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Der Stahlhersteller Arcelor Mittal will in Eisenhüttenstadt auf Wasserstoff setzen.

© AFP/JOHN MACDOUGALL

Aufbau von Wasserstofferzeugung: Arcelor Mittal stellt in Eisenhüttenstadt die Weichen für klimaneutrale Stahlproduktion

Der Stahlhersteller Arcelor Mittal will neue Wege gehen. Wasserstoff soll direkt in der Stahlproduktion und für Logistikprozesse auf dem Gelände getestet und eingesetzt werden. Die Erwartungen sind groß.

Von Silke Nauschütz, dpa

Auf dem Weg zur Klimaneutralität will der Stahlhersteller Arcelor Mittal am Standort Eisenhüttenstadt vom kommenden Jahr an eine Pilot-Elektrolyseanlage in Betrieb nehmen. Am Mittwoch erfolgte auf dem Werkgelände der symbolische Start zur Errichtung der Anlage. Langfristiges Ziel des Unternehmens ist es, bei der Produktion ausschließlich auf Wasserstoff zu setzen. Brandenburg fördert das Vorhaben mit insgesamt 5,1 Millionen Euro.

Zwei Elektrolyseure als Erzeugungsanlagen mit einer Leistung von zusammen zwei Megawatt werden künftig Wasserstoff für den direkten Einsatz in der Stahlproduktion herstellen. Mit diesem Vorhaben solle getestet werden, welche Möglichkeiten Wasserstoff im industriellen Einsatz habe und diesen weiter optimieren, bevor in den kommenden Jahren mit dem Einsatz von weiterem Wasserstoff die Produktion voll auf Klimaneutralität umgestellt werde, erklärte der Vorsitzende der Geschäftsführung von Arcelor Mittal Deutschland, Reiner Blaschek.

Der Stahlkonzern hat das Ziel, den Ausstoß des klimaschädlichen Kohlendioxids CO2 bis 2030 in Europa um 30 Prozent zu senken und Stahl bis 2050 weltweit klimaneutral herzustellen. Dazu sollen bis 2026 an den Standorten Bremen und Eisenhüttenstadt zwei Hochöfen durch modernere Technologie ersetzt werden. Die Anlagen sollen erst mit Erdgas, später mit Wasserstoff betrieben werden.

Kooperationspartner für das gestartete Demonstrationsprojekt in Eisenhüttenstadt sind der Energieversorger Vulkan Energiewirtschaft Oderbrücke (VEO) und das französische Unternehmen McPhy Energy als Spezialist für Anlagen zur Herstellung und Distribution von Wasserstoff. „Dies ist unser erster Großauftrag im industriellen Bereich, einer der strategischsten und vielversprechendsten Anwendungen für grünen Wasserstoff“, erklärte Geschäftsführer Jean-Baptiste Lucas. Die Arbeiten sollen demnach in der Nähe des Unternehmensstandortes in Wildau vorgenommen werden.

Steinbach betont Bedeutung von Wasserstoff in Stahlherstellung

Nach Angaben des Stahlunternehmens wird der Wasserstoff zunächst im Kaltwalzwerk verwendet. An der Wasserstofftankstelle, die ebenfalls zum Vorhaben gehört, sollen Gabelstapler oder Sattelzüge mit einem Teil des erzeugten Wasserstoffs betankt werden. Der bei der Elektrolyse ebenfalls erzeugte Sauerstoff soll vor Ort in der Produktion wiederverwendet werden, zum Beispiel im Warmwalzwerk.

„Der Einsatz von Wasserstoff in der Stahlherstellung trägt wesentlich zur dringend benötigten Wasserstoff-Infrastruktur als notwendiger Baustein für den Erhalt der Stahlwirtschaft in Brandenburg und für die Energiewende bei“, erklärte Brandenburgs Wirtschaftsminister Jörg Steinbach (SPD) zum Start.

Die Brandenburgische Technische Universität Cottbus-Senftenberg (BTU) begleitet das Projekt wissenschaftlich, um die Technologie weiterzuentwickeln. Dabei geht es um eine Verbesserung der Gesamtenergieeffizienz des Produktionsstandorts.

Arcelor Mittal betreibt vier Produktionsstandorte in Deutschland. Dazu gehören zwei integrierte Flachstahlwerke in Bremen und Eisenhüttenstadt sowie zwei Langstahlwerke in Hamburg und Duisburg. Der Konzern beschäftigt in Deutschland rund 8500 Angestellte, der Standort Eisenhüttenstadt hat rund 2700 Mitarbeitende.

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