Sport: Clou gelungen: Jane Törnquist kommt

FFC Turbine vor Vertragsabschluss mit der schwedischen Verteidigerin Von Rainer Hennies Nadine Angerer tat in England bei der EM mitunter geheimnisvoll. „Wir haben nicht nur Kontakt zu Ingvield Stensland. Da ist noch eine andere hochinteressante Spielerin aus einem anderen Land“, lautete ein versteckter Hinweis in Preston. „Nadse“ in geheimer Mission aktiv. Undercover für Turbine Potsdam. Mit Erfolg hat sie offenbar die Bande geknüpft: Turbine verpflichtet Jane Törnquist – Verteidigerin und Aufbauspielerin, die zurzeit noch bei Turbines UEFA-Pokalfinalgegner vom Mai Djurgarden Älvsjö in Stockholm unter Vertrag steht. „Mündlich ist bereits alles unter Dach und Fach, nur die Unterschriften fehlen noch“, sagt Turbine Coach Bernd Schröder. „Mitte Juli wird aber auch das über die Bühne gehen.“ „Sie kann auf mehreren Positionen gut spielen, ist sehr erfahren und äußerst kopfballgefährlich“, sagt die gerade ausgeschiedene schwedische Nationaltrainerin Marika Domanski Lyvors über Törnquist. 109 Länderspiele, 11 Tore. Olympiateilnahmen 1996, 2000 und 2004, EM-Teilnahmen 1997, 2001 und 2005. Turbines Neue ist 30 Jahre alt, geboren in Manila auf den Philippinen. Sie gilt als Alternative zu Ingvield Stensland, denn: Die Norwegerin ist definitiv nicht vor Jahresende zu haben, weil der Klub Kolbotn IL es so will. Hier musste sich Schröder seinem Kollegen Tore Ramtun beugen, der sich mit allen Möglichkeiten gegen einen Wechsel streubt. Dafür kann er im Winter zuschlagen. Ohne Ablöse. Nur für das Spielergehalt. Törnquist ist die Alternative, bei der Schröder nichts falsch machen kann. Ob der internationalen Erfahrung und der Einsetzbarkeit kann sie kurzfristig die Aufgaben erfüllen. Schröders mittelfristige Wunschkandidatin ist sie zwar nicht, aber kurzfristig eine optimale Lösung. Und vor allem: Es gibt keine Widerstände. Das Vertragswerk steht mit den zum 30. Juni/1. Juli benötigten Absichtserklärungen. Nur die Unterschriften sind noch zu leisten. Jane Törnquist hatte in den letzten Wochen seit den UEFA-Pokalfinals intensiv mit Turbine geflirtet. Fast täglich habe sie angerufen, heißt es, und sich angeboten. „Jane Törnquist hat unseren Verein mit seinen Möglichkeiten beim UEFA-Cup kennen gelernt und ist begeistert“, sagt Schröder, der sich freut, diesbezüglich keine Überzeugungsarbeit leisten zu müssen. Weder durch Argumente, noch durch Besuchsflüge oder ähnlichem. In England haben Nadine Angerer und Ariane Hingst die Beziehungen mit der Schwedin vertieft. Turbine-Boss Günter Baaske hat sich zudem mit der Stockholmer Vereinsführung ins Benehmen gesetzt. Kein Problem mehr für einen Vertrag. Der Kontrakt soll erst einmal für ein Jahr laufen. Das ist das Pflichtminimum. Dass Törnquist am Sonnabend in der schwedischen „Bundesliga“ Allsvenskan mit Djurgarden nicht mehr eingesetzt wird, hat Stockholms Trainer Mikael Södermann seinem Potsdamer Kollegen versprochen. Ansonsten wäre statutengemäß ein Wechsel in diesem Jahr nicht mehr möglich. Am gestrigen Nachmittag gab es schließlich öffentlich mitteilbar grünes Licht aus dem Turbine-Büro am Luftschiffhafen zum Wechsel der Philippino-Schwedin, die als äußerst ehrgeizig gilt. Noch im Frühjahr äußerte sie sich im Jahresheft der schwedischen Liga, dass sie unbedingt den Meistertitel zurückholen möchte, um wieder international mit dem Verein spielen zu können. Was sie jetzt bei Turbine ohne weitere Anstrengung tun kann. Privat ist Jane Törnquist unabhängig. Von Beruf ist sie Tischlerin, ließ sich in Inneneinrichtung und Raumgestaltung ausbilden. „Eine echte und tüchtige Handwerkerin“, heißt es im Allsvenskan-Jahrbuch. Eine, die zupacken kann. Gleichwohl sie am liebsten einen Nebenjob als Instrukteur in einem Fitness-Centrum hätte. Krafttraining gehört zu den Lieblingshobbys der Schwedin aus Stockholm, die vor Djurgarden bei Hammarby, einem weiteren Hauptstadtklub, unter Vertrag stand. Das wird Turbines Gegner in der Bundesliga und im UEFA-Wettbewerb nicht freuen.

Rainer Hennies