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Die Deutsche Bank AG, hier die Filiale in Tokio, machte auch im vergangen Jahr Verluste.

© REUTERS

Deutsche-Bank-Manager: Schulz geißelt Banker-Boni als "Schaden für Solidargemeinschaft"

Politiker der Union und der SPD kritisieren, dass Deutsche-Bank-Manager trotz Verlusten Millionen-Boni kassieren. Die Bank gibt Donald Trumps Steuergesetzen die Schuld am schlechten Ergebnis.

Politiker von Union und SPD haben die hohen Bonuszahlungen an Manager und Investmentbanker der Deutschen Bank kritisiert. "Millionen-Boni trotz Verlusten widersprechen jeglichem Gerechtigkeitsempfinden", sagte der SPD-Vize-Vorsitzende Thorsten Schäfer-Gümbel der "Bild"-Zeitung. Der CDU-Sozialexperte Matthias Zimmer kritisierte: "Man kann die Legitimität einer Wirtschaftsordnung durch solche Praktiken gefährden."

Die Deutsche Bank hatte Anfang Januar mitgeteilt, sie erwarte für das vergangene Jahr einen "leichten Verlust". Es wäre das dritte Jahr mit einem Minus in Folge. Medienberichten zufolge will die Bank dennoch Boni in Höhe von insgesamt einer Milliarde Euro auszahlen. Die Deutsche Bank veröffentlicht am Freitag genaue Zahlen.

Die Boni seien "eine eigenwillige Interpretation des Grundsatzes, dass sich Leistung lohnen soll", sagte CDU-Politiker Zimmer der "Bild"-Zeitung weiter. SPD-Chef Martin Schulz kritisierte gegenüber dem Blatt: "Überall schließen Bankfilialen, Kunden verlieren ihre Berater, Berater ihre Jobs. Wenn in dieser Situation Boni in Höhe von einer Milliarde Euro ausgeschüttet werden, dann verliert ein Unternehmen nicht nur an Ansehen. Das schadet insgesamt unserer Solidargemeinschaft."

Schäfer-Gümbel kündigte an, die SPD wolle in den Verhandlungen über eine große Koalition erreichen, die steuerliche Absetzbarkeit von Bonuszahlungen zu begrenzen. "Damit der Steuerzahler die fetten Boni nicht auch noch querfinanziert."

Die Deutsche Bank erwartet einen "geringen Verlust nach Steuern"

Laut vorläufiger Zahlen endet bei der Deutschen Bank nach zwei Milliardenverlusten in Folge auch das dritte Geschäftsjahr unter Sanierer John Cryan mit einem Minus. Bereits Anfang Januar schockte der Dax-Konzern die Börse mit der Nachricht, dass der Vorstand entgegen der Planungen für 2017 nun „einen geringen Verlust nach Steuern“ erwarte. Grund ist die kurz vor Weihnachten beschlossene Steuerreform von US-Präsident Donald Trump. Sie belastet Deutschlands größtes Geldhaus nach Angaben der Bank im vierten Quartal mit rund 1,5 Milliarden Euro. Die Bilanz für das abgelaufene Jahr legt Konzernchef Cryan an diesem Freitag (2.2.) in Frankfurt vor. 2016 stand ein Verlust von knapp 1,4 Milliarden Euro in den Büchern, 2015 musste die Bank ein Rekordminus von rund 6,8 Milliarden Euro verkraften.
„Wir sind davon überzeugt, dass wir auf dem richtigen Weg sind“, betonte Cryan Mitte Januar beim Neujahrsempfang seines Instituts in Berlin. „Wir haben diesen Weg im Herbst 2015 eingeschlagen und immer gesagt, dass dieser Umbau nicht in ein oder zwei Jahren abgeschlossen sein würde.“ Es gelte nun, „unsere Kosten weiter zu senken und in unsere Systeme zu investieren“.
Nach seinem Amtsantritt im Sommer 2015 hatte Cryan radikal ausgemistet. Teure juristische Altfälle wurden konsequent beendet, die IT wird auf Vordermann gebracht, die Integration der Postbank in den Konzern läuft. Ab dem zweiten Quartal 2018 sollen rund 13.000 Beschäftigte der Deutschen Bank und etwa 17.000 Beschäftigte der Postbank unter einem rechtlichen Dach arbeiten.
Doch das Tagesgeschäft schwächelt. Wegen geringer Schwankungen an den Kapitalmärkten fielen im vierten Quartal die Erträge aus dem Handel mit Anleihen, Währungen und Aktien nach vorläufigen Angaben der Bank um fast ein Viertel geringer aus als vor Jahresfrist. Schon länger kämpft das Geldhaus im einst goldenen Kapitalmarktgeschäft mit Gegenwind. Der Verkauf des Privat- und Firmenkundengeschäfts in Polen brockte der Deutschen Bank einen Verlust ein.

Die Deutsche Bank gibt Donald Trump eine Teilschuld

In diesem Zusammenhang wirken die höheren Boni unmoralisch. „Wir müssen gerade jetzt in unsere Leute investieren und international wettbewerbsfähig bleiben - auch bei den Gehältern“, verteidigte Co-Chef Marcus Schenck den Schritt im Magazin „Focus“. „Im Übrigen können unsere Mitarbeiter nichts dafür, dass Donald Trump die Steuern senkt und damit einmalig unser Ergebnis belastet.“ Schenck betonte, ohne die Belastung durch die US-Steuerreform rechne die Deutsche Bank vor Steuern mit einem positiven Ergebnis für 2017.
Die neuen Steuergesetze in den USA belasten auch bei etlichen US-Konkurrenten der Deutschen Bank die Jahresbilanzen 2017 - auch wenn die Institute wie die meisten US-Unternehmen auf längere Sicht profitieren dürften. Zum einen können Banken US-Steuern nicht mehr so stark durch frühere Verluste - etwa aus der Finanzkrise - drücken: Durch sogenannte Verlustvorträge konnten bisher frühere Fehlbeträge mit künftigen Gewinnen verrechnet und so die Steuerlast gesenkt werden. Zum anderen werden Gewinne, die bislang im Ausland geparkt und so dem US-Fiskus entzogen wurden, mit einer einmaligen Sondersteuer belegt. (AFP, dpa)

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