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Mit LNG-Tankern könnte Gas aus Afrika nach Europa kommen.

© imago/photo2000/Uncredited

Grüne setzen Bundeskanzler unter Druck: „Der Gasdeal mit dem Senegal muss beerdigt werden“

Mithilfe Deutschlands soll nach dem Willen des Bundeskanzlers vor der Küste Senegals gefördert werden. Die Grünen halten mit einer eigenen Studie dagegen.

Es ist ein Prestigeprojekt für Bundeskanzler Olaf Scholz, mit dem er für Vertrauen auf dem afrikanischen Kontinent sorgen wollte. Vor der Küste Senegals sollte mithilfe Deutschlands eines der größten Gasfelder der Welt angebohrt werden. „Es ist sinnvoll, das intensiv zu verfolgen“, sagte Scholz bei seinem Besuch vor einem Jahr in Dakar.

Doch seitdem ist nicht viel passiert und nun fordern die Grünen den Kanzler auch noch auf, das Projekt endgültig zu stoppen: „Jetzt ist der Zeitpunkt zu sagen, auch in der Zukunft wird es keinen Gasdeal geben und dieser wird beerdigt“, sagte die klimapolitische Sprecherin der Grünen, Lisa Badum, am Freitag. „Wir brauchen keine Gaslieferungen mit dem Senegal“, sagte Badum.

Um das zu unterstreichen, hat die Grünen-Fraktion extra eine Studie beim New Climate Institute in Auftrag gegeben. „Wir wollen mit dieser Studie eine Alternative zu Öl und Gas aufzeigen“, sagte Badum. Die Grünen-Politikerin will stattdessen eine Energiepartnerschaft zwischen Deutschland und dem Senegal, die den Ausbau von erneuerbaren Energien vorantreibt.

Tatsächlich verfüge der Senegal über große Ressourcen bei den erneuerbaren Energien, heißt es in der Studie. So sei etwa die Sonneneinstrahlung für PV-Anlagen 70 Prozent höher als in Norddeutschland, zudem habe das Land an der Küste großes Potenzial für Windenergie. 2021 war bereits das größte Windkraftprojekt Westafrikas dort eröffnet worden. „Um auf diesem Erfolg aufzubauen, wird zusätzliche Unterstützung benötigt“, schreiben die Autoren der Studie.

„Senegal steht jetzt am Scheideweg zwischen den Investitionen in fossile Energien oder einen Weg zu 100 Prozent Erneuerbaren“, sagt David Ryfisch der Umweltorganisation Germanwatch, die die Studie begleitet hat. In dem westafrikanischen Land leben momentan aber noch immer ein Viertel der 17 Millionen Menschen ohne Strom.

Olaf Scholz hatte Macky Sall als Gast zum G7-Gipfel nach Elmau eingeladen.

© REUTERS / LEONHARD FOEGER

Die Regierung von Präsident Macky Sall will dies jedoch bis 2025 ändern und setzt dabei auch auf Öl und Gas. Aus zwei Gasfeldern vor der Küste Senegals und Mauretanien soll bereits zum Jahreswechsel die Förderung beginnen. Das meiste Gas ist bereits an asiatische Staaten verkauft. Weitere Gasfelder könnten aber noch erschlossen werden.

Es gehe nicht darum, dem Senegal vorzuschreiben, was zu tun sei, betont Badum. Deutschland müsse sich aber an seine internationalen Zusagen von der Weltklimakonferenz 2021 in Glasgow halten, wonach die Bundesregierung nicht mehr in fossile Projekte im Ausland finanzieren darf. „Es bringt uns in Misskredit in der internationalen Klimapolitik“, warnte die Grünen-Politikerin.

Badum, die im Januar den Senegal bereist hat, sieht zudem die Gefahr, dass das Gas vor der Küste Senegals gar nicht benötigt werde: „Ich befürchte, wir bauen massive Überkapazitäten von Gas auf dem Weltmarkt auf“, sagt sie. Am Ende könnte der Senegal auf seinem Gas sitzen bleiben, da Gas anderswo preiswerter gefördert werden könne.

Nun will die Grünen-Politikerin nicht nur Scholz überzeugen, sondern auch die Entscheidungsträger vor Ort. Ende Juni werde sie die Studie auch vor senegalesischen NGOs und Journalisten vorstellen, kündigte Badum an.

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