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Kardinal Rainer Maria Woelki, Erzbischof von Köln (Archivbild)

© dpa/Marcel Kusch

Umstrittene Rolle im Missbrauchsskandal: Große Mehrheit der Kölner Katholiken will Woelki nicht zurück

Nach einer „geistlichen Auszeit“ soll Kardinal Woelki wieder die Leitung des Erzbistums Köln übernehmen. Doch nicht nur die Gläubigen lehnen das überwiegend ab.

Eine große Mehrheit von Mitgliedern der katholischen Kirche im Erzbistum Köln spricht sich gegen eine Rückkehr von Kardinal Rainer Maria Woelki ins Amt des Erzbischofs aus. 82 Prozent sagten in einer Forsa-Umfrage für den „Kölner Stadt-Anzeiger“ laut Vorabmeldung vom Freitag, dass Papst Franziskus Woelki absetzen solle.

Im Kölner Erzbistum steht Woelki wegen seines Umgangs mit der Aufarbeitung von Missbrauchsfällen in der Kritik. Nach einer Überprüfung der Vorgänge durch päpstliche Visitatoren hatte Papst Franziskus entschieden, dass Woelki im Amt bleiben darf, ihn aber zugleich für eine knapp fünfmonatige „geistliche Auszeit“ beurlaubt.

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Am 2. März, dem Aschermittwoch, soll Woelki laut päpstlichem Dekret die Leitung des mitgliederstärksten deutschen Bistums wieder übernehmen. Dagegen gibt es in Köln aber erhebliche Vorbehalte: 92 Prozent der befragten Katholikinnen und Katholiken sagten laut der Zeitung, dass Woelki von sich aus hätte zurücktreten sollen. Sogar Woelkis Beraterstab habe sich fast einstimmig gegen dessen Rückkehr ins Erzbistum ausgesprochen.

Sein engstes Beratergremium sei äußerst skeptisch, was die Möglichkeit einer geordneten und gedeihlichen Amtsführung Woelkis angehe. Die Situation werde „mit großer Sorge“ betrachtet, berichtete der „Stadt-Anzeiger“.

Die Kirchenaustrittszahlen in Köln sind seit Beginn der Krise 2020 noch einmal stark in die Höhe geschnellt. Damals hatte Woelki entschieden, ein Missbrauchsgutachten wegen rechtlicher Bedenken nicht zu veröffentlichen.

Reker kritisiert „Schweigekartell der katholischen Kirche“

Kölns Oberbürgermeisterin Henriette Reker (parteilos) fordert, die Aufklärung des Missbrauchsskandals in der katholischen Kirche in staatliche Hände zu legen. „Es ist immer besser, wenn jemand aufklärt, der nicht befangen ist“, sagte Reker ebenfalls dem „Stadt-Anzeiger“. Die katholische Kirche habe die strafrechtliche Aufklärung des sexuellen Missbrauchs von Kindern und Jugendlichen über Jahre verhindert. „Das Schweigekartell in der katholischen Kirche muss weiter aufgebrochen werden. Das ist eine Aufgabe für unser Rechtssystem“, betonte sie.

Reker wies erneut darauf hin, dass im Erzbistum Köln Verantwortung für die aktuelle Lage und die Fehler in der Aufarbeitung der Missbrauchsfälle übernommen werden müsse: „Das ist die einzige Möglichkeit, wieder Glaubwürdigkeit herzustellen und die gegenwärtige Vertrauenskrise zu überwinden.“

Ein neues Missbrauchsgutachten für das Erzbistum München und Freising hatte ranghohen Klerikern moralisches Versagen im Umgang mit Missbrauchsopfern und -tätern attestiert. Darunter ist auch der heutige emeritierte Papst Benedikt XVI. und ehemalige Münchner Erzbischof (1977-82). (AFP, dpa)

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