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PRODUKTION - 04.09.2023, Brandenburg, Dallgow-Döberitz: Wisente und Przewalski-Pferde grasen auf der Wüste in der Döberitzer Heide. Nur 30 Kilometer vom Berliner Alexanderplatz entfernt, wartet in der Döberitzer Heide ein großes Naturerlebnis auf Wanderer: In Sielmanns Naturlandschaft gibt es Wisente, Wildpferde und Wiedehopfe in freier Wildbahn zu sehen. Und bald wird ein Naturerlebniszentrum eröffnet (zu dpa «Neues Naturerlebniszentrum: Es herrscht Ruhe in der Döberitzer Heide») Foto: Ingolf König/dpa +++ dpa-Bildfunk +++

© dpa/Ingolf König

Vom Käfer bis zum Wisent: Neues Naturerlebniszentrum in der Döberitzer Heide soll eröffnen

Ein neues Naturerlebniszentrum unweit Berlins soll eröffnen. Dort sollen die Besucher multimedial über die 16 Lebensräume der Pflanzen und Tiere in der Döberitzer Heide informiert werden.

Von Klaus Peters

Im Eingangsbereich warten ein Wolf, ein Wisent, ein Rothirsch und ein Przewalski-Pferd: Die präparierten Tiere empfangen als zentrale Botschafter von Sielmanns Naturlandschaft Döberitzer Heide künftig die Besucher im neuen Naturerlebniszentrum im Norden des Naturschutzgebiets bei Elstal.

Theatermaler Mario Kwast und sein Team bringen auf der Baustelle mit Pinsel und Farbe noch weitere Bewohner auf die Wände: Wasserbüffel, Schafe und Ziegen, Wiedehopf, Steinschmätzer, Waldkauz und viele andere. Nicht zu vergessen seltene Pflanzen wie Sumpfknabenkraut, Prachtnelke oder Lungenenzian.

Das Naturerlebniszentrum in der ehemaligen sowjetischen Kommandantur soll Mitte März kommenden Jahres mit einem Festakt eröffnet werden. Dann sollen dort Besucher multimedial über die 16 Lebensräume der Pflanzen und Tiere in der Döberitzer Heide informiert werden, die jahrhundertelang als militärisches Übungsgebiet genutzt wurde. Kernstück der Ausstellung wird eine 12 Quadratmeter große Videowand, die Filme und Fotos in hoher Auflösung zeigt. Über eine App können die Besucher die Informationen auch bei Exkursionen im Gelände nutzen.

Die Heinz-Sielmann-Stiftung eröffnet im November 2023 ein neues Naturerlebniszentrum in der Döberitzer Heide.
Die Heinz-Sielmann-Stiftung eröffnet im November 2023 ein neues Naturerlebniszentrum in der Döberitzer Heide.

© dpa/Ingolf König

Der präparierte Wolf hat ursprünglich selbst in der rund 3600 Hektar großen Naturlandschaft gelebt. „Er wurde bei einem Ausflug auf der Bundesstraße 5 überfahren“, berichtet die Sprecherin der Sielmann-Naturlandschaft, Elisabeth Fleisch. Denn Wölfe können - wie alle Tiere bis zur Größe eines Wildschweins - die umzäunte Kernzone verlassen, die etwa die Hälfte der Naturlandschaft umfasst und für Besucher gesperrt ist, wie Ranger Tim Funkenberg erläutert. Aktuell wurden sieben erwachsene Wölfe und fünf Welpen gezählt. Zu ihrer bevorzugten Beute zählten Wildschweine und Rehwild, sagt Funkenberg.

Gut einsehbar ist in der Kernzone aber die sogenannte Wüste, offenes Land, das von August vergangenen bis zum Frühjahr dieses Jahres aufwendig von Ginster und anderem Bewuchs befreit wurde. Inzwischen wirkt diese Fläche durch Grasbewuchs eher wie eine Prärie und bietet seltenen Vogelarten wie Heidelerche, Wiedehopf, Grauammer und vielen seltenen Pflanzenarten sowie Insekten eine Heimat.

Der Theatermaler Mario Kwast bemalt die Wände der Ausstellungsräume des Naturerlebniszentrums.
Der Theatermaler Mario Kwast bemalt die Wände der Ausstellungsräume des Naturerlebniszentrums.

© dpa/Ingolf König

Der in seinem Bestand stark gefährdete Wiedehopf hat in der offenen Landschaft beste Bedingungen. Nachdem dort viele Nistkästen aufgehängt wurden, erhöhte sich die Zahl der Jungvögel von 14 im ersten Jahr auf 52 im zweiten und 57 im dritten Jahr. Auch der in Deutschland vom Aussterben bedrohte Steinschmätzer findet in den alten Bunkeranlagen auf dem ehemaligen Militärübungsplatz beste Bedingungen.

Während man diese Raritäten der Pflanzen- und Tierwelt nur mit Glück und genauem Hinsehen erspähen kann, bietet sich von Mitte September auf der „Wüste“ ein weithin sicht- und hörbares Erlebnis: die Hirschbrunft. Dann kommen vor Einbruch der Dämmerung die Hirsche aus dem Wald und liefern sich mit gewaltigem Röhren Kämpfe mit ihren männlichen Artgenossen. „Dieses Schauspiel ist etwa ab 17 Uhr bis in die tiefe Dämmerung zu erleben“, kündigt Fleisch an.

Ein präparierter und noch teilweise mit Folie abgedeckter Wolf wartet auf die Eröffnung des Naturerlebniszentrums.
Ein präparierter und noch teilweise mit Folie abgedeckter Wolf wartet auf die Eröffnung des Naturerlebniszentrums.

© dpa/Ingolf König

Mit rund 130 Tieren lebe auch eine der größten europäischen Wisentherden in der Kernzone, erläutert Funkenberg. Der Wisent habe jahrhundertelang in Mitteleuropa gelebt und sei Anfang des 20. Jahrhunderts in freier Wildbahn ausgestorben, berichtet der Ranger. Dann seien Wisents mit 12 Tieren aus Zoos und Tiergehegen nachgezüchtet worden, inzwischen gebe es in Europa wieder rund 9500 Tiere, meint Funkenberg. „Und auch bei uns kann man sie sehen.“ Hinzu kommen die Przewalski-Wildpferde, Galloway-Rinder und Zebus.

Für Wanderer ist mit der Hirschbrunft im Herbst ein Besuch der Naturlandschaft besonders lohnenswert, wirbt Fleisch. Zumal sich die Bedingungen in der Naturlandschaft mit der Eröffnung des Hauptstadtflughafens BER im Süden von Berlin für Menschen und Tiere grundlegend verbessert hätten, sagt sie: „Seit Tegel zu ist, herrscht Ruhe in der Heide.“

(dpa)

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