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Maschinen von Ryanair und EasyJet parken am BER.

© Getty Images/Sean Gallup/Bearbeitung Tagesspiegel

Weniger Passagiere, weniger Billigflieger: Überleben alle deutschen Flughäfen?

Der innerdeutsche Flugverkehr ist stark zurückgegangen. Von den Auswirkungen der Corona-Pandemie hat er sich noch immer nicht wieder erholt. Für viele Airports bringt das große wirtschaftliche Probleme mit sich.

Der innerdeutsche Luftverkehr liegt am weitesten unter dem Vorkrisenniveau vor der Corona-Pandemie. Ohne Zubringerflüge zu den Langstreckenflügen an den Drehkreuzen Frankfurt und München gibt es nur 25 Prozent der Flüge des Jahres 2019. Das ist für die kleineren Flughäfen ein Problem. Die Reisenden sind dadurch immer häufiger gezwungen, auf Abflugorte in Nachbarländern auszuweichen. Airlines und dabei gerade die Billiganbieter begründen ihren Teilrückzug aus Deutschland mit hohen Steuern und Gebühren.

Drei Experten beantworten die Frage, ob die deutschen Flughäfen trotzdem eine realistische Chance haben, weiterhin zu bestehen. Sie gehen auf den Gebührenstreit, aber auch auf die Frage ein, ob es ein Nachfrage- oder eher ein Angebotsproblem gibt. Alle weiteren Teile unserer Serie „3 auf 1“ finden Sie hier.


Einige Low-Cost-Standorte haben sich überdurchschnittlich erholt

„Billigflieger“ tragen zur Erreichbarkeit der vielen verteilten Bevölkerungsschwerpunkte und meist mittelständischen Unternehmen auch abseits der Ballungsräume in Deutschland bei. Der deutsche Luftverkehrsmarkt läuft mit 29 Prozent weniger Passagieren in 2023 als in 2019 der Entwicklung in Europa (minus acht Prozent) zurzeit hinterher; dies betrifft besonders die Billigflieger und größere Flughäfen.

Dennoch haben sich einzelne Low-Cost-Standorte wie Memmingen oder Karlsruhe seit Ende der Pandemie stark überdurchschnittlich erholt. Die finanzielle Situation der Flughäfen ist standortabhängig, auch aufgrund unterschiedlicher Eigentums- und Geschäftsmodelle. Eine Diversifikation des Angebotsmixes und damit der Einnahmequellen kann helfen, Einbrüche in bestimmten Segmenten abzumildern. Gleichzeitig sollten staatliche Eigentümer bei der Entwicklung „ihrer“ Flughäfen auch deren regionalwirtschaftliche Bedeutung und langfristige Potenziale auch im Kontext neuer Technologien berücksichtigen.


Die staatlichen Belastungen sind zu hoch

Ja, es ist richtig, dass sich die Low-Cost Airlines aus dem deutschen Markt an den größeren Flughäfen zurückziehen. Wir haben in Deutschland kein Problem auf der Nachfrageseite. Die Menschen möchten wieder Reisen.

Die Schwierigkeiten liegen auf der Angebotsseite. Durch die ausufernden regulativ bedingten staatlichen Belastungen verdienen die Airlines im deutschen Markt schlicht zu wenig. Deshalb wäre es dringend geboten, die Branche nicht mehr als finanzielle Melkkuh zu missbrauchen. Im Vergleich zu anderen europäischen Luftverkehrsmärkten brauchen wir mehr Wettbewerbsfähigkeit. Hier ist die Bundesregierung gefordert.

Leider ist die für Mai angekündigte Erhöhung der Luftverkehrssteuer genau das Gegenteil von dem, was dringend Not tut. Low Cost Airlines sind mit ihren Streckenangeboten außerhalb von Deutschland profitabler unterwegs. Die Leidtragenden dieser Entwicklung sind die Privat- wie Geschäftsreisenden, die weniger attraktive Strecken buchen können.


Für manchen kleinen Flughafen wird es eng

Billigflieger wie früher, die gibt es ja eigentlich nicht mehr. Jedenfalls bringt einen nur noch selten jemand für 9,99 Euro auf die Balearen. Man freut sich, wenn es günstig ist, aber so günstig, dass man nur deshalb übers Wochenende nach Florenz fliegt – die Zeiten sind vorbei. Und die Nachfrage, die dadurch geschaffen wurde, auch.

Wer heute fliegt, tut das nicht wegen, sondern trotz des Preises. So sollte es angesichts der Umweltwirkung wohl auch sein. Doch was tun mit den vielen Regionalflughäfen, die im Low-Cost-Boom der Nuller-Jahre eingeweiht oder ausgebaut wurden? Deren Schicksal liegt nicht in der Hand des Bundes, von einer Planung für das ganze Land braucht man nicht auszugehen.

Die Länder und Kommunen betonen stets, wie wichtig ihre Standorte als Tore zur Welt für die regionale Wirtschaftskraft sind. Insolvenzen kommen durchaus vor, aber werden von den staatlichen Gesellschaftern aufgefangen. Jedoch plant die EU ein Beihilfeverbot. Sollte es tatsächlich kommen, dürfte es für manchen kleinen Flughafen eng werden.

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