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PCK-Geschäftsführer Ralf Schairer in der hypermodernen Leitzentrale  der Raffinerie Schwedt

© Thorsten Metzner

Großraffinerie in Schwedt: Shell will PCK-Anteile an britische Ölfirma verkaufen

Seit Jahren schon will der Shell-Konzern seine Anteile an der nordostdeutschen Großraffinerie PCK verkaufen. Nun ist ein Käufer gefunden – überraschenderweise ein anderer Name als gedacht.

Der Energiekonzern Shell will seinen Anteil von 37,5 Prozent an der ostdeutschen Großraffinerie PCK Schwedt an die britische Prax-Gruppe verkaufen. Dies teilte Shell am Freitag mit. Brandenburgs Wirtschaftsminister Jörg Steinbach (SPD) begrüßte die Entscheidung. „Der geplante Verkauf der Shell-Anteile an die Prax-Gruppe bringt nach jahrelangem Vorlauf mehr Sicherheit für die PCK-Raffinerie“, sagte Steinbach am Freitag dieser Zeitung. „Prax zeichnet eine hohe Erfahrung in der Wertschöpfungskette rund um Erdöl und seinen Produkten aus und betreibt auch H2-Projekte an einigen seiner Standorte. Ich sehe eine positive Entwicklung für Schwedt.“ Dagegen sehen die Linken die Pläne mit Sorge.

Der Shell-Konzern selbst rechnet mit einem Abschluss des Geschäfts in der ersten Hälfte 2024. Damit wird die Zukunft der wichtigen Industrieanlage in der Uckermark etwas klarer. Für die Versorgung der Verbraucher mit Benzin und Diesel und des Hauptstadtflughafens BER mit Kerosin soll sich erstmal nichts ändern.

Shell hatte den Verkauf seiner Anteile bereits vor Jahren angekündigt. Als wahrscheinlichster Käufer galt lange die österreichische Alcmene-Gruppe. Doch kam die 2021 angekündigte Übernahme der Shell-Anteile nicht zustande. Denn der russische Rosneft-Konzern, der über zwei Töchter gut 54 Prozent der Anteile an PCK besitzt, hatte ein Vorkaufsrecht geltend gemacht.

Shell will Portfolio auf Kernstandorte reduzieren

Die Rosneft-Anteile stehen nach dem russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine und der Umstellung der Ölversorgung für die Raffinerie inzwischen unter Treuhandverwaltung des Bundes. Vorkaufsrechte bei dem Verkauf der Shell-Anteile gibt es auch diesmal, auch für den anderen Minderheitseigner Eni, dem 8,3 Prozent der Raffinerie gehören. Deshalb erklärte Shell, der Abschluss des Geschäfts sei „vorbehaltlich der Rechte der Partner und der behördlichen Genehmigungen“.

Die britische Prax-Gruppe ist eine international tätige Ölfirma. Sie handelt mit Rohöl, Mineralölprodukten und Biokraftstoffen. Sie hat nach eigenen Angaben 1450 Mitarbeiter an acht Standorten weltweit. Im Vergleich zum ebenfalls britischen Konzern Shell mit weltweit mehr als 90.000 Mitarbeitern und 380 Milliarden US-Dollar Jahresumsatz ist Prax sehr klein. Damit hat der designierte Miteigner kaum mehr Mitarbeiter als die PCK mit 1200 direkt Beschäftigten und insgesamt 3000 Jobs auf dem Areal.

Linke fordern PCK-Einstieg des Bundes

Auch deshalb befürchten die Linken im Bund und in Brandenburg einen Rückschlag für die PCK und deren Transformation in eine „grüne“ Raffinerie, für die Milliarden investiert werden müssen. „Ich erwarte vom Ministerpräsidenten Dietmar Woidke persönlich, dass er sich mit der Prax-Gruppe über deren Pläne zur PCK Schwedt schnellstmöglich verständigt und ihr unmissverständlich klarmacht, dass diese sich an der notwendigen Dekarbonisierung nicht nur beteiligt, sondern sie gemeinsam mit den Beschäftigten der PCK weiter vorantreibt“, sagte Linke-Fraktions- und Parteichef Sebastian Walter. Er warf der Regierung vor, sich „zum wiederholten Male“ von einem rein profitorientierten Konzern abhängig zu machen. Die Linken fordern einen Einstieg des Bundes beim PCK.

Shell – in Deutschland bekannt auch durch das gleichnamige Tankstellennetz – begründet den Verkauf damit, „ihr weltweites Raffinerie-Portfolio auf Kernstandorte zu reduzieren, die in den Zentren der operativen Tätigkeit von Shell integriert sind“. Exekutiv-Vizepräsidentin Machteld de Haan sagte: „Dies ist ein weiterer wichtiger Meilenstein auf dem Weg zu einem fokussierten Raffinerie-Portfolio und der Entwicklung hochwertiger, integrierter Standorte wie dem Energy&Chemicals Park Rheinland.“

Nach dpa-Informationen soll sich aber sowohl an der Versorgung der PCK Raffinerie mit Rohöl über die Häfen Rostock und Danzig als auch am Vertrieb der Raffinerieprodukte im Nordosten Deutschlands und Westpolen nichts ändern. Nach Angaben von PCK fahren neun von zehn Autos in Berlin und Brandenburg mit Benzin und Diesel aus Schwedt.

Die Anlage kann bis zu zwölf Millionen Tonnen Rohöl pro Jahr verarbeiten. Jahrzehntelang kam das Rohöl über die Druschba-Pipeline aus Russland. Der Bezug wurde nach einer Entscheidung der Bundesregierung infolge des Überfalls auf die Ukraine gestoppt und auf Lieferungen von Tankeröl und Öl aus Kasachstan umgestellt. (dpa)

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