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Berlin hat seine Ziele beim Kita-Ausbau übertroffen und schneidet im Bundesvergleich gut ab. Ausreichend sind die Kita-Plätze dennoch nicht.

© Arno Burgi/dpa

Kita-Plätze in Berlin: Die Nachfrage übersteigt das Angebot

Die Bilanz des Familienministeriums zeigt: In städtischen Ballungsräumen hinkt in der Regel das Angebot an Kita-Plätzen der Nachfrage noch immer hinterher. Wie ist die Situation in Berlin?

Von Fatina Keilani

Am Stichtag 1. August wird Berlin vermutlich über eine Reserve von 12 000 Kita-Plätzen verfügen. Das klingt gut, gilt aber nur für kurze Zeit. Denn zum 1. August enden die Kitaverträge der Kinder, die in die Schule kommen, es werden also Plätze frei. Die neuen Kinder werden dann erst so nach und nach angemeldet, so dass ab Herbst die Zahl der Plätze immer kleiner werden dürfte. Eine Prognose wird auch dadurch schwierig, dass viele Faktoren nicht berechenbar sind. Ab 1. August gibt es auch das Betreuungsgeld. Diese beiden Rechtsansprüche arbeiten zahlenmäßig gegeneinander. Lassen also mehr Eltern ihre Kinder zuhause und nehmen das Betreuungsgeld in Anspruch? Und wie viele Eltern kleinerer Kinder nehmen wiederum den neuen Rechtsanspruch auf einen Betreuungsplatz wahr? Das ist für die Behörden nicht präzise auszurechnen. Laut Ilja Koschembar, Sprecher der Bildungsverwaltung, ist am Jahresende in Berlin mit noch 6000 freien Plätzen zu rechnen. Dann soll Berlin insgesamt 146 000 Kitaplätze haben, derzeit sind es 144 000.

In Steglitz-Zehlendorf kommen neun Prozent der Kita-Kinder aus anderen Bezirken

Die Unwägbarkeiten lassen sich exemplarisch am Beispiel Steglitz-Zehlendorf aufzeigen. „Rein rechnerisch kommt es bei uns hin“, meldet Reinhard Hoffmann vom Jugendamt Steglitz-Zehlendorf. „Wir haben 10 045 Plätze, davon sind 9761 belegt. Bei 14 250 Kindern und einer Quote von 70 Prozent benötigen wir 9976 Plätze. Wir haben also einen kleinen Puffer.“ Auch wenn das heiße, dass vielleicht nicht jeder seinen Wunsch- Platz wird bekommen können. „Aber unser Bedarf steigt, denn im Bezirk wird viel gebaut, und es besteht Zuzug“, so Hoffmann. Es seien 1500 weitere Kita-Plätze in Planung durch freie Träger. Speziell an den Bezirksrändern sei die Situation unübersichtlich: „13 Prozent unserer Eltern bringen ihre Kinder in einem anderen Bezirk unter, und neun Prozent unserer Kita-Kinder kommen aus anderen Bezirken“, sagt Hoffmann.

Pankow: Eltern-Castings um begehrte Kita-Plätze

Ähnlich sieht es in Marzahn-Hellersdorf aus. „Wir haben einen hohen Zuzug von jungen Familien, nicht nur in die sogenannte Platte, sondern auch in die Villenviertel“, sagte Jugendstadträtin Juliane Witt (Linke). „Wir haben deswegen einen höheren Bedarf als geplant. Für die geborenen Kinder reichen unsere Plätze, aber nicht, um den Zuzug abzudecken.“ Der Bezirk habe 1000 Plätze geschaffen, weitere 800 seien in Planung.

Am dramatischsten dürfte die Lage in Pankow und Friedrichshain-Kreuzberg sein. Ausgerechnet aus diesen beiden Bezirken war am Donnerstag keine Stellungnahme zu bekommen. Erst vor wenigen Tagen hatte Pankow aber berichtet, dass noch bis Ferienbeginn immer wieder Eltern ihre Kinder von der Schulpflicht befreien lassen, was den Bedarf an Kita-Plätzen erhöhe. Und die sind ohnehin knapp. Pankow ist einer der Bezirke, in denen Eltern wie berichtet zu regelrechten Castings erscheinen müssen, wenn sie einen der begehrten Plätze ergattern wollen.

Bundesvergleich: Berlin hat seine Ziele beim Kita-Ausbau übertroffen

Insgesamt steht die Region im Bundesvergleich gut da. Berlin hat seine Ziele beim Kita-Ausbau übertroffen. Statt der geplanten 3200 neuen Plätze, die es bis Ende 2013 geben sollte, waren es schon im ersten Quartal 4300. In Brandenburg besuchen schon jetzt 80 Prozent der unter Dreijährigen und 60 Prozent der unter Zweijährigen eine Kita. Der Rechtsanspruch werde erfüllt, nur leider stehe das Land beim Erzieherschlüssel nach wie vor schlecht da, sagt Jugendministerin Martina Münch (SPD).

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