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Das Justizzentrum Potsdam, in dem sich auch das Landgericht Postdam befindet. Auf die Justiz in Brandenburg rollt eine große Pensionierungswelle zu.

© dpa/Christoph Soeder

Generationenwechsel in der Justiz: Fast ein Viertel der Brandenburger Richter steht kurz vor der Pension

Nachwuchs für die scheidenden Richter lässt sich schwer finden. Doch es gibt bereits Initiativen, um mehr junge Juristen zu gewinnen.

Auf die Justiz in Brandenburg rollt eine große Pensionierungswelle zu. Bis zum Jahr 2028 würden alleine in der ordentlichen Gerichtsbarkeit – also den Amts-, Land- und Oberlandesgerichten – 122 Richter:innen das Pensionsalter erreichen, teilte das Justizministerium in Potsdam auf Anfrage der Deutschen Presse-Agentur mit. „Dies ist etwa ein Viertel des richterlichen Personals“, sagte eine Ministeriumssprecherin.

Für diese größere Zahl von Altersabgängen sei aber Vorsorge getroffen worden, hieß es. So gebe es bereits jetzt einen Einstellungskorridor, mit dem vorübergehend die zusätzliche Einstellung von richterlichen Nachwuchskräften ermöglicht werde.

„Die Pensionierungswelle rollt bereits“, bestätigte auch die Vorsitzende des Richterbundes in Brandenburg, Katrin Ryl, auf dpa-Nachfrage. Laut einer Statistik von 2019 seien von den rund 700 in Brandenburg tätigen Richter:innen und Staatsanwält:innen knapp 400 zwischen den Jahren 1957 und 1963 geboren – und stehen damit jetzt kurz vor dem Ruhestand.

Auch die folgenden Jahrgänge bis 1965 seien sehr stark vertreten, so dass sich die Altersabgänge rasant fortsetzen würden, sagte Ryl, die hauptberuflich als Richterin am Amtsgericht Brandenburg an der Havel tätig ist. Nicht wenige Kolleg:innen seien zudem vorzeitig in den Ruhestand gegangen. Allerdings seien bereits viele Richter:innen und Staatsanwält:innen neu eingestellt worden, so dass sich das Personal bereits verjüngt habe.

Mehr Geld für stärkere Konkurrenzfähigkeit

Um Nachwuchs zu gewinnen, fordert der Richterbund eine bessere Besoldung. So müsse man insbesondere konkurrenzfähig gegenüber der freien Wirtschaft sein, vor allem in Hinblick auf Großkanzleien, aber auch auf Bundesbehörden oder Ministerien in Berlin. Das Land Brandenburg stehe daher in einem Wettbewerb um den guten Jurist:innennachwuchs, sagte Ryl.

Auch das Justizministerium bemüht sich nach eigenen Angaben um Richter:innennachwuchs. So werde bereits im Referendariat aktiv Werbung um den juristischen Nachwuchs betrieben, hieß es. Rechtsreferendar:innen, die für eine Arbeit in der Justiz in Betracht kommen, würden dabei gezielt angesprochen. Darüber hinaus werde zurzeit eine begleitende Tätigkeit von Rechtsreferendar:innen bei den Gerichten als wissenschaftliche Mitarbeiter:innen erprobt.

Derzeit, so heißt es aus dem Justizministerium, könnten trotz sinkender Bewerber:innenzahlen alle offenen Richter:innenstellen besetzt werden. Doch laut Richterbund-Vorsitzender Ryl sei es bereits jetzt schwierig, für die berlinfernen Gerichte und Staatsanwaltschaften Bewerber:innen zu gewinnen, beispielsweise in der Lausitz. (dpa)

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