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Das Badezimmer im Lebensphasenhaus in Tübingen ist behindertengerecht ausgestattet.

© dpa/Wolfram Kastl

Sonderauswertung des Mikrozensus 2022: In Deutschland fehlen drei Millionen altersgerechte Wohnungen

Nur eine Million Wohnungen eignen sich für Pflegebedürftige oder Senioren, so eine Untersuchung. Zudem gehen altersgerechte Wohnungen oft an Personen, die sie nicht brauchen.

Die Menschen in Deutschland werden immer älter – die durchschnittliche Lebenserwartung bei Geburt im Jahr 2022 beträgt nach Angaben des Statistischen Bundesamts für Frauen 82,9 Jahre, für Männer 78,2 Jahre. Doch der Wohnungsmarkt trägt dieser demoskopischen Entwicklung allerdings keine Rechnung.

Für pflegebedürftige Menschen und Senioren fehlen in Deutschland Millionen Wohnungen. Das geht aus einer aktuellen Untersuchung zum altersgerechten Wohnen des Instituts der Deutschen Wirtschaft (IW) hervor, über die der „Spiegel“ berichtet. Es gebe einen Bedarf von etwa drei Millionen barrierefreien oder barriere­reduzierten Wohnungen.

Demgegenüber stehe ein Bestand von nur rund einer Million, heißt es unter Berufung auf Daten des Statistischen Bundesamts und eine Sonderauswertung des Mikrozensus 2022. Die Versorgungslage unterscheidet sich von Bundesland zu Bundesland.

Breite Gänge oder eine bodentiefe Dusche schätzen auch junge, gesunde Familien.

Philipp Deschermeier, Studienautor

Hinzu kommt: Der knappe seniorengerechte Platz geht in Zeiten von Wohnungsnot oft auch noch an jene, die nicht darauf angewiesen sind.

„Breite Gänge oder eine bodentiefe Dusche schätzen auch junge, gesunde Familien“, sagt Studienautor Philipp Deschermeier. Im Kampf gegen den Mangel verlangt er dem Bericht zufolge bessere Information zu sowie mehr Förderung von altersgerechten Wohnungen. Eingesparte Pflegeheimplätze würden die Sozialkassen entlasten.

„Fast alle wollen möglichst lange und selbstbestimmt in den eigenen vier Wänden wohnen“, sagt Deschermeier. Umbauten oder gar ein Umzug sollten deshalb angegangen werden, solange man fit sei.

„Nur wenige sorgen vor, doch wenn Krankheit oder Unfall erst mal da sind, ist es schwer“, sagte er. Kurzfristige Handwerkertermine seien rar, und womöglich komme man mit dem Rollstuhl nicht mehr durch den Flur. (lem)

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