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US-Präsident Joe Biden bei seinem Auftritt am Mittwoch im Weißen Haus.

© IMAGO/Yuri Gripas

Ist er noch fit genug für sein Amt?: „Jackie“-Rufe nähren erneut Gerüchte um Bidens Gesundheitszustand

Nach einem Versprecher wieder wird darüber diskutiert, ob der US-Präsident seinem Amt noch gewachsen ist. Sein Arzt könnte das bestätigen. Angesichts der Polarisierung würde die Diskussion aber weitergehen.

Ein Kommentar von Juliane Schäuble

Es gibt kein Gesetz, das es US-Präsidenten vorschreibt, der Öffentlichkeit Details über ihren Gesundheitszustand zu offenbaren. Die meisten haben es dennoch regelmäßig getan – auch, weil die körperliche und psychische Verfassung des Oberbefehlshabers einer Supermacht naturgemäß von großem Interesse ist.

Joe Biden ließ das Ergebnis einer gründlichen Untersuchung durch seinen Leibarzt Kevin O’Connor im November 2021 veröffentlichen. Der Präsident, der im November 80 wird, wird darin als „gesund und kräftig“ beschrieben. Attestiert wurden: ungefährliches Vorhofflimmern, erhöhter Cholesterinspiegel, Arthrose-bedingt zunehmend steifer Gang sowie regelmäßiges Hüsteln, da Magensäure in die Speiseröhre zurückfließe.

Zu Bidens regelmäßigen Versprechern finden sich in O’Connors Bulletin keine Erklärung. Die unterlaufen dem Präsidenten schon seit Jahren, und seit bekannt ist, dass er als Kind stotterte, lässt sich vieles erklären.

Aber ein Auftritt Bidens am Mittwoch hat neue Aufregung ausgelöst. Der Präsident erschien bei einer Konferenz zum Kampf gegen den Hunger im Weißen Haus. Auf dem Podium dankte er den Kongressmitgliedern, die dies möglich gemacht hatten, schaute ins Publikum und rief dann: „Jackie, bist du da? Wo ist Jackie?“

Gemeint war die republikanische Abgeordnete Jackie Walorski. Die war aber am 3. August bei einem Autounfall in ihrem Heimatstaat Indiana ums Leben gekommen – was Biden eigentlich wissen musste. Zumindest hatte das Weiße Haus in seinem Namen kondoliert.

Biden schien verwundert, dass Jackie nicht im Raum war, und es dauerte nicht lange, bis der Vorfall in den sozialen Netzwerken viral ging. Republikaner forderten ihn auf, sich bei Walorskis Familie zu entschuldigen, rechte Medien taten mit neuer Verve, was sie seit seinem Amtsantritt gerne tun: Biden als senil darstellen und sich über ihn lustig machen.

Der Versuch seiner Sprecherin Karine Jean-Pierre, den Auftritt zu erklären, ging daneben. Jean-Pierre erklärte, der Präsident sei mit seinen Gedanken sehr bei Walorski gewesen, denn er wolle am Freitag mit deren Angehörigen zusammentreffen, wenn er ein Gesetz unterzeichne, durch das eine Veteranenklinik in Indiana nach ihr benannt werden solle.

Die Sprecherin erklärte aber nicht, warum Biden offenbar angenommen habe, Jackie befinde sich im Raum. Wahrscheinlich ist, dass er ihren Tod einfach vergessen hatte. Wohlmeinende merken an, dass das angesichts seiner Arbeitsbelastung schon mal passieren könne.

Würde ein erneutes ärztliches Bulletin helfen, die Unklarheit zu beseitigen? Angesichts der feindseligen medialen Debatten und der Bereitschaft, Verschwörungstheorien zu glauben, muss das bezweifelt werden.

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