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Nur wenige Menschen sind zur Organspende bereit.

© dpa/Caroline SeidSeidel-Dißmannel

Anstieg um fünf Prozent: In Deutschland steigt die Bereitschaft zur Organspende leicht

Der 3. Juni ist Tag der Organspende. Eine neue Umfrage zeigt nun, dass die Bereitschaft zur Organspende in Deutschland leicht gestiegen ist.

Der Anteil der Menschen, die zu einer Organspende bereit sind, ist einer Umfrage zufolge zuletzt gestiegen. In einer Erhebung der Barmer-Krankenkasse gaben 39 Prozent der Teilnehmenden an, dass sie „bestimmt“ zur Organspende nach ihrem Tod bereit seien, wie das Unternehmen am Samstag, dem Tag der Organspende, mitteilte.

Im Vorjahr hatten sich demnach nur 34 Prozent so geäußert. Die Deutsche Stiftung Patientenschutz beklagt bei dem Thema Versäumnisse der Politik.

An der Barmer-Umfrage nahmen nach Angaben der Krankenkasse im April und Mai rund 1000 Versicherte zwischen 16 und 64 Jahren teil. Der Anteil derjenigen, die für sich eine Organspende sicher ausschließen, lag demnach wie im Vorjahr bei neun Prozent. Weitere neun Prozent sagten, sie würden „wahrscheinlich nicht“ ihre Organe spenden, 25 Prozent wollten dies „eventuell“ tun und 18 Prozent „wahrscheinlich“.

Die Erhebung bestätige zudem die großen Unterschiede zwischen den Geschlechtern, erklärte die Barmer. Frauen seien zu 44 Prozent zur Organspende bereit, bei Männern seien es lediglich 33 Prozent. Auch zwischen den verschiedenen Altersgruppen gibt es deutliche Unterschiede.

Es gibt gute Gründe für oder gegen eine Organspende.

Christoph Straub, Barmer-Vorstandschef

Mit 41 Prozent ist die Spendenbereitschaft der Umfrage zufolge in der Altersgruppe der 51- bis 64-Jährigen am größten. Bei den 18- bis 25-Jährigen ist sie mit 40 Prozent ähnlich hoch. Am niedrigsten liegt die Bereitschaft bei den 39- bis 50-Jährigen mit 36 Prozent.

Kaum gewachsen ist laut der Erhebung der Anteil der Menschen mit Organspendeausweis. Im vergangenen Jahr gaben laut der Barmer 38 Prozent der Teilnehmenden an, einen solchen Ausweis zu besitzen, in diesem Jahr waren es 39 Prozent. Barmer-Vorstandschef Christoph Straub warb dafür, sich mit dem Thema Organspende auseinanderzusetzen.

„Es gibt gute Gründe für oder gegen eine Organspende“, erklärte er. „In jedem Fall sollte diese sehr persönliche Entscheidung aber auf Grundlage von verlässlichen und ausgewogenen Informationen getroffen werden.“ Die Organspende ist in Deutschland immer freiwillig. Ein sogenanntes Widerspruchsmodell, bei dem jede und jeder als möglicher Spender gegolten hätte, sofern er oder sie nicht aktiv widerspricht, fand Anfang 2020 keine Mehrheit im Bundestag.

Stattdessen wurde die sogenannte Entscheidungslösung beschlossen – demnach sollen die Bürgerinnen und Bürger regelmäßig von ihren Hausärzten mit dem Thema konfrontiert werden. Ihre Entscheidung soll in einem digitalen Register hinterlegt werden können. Dieses Register gibt es allerdings bis heute nicht, was die Deutsche Stiftung Patientenschutz scharf kritisiert.

„Das schon jahrelang andauernde Politikversagen bei der Organspende muss jetzt ein Ende haben“, erklärte Stiftungsvorstand Eugen Brysch am Samstag. „Bund, Länder und Kommunen sind in der Verantwortung, das Gesetz zur Entscheidungsbereitschaft unverzüglich umzusetzen.“

Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) warb erneut für die von ihm favorisierte Widerspruchslösung. Er veröffentlichte auf Twitter ein Bild von der zentralen Veranstaltung zum Tag der Organspende in Düsseldorf, auf dem hinter ihm viele Menschen zu sehen waren, die Zettel mit Zahlen darauf hochhielten. „Hier in Düsseldorf stehe ich vor Kindern und Älteren. Die Zahlen: seit X Jahren lebt man mit dem gespendeten Organ“, erläuterte Lauterbach. „Es könnten so viele mehr sein“, schrieb er weiter. „Wir brauchen die Widerspruchslösung.“ (AFP)

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