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PORTRÄT DIETER JANECEK BAYERISCHER GRÜNEN-CHEF:: „Man muss Reibung erzeugen“

Es hätte alles so schön sein können. Nach dem für die Grünen erfreulichen Ausgang der Niedersachsen-Wahl blinken in der Partei deutlich rot-grüne Signale.

Von Sabine Beikler

Es hätte alles so schön sein können. Nach dem für die Grünen erfreulichen Ausgang der Niedersachsen-Wahl blinken in der Partei deutlich rot-grüne Signale. Dieter Janecek allerdings, der bayerische Grünen-Chef, wollte diese stören. Der 36-Jährige möchte die starre Bindung an die SPD aufbrechen und schrieb in einem Thesenpapier: „Wer jetzt noch auf das Lagerwahlkampfmodell setzt, reitet ein totes Pferd.“ Öffnen solle sich die Partei, in alle Richtungen gesprächsbereit sein. Nun hat Janecek mit seinem Papier viele Parteifreunde gegen sich aufgebracht und eines bewirkt: Die Reihen stehen jetzt fest geschlossen hinter Rot-Grün.

Das grüne Unwort Schwarz- Grün schrieb Janecek dabei gar nicht auf. Der in Niederbayern aufgewachsene PR-Berater betont, dass er „kein kulturelles Verhältnis zu Schwarz-Grün“ habe. Aber der Reformer Janecek gehört nicht zu den Grünen, die Gespräche mit den Christdemokraten kategorisch ablehnen. Andere Reformer wie auch Parteilinke sind über seinen Alleingang sehr erbost und schimpfen, der Dieter wolle sich jetzt „mal profilieren“, er verschrecke die Wähler und überhaupt käme diese Debatte „zur Unzeit“.

„Wann gibt es einen besseren Zeitpunkt?“, fragt Dieter Janecek, seit 2008 Landeschef in Bayern und auf dem erfolgversprechenden vierten Platz der Landesliste für die Bundestagswahl. Ihm gehe es darum, Menschen nicht über Lager, sondern über Themen zu erreichen. Seine Präferenz sei schon Rot-Grün, aber „im Zweifelsfall“ müsse man auch mit der CDU oder auch mal mit den Linken reden. Er wolle eben nichts ausschließen.

„Man muss Reibung erzeugen, damit was Neues entsteht“, sagt Janecek. Der Münchner ist wertkonservativ, seine Erdung erfährt er, wie er sagt, durch seine Familie und Freunde. Die „Bewahrung der Schöpfung“ ist für ihn ein Wert, der ihn 1995 als „CSU-Oppositioneller“ zu den Grünen brachte.

Janecek ist ein ruhiger Politiker, der sich in vielen Kreis- und Ortsverbänden blicken lässt. Unbeliebt ist er nicht. Aber er kann stur sein. Mit seiner Klage zwang er die Stadt München 2008 zur Einrichtung der Umweltzone. Der FC-Bayern-Fan ist Mitglied im Münchner „Verein gegen betrügerisches Einschenken“ und gegen maßlose Bierpreise. Als bekennender Stones-Fan besitzt er Tausende von Platten. Allein von „Jumpin’ Jack Flash“ habe er „so an die 50 Versionen“, schätzt er. Ist Janecek einmal von etwas überzeugt, kann er sehr beharrlich sein. Sabine Beikler

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