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Wer traut sich's zu? Alle!

© Wilfredo Lee/AP/dpa

Duell der US-Demokraten: Nun geht es darum, wer Donald Trump schlagen kann

Wie geht es nach der TV-Debatte der US-Demokraten weiter? Die Partei muss den Bewerber finden, der Trump aus dem Weißen Haus vertreiben kann. Ein Kommentar.

Ein Kommentar von Juliane Schäuble

Seit Wochen hieß es mit Blick auf Kamala Harris: Da kommt noch etwas, sie kann deutlich mehr. Nun hat die demokratische Senatorin aus Kalifornien, deren Präsidentschaftskandidatur nach einem fulminanten Auftakt zuletzt etwas lahmte, gezeigt, dass sie mehr kann. Sie kann Attacke. Und das auch noch charmant lächelnd.

Was die frühere Staatsanwältin am Donnerstagabend beim zweiten Tag der TV-Debatte in Miami an ihrem innerparteilichen Konkurrenten Joe Biden vorführte, kann als Schablone dafür dienen, wie entschlossen sie Donald Trump angreifen würde. Denn das ist es, was die Demokraten wissen wollen: Wer kann den verhassten republikanischen Amtsinhaber, der 2020 für weitere Jahre antritt, am ehesten schlagen? Diesem Ziel muss sich alles andere unterordnen.

Kamala Harris machte schnell klar, dass sie in dieser Debatte nichts weniger als die Siegerkrone wollte. Dafür musste sie alles daran setzen, den Umfragekönig Biden zu entthronen. Mit Attacken auf seine politischen Ansichten, die der ehemalige Senator und Vizepräsident in seiner langen Karriere auch mal geändert hat, gelang ihr das – zumindest am Donnerstagabend.

Der Wahlkampf hat gerade erst begonnen

Ob ihr moralischer Punktsieg beim Thema „Busing“, also der Frage, ob schwarze Schüler mit staatlichen Schulbussen zu weiter entfernten Schulen gebracht werden sollen, um die Integration voranzutreiben, ihr langfristig helfen kann, ist ungewiss. Viele Amerikaner lehnen solche von Washington vorgeschriebenen Maßnahmen ab.

Auch die klare Positionierung, dass auch illegal ins Land eingereiste Migranten ohne Ausweispapiere von einer staatlichen Krankenversicherung profitieren sollen, ist nicht automatisch mehrheitsfähig. Aus Osaka meldete sich an dieser Stelle der Twitter-Präsident zu Wort: „Wie wäre es, wir würden uns erst einmal um amerikanische Mitbürger kümmern!? Das ist das Ende des Wettrennens!“

Soweit ist es ganz sicher nicht, und gerade in der Einwanderungsdebatte ist viel in Bewegung. Aber sicher ist auch, dass der Wahlkampf gerade erst begonnen hat.

Biden musste sich verteidigen

Ein neuer Präsident wird in knapp anderthalb Jahren gewählt, und auch der Kandidat beziehungsweise die Kandidatin der Demokraten wird erst im kommenden Jahr feststehen. Bis dahin werden sich die demokratischen Bewerber viel mit sich selbst beschäftigen, auch das ist eine Lehre aus der zweitägigen TV-Debatte: Der Präsident spielte keine besonders große Rolle, auch wenn Joe Biden am zweiten Abend versuchte, sich auf ihn zu konzentrieren.

Stattdessen wird es um die inhaltliche Ausrichtung gehen, um die Frage, wie weit nach links die Partei rücken darf, um einen Wahlsieg nicht zu gefährden.

Und vor allem wird es darum gehen, die riesige Zahl der Konkurrenten schnell zu minimieren. Das wird nicht auf nette Weise passieren. Frontrunner Biden hat das als Erster zu spüren bekommen, und seine Versuche, sich gegen die erwartbaren Angriffe zu verteidigen, waren genau das, wovor Beobachter gewarnt hatten. Denn statt sich mit seiner langen politischen Vergangenheit zu beschäftigen, muss er Konzepte für die Zukunft anbieten, muss klarmachen, wie er Trump zu schlagen gedenkt. Nur darum geht es.

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