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Im Dezember sind in Deutschland trotz des abrupten Förderstopps für reine Elektroautos deutlich mehr solcher Fahrzeuge neu zugelassen worden als einen Monat zuvor.

© dpa/Jan Woitas/Bearbeitung Tagesspiegel

Zukunft der E-Autos: Wie geht es nach der Streichung der Kaufprämie weiter?

Im Dezember wurde der staatliche Zuschuss zum Erwerb rein elektrisch betriebener Wagen gestrichen. Drei Fachleute erklären, was sie von dem plötzlichen Förderstopp halten.

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Ursprünglich sollte die Förderung der Neuanschaffung reiner Elektroautos erst Ende 2024 auslaufen. Aufgrund der Haushaltskrise stoppte die Bundesregierung das Programm Mitte Dezember unvermittelt. Drei Fachleute geben ihre Einschätzung dazu ab.

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Die Industrie muss jetzt günstigere E-Autos anbieten

Die Bundesregierung hat elektrobegeisterte Autokäufer unter Schock gesetzt. Der überfallartige Förderstopp führt zu Ärger und Enttäuschung – der Umweltbonus fehlt in der Kalkulation. Keine Technologie darf auf Dauer am Tropf des Staates hängen. Aber noch sind E-Autos in der Anschaffung deutlich teurer als Verbrenner. Deswegen war es richtig, einen Anreiz zu setzen. Jetzt gilt es, neu zu denken.

Erstens: Die Industrie ist gefragt, schnell günstigere Fahrzeuge in den Verkehr zu bringen. Wichtig sind aber auch berechenbare Rahmenbedingungen bei den Steuern. Zweitens: 56 Prozent der Käufer können sich nicht vorstellen, für ein Elektroauto zu optieren. Jede Kürzung bei der Ladeinfrastruktur ist daher fatal. Drittens: Für viele Elektrokunden gehören Fotovoltaik und ein Speicher dazu. Gezielte Anreize können hier einen Trend setzen.

Für einen Markthochlauf, der Deutschland in die Nähe des Ziels von 15 Millionen E-Autos bringen soll, ist eine langfristige, verlässliche und intelligente Förderkulisse unabdingbar. 


Das abrupte Ende der Prämie kratzt an der Verlässlichkeit der Regierung

Die Bundesregierung muss sparen? Dann ist das Ende des Umweltbonus grundsätzlich richtig. Zehn Milliarden Euro sind zur Unterstützung des Markthochlaufs für E-Fahrzeuge geflossen. Das hat vorrangig der Autoindustrie geholfen. Nun sind die Hersteller in der Verantwortung, selbst für attraktive Preise zu sorgen. Mit Rabatten, die sie lange nicht gewährt haben, müssen sie jetzt um Kundinnen und Kunden werben. Das ist gut so!

Der Umweltbonus, der bei einem Anschaffungspreis bis 60.000 Euro gewährt wurde, hat dazu geführt, dass große und teure Fahrzeuge auf den Markt gekommen sind. Für die meisten Haushalte sind diese E-Modelle unerschwinglich – mit oder ohne Bonus. Die Hersteller sind nun aufgefordert, kleine, leichte und sparsame E-Autos anzubieten.

Die Regierung muss ihre Politik so gestalten, dass die Menschen den Umstieg auf klimaverträgliche Mobilität planen und finanzieren können. Das abrupte Ende der Kaufprämie kratzt an der Verlässlichkeit der Ampel-Regierung.


Die Kaufprämie war schlecht konstruiert

Starthilfe vom Staat ist sinnvoll, wenn sich ein Markt noch nicht gebildet hat und eine erwünschte Technologie noch zu teuer ist. Im Fall der Elektromobilität war das so. Inzwischen wird etwa jeder fünfte Neuwagen in Deutschland elektrisch angetrieben, die Ladeinfrastruktur wächst – der Markt ist da. Das Auslaufen des Umweltbonus ist also verkraftbar.

Gestoppt wurden sinnvollerweise auch Neben- und Mitnahmeeffekte der Kaufprämie, die – verglichen mit Modellen in Frankreich oder den USA – schlecht konstruiert war. Wer sich einen Neuwagen leisten kann, der mehr als 40.000 Euro kostet, braucht keinen staatlichen Bonus. Wer sein E-Auto nach einem Jahr dank Prämie mit Gewinn ins Ausland verkauft, auch nicht.

Nun können sich die von der Industrie gerne bemühten Marktkräfte entfalten: zum Beispiel ein Gebrauchtwagenmarkt oder ein Markt für preiswertere E-Modelle. Die Chinesen werden bald in Europa zeigen, wie es geht. Und die etablierten Hersteller brauchen eine bessere CO₂-Bilanz in den verkauften Flotten, sonst drohen hohe Strafen.

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