Eine Ära geht zu Ende: Wird die britische Monarchie überleben? Sie wird sich in jedem Fall verändern
Das britische Empire verging weitgehend in Würde, und das hat es Regentin Elizabeth II. zu verdanken. Mit ihrem Tod bricht eine neue Zeit an.
Mit der verstorbenen Königin Elizabeth wird ein Weltreich zu Grabe getragen. Dass überhaupt noch vom Britischen Empire gesprochen wurde, jenen in Wahrheit nur noch historisch bedeutsamen Resten eines einstmals die Welt umspannenden Staatengefüges, hängt vor allem mit der historischen Figur zusammen, die sie war.
Der globale Respekt vor der Vorstellung eines von London aus beherrschten Imperiums ist engstens mit der herausragenden Persönlichkeit verbunden, die jahrzehntelang in schier unerschütterlichem Verantwortungsbewusstsein die Fiktion einstiger Größe aufrecht erhielt.
Mit dem Tod der 96-jährigen Elizabeth von England bricht für jenes Land, das sie machtlos, wie sie staatsrechtlich war, faktisch dennoch beherrschte, eine neue Zeit an. Ob es eine bessere sein wird, sollte heute niemand zu prognostizieren wagen.
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Wer in den 70 Jahren seit 1952, dem Jahr ihrer Krönung, alles von der Downing Street 10 aus die Regierungsgeschäfte führte, ist schon heute weitgehend verblichene Erinnerung. Es waren tüchtige Frauen und Männer darunter, Ehrgeizlinge und Schaumschläger, seriöse Arbeiter und Faulpelze, Fähige und Inkompetente, wie in allen Ländern der Welt.
Die Verbundenheit des Commonwealth ist auch ihr zu verdanken
Der Name, der über die vielen hier Ungenannten hinweg in den Geschichtsbüchern überdauern wird, ist der von Elizabeth II., der Königin des Vereinigten Königreichs und Nordirlands sowie von (heute noch) 14 weiteren Staaten und Territorien. Andere, vom einst so mächtigen Europa aus regierte Welt- und Kolonialreiche verschwanden.
Wer erinnert sich heute noch an die globalen Regionen, die einstmals von belgischen, spanischen, portugiesischen oder französischen Herrscherhäusern dominiert wurden? Sie wurden entweder in blutigen Kriegen niedergemacht oder brachen in sich zusammen. Nur das britische Empire verging weitgehend in Würde, und dass die unabhängig werdenden Staaten einander im Commonwealth verbunden blieben, hängt sehr stark von einem Königshaus ab, das in der Person von Elizabeth II. eine globale Identifikationsfigur hatte.
Während andere europäische Monarchien durch windige Geschäfte, Bestechungen, Korruption oder durch hallodrihaftes Benehmen ihrer führenden Exponenten erschüttert wurden und jede Glaubwürdigkeit verloren, war Königin Elizabeth ein Fels an Pflichtbewusstsein.
Wenn noch heute zu jedem Jahreswechsel im australischen Fernsehen eine Ansprache der britischen Königin, der Herrin des Commonwealth als einer aus freiem Willen gebildeten Staatengemeinschaft, übertragen wird, ist das ein schönes Symbol für die überragende Integrationskraft dieser Persönlichkeit.
Nur einmal geriet dieses Vertrauen ihres Volkes ins Wanken
Das Pflichtbewusstsein erklärt auch die Beliebtheit der Königin quer durch alle sozialen Schichten. Nur einmal geriet das Vertrauen des Volks ins Wanken – als man bei ihr nach dem Unfalltod von Prinzessin Diana erkennbare Zeichen menschlicher Anteilnahme vermisste. Die Königin hatte verstanden. Sie beugte ihr Haupt vor dem Blumenmeer, das die trauernde Bevölkerung der toten Prinzessin symbolisch zu Füßen gelegt hatte.
Wird die britische Monarchie den Tod der Regentin überleben? Sie wird sich in jedem Fall verändern. Prinz Charles, der vermutlich nächste König, wird auf viele Sympathien stoßen. Sein Leben – er ist 73 Jahre alt – spiegelt viele Höhen und Tiefen. Das macht ihn nahbar. Mag durchaus sein, dass die Briten ihr Königshaus als Symbol der Einheit des Landes bewahren wollen.
Wobei es mit dieser Einheit nicht weit her ist. Die Zentrifugalkräfte sind groß. Angetrieben werden sie vor allem durch die teilweise himmelschreienden sozialen Unterschiede und von einer Oberschicht, deren demokratisches und vor allem soziales Empfinden nicht immer tief verwurzelt scheint.
Unzweifelhaft endet mit dem Tode Elizabeths eine Ära. Ihr Volk wird um sie trauern, wie um den Tod eines sehr nahen Familienmitglieds.
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