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Die Beerdigung des Demonstranten zieht Tausende auf die Straßen.

© Sergei GAPON / AFP

Aufnahmen widersprechen belarussischen Behörden: Video soll Tod des Demonstranten in Minsk zeigen

Laut Behörden starb er, weil ein Sprengsatz in seiner Hand explodierte. Ein Video deutet jedoch darauf hin, dass er von Polizisten erschossen wurde.

Auf Twitter wurde ein Video veröffentlicht, das den Tod des Demonstranten Alexander Taraikowskij in Minsk zeigen soll. Der internationale Radiosender Euroradio mit Sitz in Warschau hatte das Video am Samstagnachmittag veröffentlicht. Die bisher unverifizierten Aufnahmen widersprechen der offiziellen Erklärung der Behörden, derzufolge ein Sprengsatz in seiner Hand explodiert sei. Der 43-jährige Taraikowskij war der erste von zwei Demonstranten, die bei den Protesten gegen Wahlfälschung in Belarus ums Leben gekommen sind.

Viele Menschen glaubten der Version der belarussischen Behörden nicht. Ein Augenzeuge sagte dem Portal tut.by, der Mann sei am Montag auf die Polizisten zugelaufen, es habe keine Explosion gegeben. Das Video des Radiosenders Euroradio könnte die Darstellung des Augenzeugen nun bestätigen.

Es zeigt, wie der Demonstrant bei Dämmerung in der Nähe der U-Bahnstation Puschkinskaja mit erhobenen Händen auf eine Reihe Polizisten zugeht. Mehrere Feuerwerkskörper fliegen dabei über den Platz und explodieren in seiner Nähe, Menschen schreien. Sechs mal ist ein Knall zu hören, während der Demonstrant weiter langsam auf die Beamten zuläuft.

Beim siebten Knall ist auf dem Video deutlich eine Lichtkugel in der Reihe der Polizisten zu erkennen, die durch das Zünden einer Schusswaffe entstanden sein könnte. Im nächsten Moment taumelt der Demonstrant und fällt einige Sekunden später zu Boden. Ein zweites Video aus einer anderen Perspektive zeigt, dass es in seiner Nähe keine Explosion gegeben hat. In seinen Händen ist kein Gegenstand zu sehen.

Das zweite Video zeigt auch den Moment des mutmaßlichen Schusses von Seiten der Polizei kurz bevor Taraikowskij zu Boden fällt.

Trauerfeier für Taraikowskij: „Belarus begräbt heute seinen Helden“

Am Samstag haben sich Tausende Menschen in Minsk in der Nähe der U-Bahnstation Puschkinskaja, wo Taraikowskij ermordet wurde, versammelt und eine Trauerfeier für ihn abgehalten. Menschen knieten an der Unglücksstelle nieder und zündeten Kerzen an. „Belarus begräbt heute seinen Helden“, meinte ein Demonstrant in einem Video im Nachrichtenkanal Telegram.

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Eine Frau sagte: „Ich kenne diesen jungen Mann nicht, aber er ist ein Held für mich. Ich möchte ihm danken.“ Sie ergänzte: „Wir sind für einen neuen Präsidenten und für friedliche Neuwahlen.“

Den sechsten Tag in Folge protestieren tausende Belarussen gegen den Präsidenten Lukaschenko, dem sie Wahlfälschung vorwerfen. Er ließ die Proteste gewaltsam niederschlagen, fast 7000 Menschen wurden sei letztem Sonntag festgenommen. Viele Freigelassene berichten von Misshandlung und Folter im Gefängnis. (mit dpa)

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