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Festredner: Der Militärhistoriker Sönke Neitzel

© Andreas Klaer/ PNN

Festrede an der Uni Potsdam: Militärhistoriker Sönke Neitzel kritisiert Politik- und Wissenschaftsbetrieb

Mit Spannung wurde Neitzels Rede bei der Abschlussfeier der Universität Potsdam erwartet. Den Absolventen gab er vor allem eines mit auf den Weg: Dass sich Strukturen ändern lassen.

Mit Kritik an der Durchlässigkeit des deutschen Politik- und Wissenschaftsbetriebs hat der Militärhistoriker Sönke Neitzel die diesjährigen Absolventen der Universität Potsdam in ihr vermutlich bald beginnendes Berufsleben verabschiedet. Bei der zentralen Abschlussfeier der Uni sagte Neitzel bei seiner offiziellen Festrede am Donnerstag, dass im Bundestag vor allem Steuerberater, Politikwissenschaftler, Rechtsanwälte und Ärzte säßen – aber zu wenig Menschen aus Industrie und Mittelstand oder auch Informatiker und Ingenieure.

Zu wenig Durchlässigkeit gebe es auch zwischen dem Politik- und dem Wissenschaftsbereich. Gemeint ist, dass zu wenig Forscher in die Politik wechseln und umgekehrt. In den USA sei das anders, fügte er hinzu.

Die Absolventenfeier fand am Neuen Palais statt.

© Andreas Klaer/ PNN

Ein Problem sei das vor allem deshalb, weil Wissenschaft zum Beispiel Politik nur theoretisch beschreiben könne, da die praktischen Einblicke fehlten, so Neitzel. In Parlamenten würden hingegen realitätsferne Gesetze beschlossen, auch für den Uni-Betrieb. Anhand solcher Beispiele – auch die ineffiziente Struktur der Bundeswehr nahm der Professor für die Kulturgeschichte der Gewalt aufs Korn – kam Neitzel zum Hauptmotiv seiner Rede: Dass sich Strukturen verändern lassen, dass Menschen und eben auch die Absolventen der Uni Potsdam die Regeln in der Welt ändern können. Wobei, schränkte er ein: „Diskurse allein bringen noch kein Handeln.“

Rund 1000 Gäste waren zu der Feier vor der Kulisse des Neuen Palais gekommen. Mit Spannung wurde auf den Festredner geschaut, gilt er doch als streitbar. Linke Gruppen hatten ihn vor einigen Monaten als Kriegsfetischist beschimpft. Bei seiner Rede gab es jedoch keine Störungen.

3000
Absolventen verlassen die Universität in jedem Jahr.

An der Uni studieren mehr als 20.000 junge Erwachsene. „Nach einem leichten Rückgang während der Pandemie freut sich die Universität Potsdam wieder über mehr als 3000 Absolventinnen und Absolventen in den Bachelor- und Masterstudiengängen sowie der Ersten juristischen Prüfung“, sagte ein Sprecher. Auch die Zahl der erfolgreichen Promotionen liege stabil um die 300 pro Jahr. Für das kommende Wintersemester seien zwei neue Studiengänge geplant, jeweils im Fach Psychologie, hieß es.

Trotz Fachkräftemangels, etwa bei Lehrern, gelten für die Uni noch Zulassungsbeschränkungen wie der Numerus Clausus, auch im Lehramt. „Diese wurden in den letzten Jahren zwar stark reduziert, sind jedoch erforderlich, da die Zahl der Bewerbungen die Zahl der zur Verfügung stehenden Studienplätze noch übersteigt.“ Wie hoch die Hürden je Studienfach sind, dafür existiert eine Übersicht auf der Uni-Homepage.

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