepaart mit dem neuen alten Fokus auf die Bündnis- und Landesverteidigung wegen des russischen Überfalls auf die Ukraine nicht das Ende von Deutschlands Interesses am Rest der Welt markieren. Ohnehin muss der drittgrößten Volkswirtschaft der Welt besonders an freien Schiffwartswegen für den Export gelegen sein.

In der Vorbereitung des Einsatzes zeigten sich freilich auch die rüstungspolitischen Schwächen. Zwar ist die „Hessen“ bis an die Zähne bewaffnet, die Munition musste aber zusammengesucht werden.

Sie kann für eines der beiden Flugabwehrgeschütze nicht einmal mehr nachproduziert werden, worauf dieser Tage der verteidigungspolitische Sprecher der Unionsfraktion hingewiesen hat. Und dass kein sogenannter Einsatzgruppenversorger die „Hessen“ begleitet, heißt nichts Anderes, als dass ihr Einsatz enden muss, sollte ihre Munition verschossen sein. So muss man wohl im doppelten Sinn hoffen, dass es friedlich bleibt.

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