zum Hauptinhalt
Studenten der Uganda National Students Association demonstrieren bei an einer Kundgebung in Kampala, Uganda. 

© Getty Images/Luke Dray

Umweltschutz in Uganda: Alternativer Nobelpreis für Einsatz gegen Ölmultis

Enteignung, Abholzung, Vertreibung: Wie eine ugandische Umweltorganisation gegen die längste Öl-Pipeline der Welt kämpft. Und gegen politische Willkür.

Der Kampf für Klimagerechtigkeit ist schwer. Als 2006 in Uganda gigantische Ölvorkommen entdeckt wurden, rief das internationaler Firmen auf den Plan. Die Ölfirmen Total aus Frankreich und CNOOC aus China wollen am Bodenschatz in Uganda mitverdienen, Ugandas Regierung verspricht wirtschaftlichen Aufschwung für das arme Land. Für den müssen aber Menschen umgesiedelt werden.

Enteignung, Abholzung, Bodenverseuchung sind die Folgen. Die Umweltorganisation African Institute for Energy and Governance (Afiego) will das nicht akzeptieren und stellt sich auf die Seite vom Ölprojekt betroffener Gemeinden im ostafrikanischen Land.

Für ihren „mutigen Einsatz für Klimagerechtigkeit und die Rechte betroffener Gemeinden“ werden sie am heutigen Mittwoch mit dem Right Livelihood Award in Stockholm gewürdigt. Die als Alternativer Nobelpreis bekannte Auszeichnung ehrt Persönlichkeiten oder Organisationen, die sich den größten Problemen der Welt entgegenstellen. Die Right-Livelihood-Stiftung zählt dazu vor allem den Einsatz für Menschenrechte oder Klimagerechtigkeit.

Empfohlener redaktioneller Inhalt

An dieser Stelle finden Sie einen von unseren Redakteuren ausgewählten, externen Inhalt, der den Artikel für Sie mit zusätzlichen Informationen anreichert. Sie können sich hier den externen Inhalt mit einem Klick anzeigen lassen oder wieder ausblenden.

Ich bin damit einverstanden, dass mir der externe Inhalt angezeigt wird. Damit können personenbezogene Daten an Drittplattformen übermittelt werden. Mehr Informationen dazu erhalten Sie in den Datenschutz-Einstellungen. Diese finden Sie ganz unten auf unserer Seite im Footer, sodass Sie Ihre Einstellungen jederzeit verwalten oder widerrufen können.

In Uganda gilt Afiegos Einsatz den betroffenen Menschen. Der größte Kampf richtet sich gegen die Folgen der East African Crude Oil Pipeline (EACOP). Die Pipeline soll das Öl aus dem Westen Ugandas 1443 Kilometer an die Küste Tansanias transportieren, um es von dort für den Weltmarkt verschiffen zu können.

„Der Preis gibt uns Aufschwung“, sagt Diana Nabiruma, Pressesprecherin für Afiego, über die Auszeichnung aus Schweden. Denn der Einsatz fürs Klima ist auch in Uganda kein leichter: „Wir fühlen uns isoliert, weil wir unter beängstigenden Bedingungen arbeiten.“ Die Zivilgesellschaft ist zunehmend bedroht, allein 2019 wurden 12.000 Nichtregierungsorganisationen verboten. Offiziell meist aus bürokratischen Gründen, einigen Organisationen wird aber Geldwäsche, anderen Terrorismus vorgeworfen.

1443 
Kilometer lang soll die East African Crude Oil Pipeline von Uganda nach Tansania werden.

Für Betroffene sind das Einschüchterungsversuche. Öffentlich will Diana Nabiruma deshalb lieber nicht all zu offen sprechen. Afiego setze sich für die stärkere Nutzung grüner Energien ein. Der Kampf gegen das halbstaatliche Ölprojekt steht, zumindest formal, nicht im Mittelpunkt.

Nichtregierungsorganisationen schätzen, dass etwa 100.000 Menschen von dem Bauprojekt betroffen sind. Sie müssen ihre Heimat verlassen und werden enteignet. Betroffene berichten von ausbleibenden Entschädigungszahlungen. Familien, die auf ihr Geld warten, nehmen Schulden auf. Gerade für sie setzt sich Afiego ein und unterstützt vor Ort ganze Gemeinden, um versprochenes Recht durchzusetzen. Notfalls vor Gericht.

Diana Nabiruma ist Pressesprecherin bei der ugandischen Umweltorganisation African Institute for Energy and Governance.

© Tsp/Esther Ruth Mbabazi

Nabiruma glaubt nicht an den versprochenen wirtschaftlichen Aufschwung, den Ugandas Regierung verspricht und Befürworter der Ölförderung erhoffen. „In Nigeria und Angola hat sich die Ölförderung negativ auf die wirtschaftlichen Aktivitäten der Gemeinden ausgewirkt“, erzählt sie. In ähnlichen Projekten fielen dort ganze Ernten aus, Getreide verottete, durch den Ruß aus Ölverbrennungen erkrankten Menschen an Krebs.

Tagesspiegel-Recherchen zeigen, dass das ostafrikanische Land bespielsweise nur 15 Prozent Anteile der Pipeline hat – großteilig verdienen Total und CNOOC am Ölprojekt. Selbst Bauaufträge in Milliardenhöhe gehen eher an ausländische Firmen, weniger an ugandische.

Nabiruma glaubt stattdessen an einen Aufschwung durch erneuerbare Energien: „Wir schaffen mehr Arbeitsplätze mit dem Ausbau nachhaltiger Energien als in der Ölindustrie.“ Ölförderung gehe immer auf Kosten der Menschen, auf Kosten des Klimas, davon ist Afiego überzeugt.

In Stockholm scheint man das ähnlich zu sehen. Mit dem Alternativen Nobelpreis für Afiego verleiht die Right-Livelihood-Stiftung dem Kampf um eine klimagerechtere Zukunft nun Nachdruck.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false