zum Hauptinhalt
Gefährlich ist es für Radfahrer an vielen Stellen in Potsdam. An der Pappelallee soll jetzt etwas passieren.

© Manfred Thomas

Verkehr in Potsdam: Allee der Gefahren

Ein Gutachten bescheinigt Sicherheitsdefizite in der Pappelallee. Nun wird ein kompletter Umbau geprüft.

Bornstedter Feld – Die Pappelallee ist unsicher und muss umgebaut werden. Das ist das Ergebnis einer von der Stadtverwaltung bei einem spezialisierten Ingenieurbüro in Auftrag gegebenen Untersuchung der Sicherheit für Radfahrer, Fußgänger und den Autoverkehr, die am Dienstagabend im Bauausschuss vorgestellt wurde.

Anlass der Überprüfung war ein tödlicher Unfall: Am 15. April vergangenen Jahres war eine 23-jährige Radfahrerin von einem Lastwagen übersehen und überfahren worden, der nach links in die August-Bonnes-Straße einbiegen wollte. Sie erlag noch am Unfallort ihren Verletzungen. Gegen den damals 45 Jahre alten Fahrer ist nun Anklage erhoben worden. Ein enstrechendes Gutachten, das den Unfallhergang rekonstruieren und bewerten sollte, sei nun fertiggestellt, sagte eine Sprecherin der Staatsanwaltschaft Potsdam auf PNN Anfrage. Wann das Verfahren eröffnet wird, steht noch nicht fest, weil die Klage zunächst noch zugestellt werden muss.

Nach dem tragischen Unfall hatte die Stadt als Sofortmaßnahme die rote Markierung für Radwege an der Pappelallee sowie Fahrradpiktogramme mit gegenläufigen Pfeilen und Richtungstrennungslinien für die Radfahrer auf dem Radweg in den Kreuzungsbereichen erneuert. Doch das ist nicht genug: Die Untersuchung schlägt nun die Auflösung des bestehenden Zweirichtungsradweges und eine komplette Umgestaltung der Straße vor. Wenn dies nicht geschehe, sei wegen der weiteren Bebauung des Umfelds der Straße im Bornstedter Feld zu erwarten, dass die Zahl der Unfälle weiter zunehmen werde, hieß es in dem Gutachten. Kurzfristig sei eine Vielzahl an kleinteilgen Maßnahmen nötig, wie zusätzliche Schilder und Ampeln. Außerdem müssten Bäume und Sträucher gestutzt oder entfernt werden, um für bessere Sicht zu sorgen, heißt es in der Untersuchung. Derzeit existierten viele unterschiedliche Defizite im dem Bereich, die in der Summe das vorhandene Unfallgefahrenpotenzial ergeben. „Der vorhandene Zweirichtungsradweg wirkt verschärfend“, so die Untersuchung.

Kurzfristig soll nun eine Mittelinsel an der Einmündung der Erich-Mendelsohn-Allee zur Pappelallee gebaut werden, so Potsdams Radverkehrsbeauftragter Torsten von Einem. Vor allem Schulkinder sollen diese Kreuzung so sicherer überqueren können. Zudem werden die Sichtbeziehungen an den einmündenden Straßen im Frühjahr überprüft und, soweit erforderlich, verbessert. Auch die Ampelschaltungen für Radfahrer kommen laut von Einem nun auf den Prüfstand.

Was langfristig passiert, ist hingegen noch völlig offen. Voraussichtlich im Oktober soll die Verwaltung eine Kostenplanung für eine mögliche Auflösung des bestehenden Zweirichtungsradweges vorlegen. Wie im Bauausschuss deutlich wurde, müsste für einen Umbau der gesamte Querschnitt der Straße verändert werden, Gehwege, Bushaltestellen, Einmündungen und der Verlauf von Leitungen wären betroffen. Auch für die vorgeschlagenen kleinteiligen Maßnahmen stehen die Kosten nicht fest. In der Untersuchung werden sie auf 300 000 bis 500 000 Euro geschätzt. Damit soll an den kleineren einmündenden Straßen die Fahrbahn auf Radwegniveau angehoben werden, um die Autos zu bremsen.

Untersucht wurden in der Pappelallee Sichtfelder, Überquerungsstellen, die Flächen von Straße, Geh- und Radweg sowie die Ampeln und Schilder. Außerdem wertete die Untersuchung sämtliche Verkehrsunfälle in den Jahren 2010 bis 2012 in der Pappelallee aus. In diesem Zeitraum gab es 84 Unfälle mit 20 Verletzten. Neun von 13 Unfällen, an denen Radfahrer beteiligt waren, standen in Zusammenhang mit dem Zweirichtungsradweg – die Radler waren jeweils in Gegenrichtung der Autos auf dieser Straßenseite unterwegs, wie bei dem Unfall im April 2013. Gefahrenstellen gebe es entlang der gesamten Straße, so das Ergebnis der Untersuchung. Die meisten Fahrradunfälle gibt es mit abbiegenden Autos und an Einmündungen, wenn der Fahrradfahrer von rechts kommt. 

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false