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Raubkunst-Bronzen aus dem Land Benin sind im Museum für Kunst und Gewerbe (MKG) in Hamburg ausgestellt.

© Daniel Bockwoldt/dpa

Grünes Gewölbe, Notre Dame und die Pyramiden: Große Schätze gehören der ganzen Menschheit

Beutekunst zurückgeben? In Bürgerkriegsländern oder die von korrupten Kleptokraten regiert werden, sind sie gefährdeter als in Europa. Ein Kommentar.

Ein Kommentar von Harald Martenstein

In einem Interview hat sich der ehemalige Einbrecher und heutige Drehbuchautor Peter Zingler zu dem Einbruch in die sächsische Schatzkammer geäußert. „August der Starke hat das Zeug zusammengerafft, aber doch keinen Tag anständig dafür gearbeitet. Im Gegenteil, er hat das Volk beschissen.“ Das Volk scheint es anders zu sehen. Es war und ist begeistert von diesem Schatz.

Die Pyramiden von Gizeh und die Monumente der Römer sind, mindestens teilweise, von Sklaven errichtet worden. Beim Bau der Kathedrale von Notre Dame gab es weder einen Mindestlohn noch moderne Arbeitsschutzvorschriften. Die meisten kulturhistorischen Denkmäler sind auf eine Weise entstanden, die heutigen moralischen und sozialen Standards nicht entspricht. Sogar bei dem schönen alten Glas oder der Gründerzeit-Kommode, die man zu Hause stehen hat, ist das vermutlich der Fall. Sie zu zerstören oder sie nicht in Ehren zu halten, wäre eine große Dummheit. Es wäre auch den Arbeitern und Handwerkern gegenüber respektlos, die diese Meisterwerke geschaffen haben und stolz darauf waren.

Steckt ein Berliner Clan hinter dem Dresdner Raub?

Die großen Denkmäler und die Schätze der Vergangenheit gehören der ganzen Menschheit. Einerseits.

Auf der anderen Seite können sie Identität stiften, das ist auch beim Grünen Gewölbe in Dresden der Fall. Ein Sachse, der auf der Straße vom Fernsehen interviewt wurde, kämpfte mit den Tränen wegen des Verlustes. Es ist, wie man jetzt lesen konnte, nicht der erste, die Schatzkammer war schon mehrmals geplündert worden.

Augusts Nachfolger haben Kunstwerke einschmelzen lassen, um mit dem Erlös Sachsens Kriege zu finanzieren. Die DDR hat einiges verkauft, um Devisen zu beschaffen. Der dritte Aderlass zeigt, wie fragwürdig die Idee sein kann, sogenannte Beutekunst aus der Kolonialzeit an ihre Ursprungsländer zurückzugeben.

Ja, bestimmte Kunstwerke und Denkmäler können Identität stiften, aber sie gehören eben auch allen Menschen. In Ländern, die am Rand von Bürgerkriegen balancieren oder von korrupten Kleptokraten regiert werden, sind sie noch gefährdeter als in Europa.

Steckt ein Berliner Clan hinter der Sache? Über diesen Verdacht wurde berichtet. Der Raub war zweifellos eine organisatorische Spitzenleistung.

Ich habe mich schon oft gefragt, wieso man den Bau des BER-Flughafens nicht rechtzeitig den Clans übertragen hat. Die haben mehrmals bewiesen, dass sie hochkomplizierte Jobs präzise und schnell erledigen können.

Viel Geld lässt sich auch am BER verdienen. Wenn du sie nicht besiegen kannst, mach sie zu Partnern.

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