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Lena Gieseke, Professorin an der Filmuniversität Babelsberg, sprach über den ökologischen Fußabdruck von Filmproduktionen.

© Sebastian Stemmer/Sebastian Stemmer

Grüne Filmdrehs: Wie kann Studio Babelsberg nachhaltiger werden?

Weniger Flugreisen, mehr Digitalisierung: In Babelsberg wurde darüber diskutiert, wie man Filmproduktionen umweltfreundlicher gestalten kann.

Wenn es um Klimaschutz geht, denken die meisten wohl kaum an Filme. Doch auch dieser Wirtschaftszweig hat einen nicht unwesentlichen CO2-Ausstoß: „Kleinere Filmproduktionen verursachen im Schnitt 200 bis 400 Tonnen CO2 – das gilt also für die meisten deutschen Filme“, sagte Lena Gieseke, Professorin für Bildorientierte Medientechnologien an der Filmuniversität Babelsberg am Donnerstag bei der Diskussionsveranstaltung „Green Production & Clean IT: Innovative Lösungen für eine grüne Zukunft am Standort Babelsberg“.

Als Filmstandort muss Potsdam über die Nachhaltigkeit seiner Produktionen nachdenken: Woher kommt der Strom beim Dreh? Womit wird die Beleuchtung gemacht? Wie reisen Schauspielerinnen und Schauspieler zum Drehort? Welcher Müll entsteht durch Catering, Kostüme und Masken?

Kleinere Filmproduktionen verursachen im Schnitt 200 bis 400 Tonnen CO2 – das gilt also für die meisten deutschen Filme.

Lena Gieseke, Professorin an der Filmuniversität Babelsberg

„Es macht total Sinn, bei Drehs im Ausland mit regionalen Teams vor Ort zu arbeiten“, sagte Donald Houwer von Green Film & TV Consultants Deutschland e.V., einem Verein, der Filmschaffende in punkto Nachhaltigkeit berät. Sprich: Anstatt ein ganzes Team zum Beispiel nach Kanada fliegen zu lassen, lässt man eine lokales Kamera-Crew vor Ort die gewünschten Aufnahmen machen und inszeniert die Schauspielerinnen und Schauspieler dann zu Hause vor einer LED-Wand, so Houwer.

Gieseke nannte weitere Beispiele: Sehr aufwändige Szenen und Effekte können digital am Computer erzeugt werden, Drohnen ersetzen Helikopter-Flüge und 3D-Druck von Requisiten und Sets sparen Kosten und Strom.

Filmuni-Projekt „Movie Twin“

Wie und wo am besten Energie eingespart werden kann, soll das Programm „Movie Twin“ beantworten, ein Projekt der Filmuniversität Potsdam: „Dabei wird eine Art digitaler Zwilling der Filmproduktion erschaffen, durch die man einzelne Aspekte der Produktion simulieren, analysieren und bewerten kann“, sagt Gieseke. Dadurch soll schon vor Beginn des Drehs herausgefunden werden, wie man den Film nachhaltiger produzieren kann. Aktuell ist „Movie Twin“ nur ein Konzept; die Filmuniversität sucht derzeit nach Geld für die Umsetzung.

Auch Künstliche Intelligenz kann helfen: „KI ist eine Wahnsinnsmöglichkeit, um Energie in der gesamten Produktionskette effizienter verteilen“, sagte Houwer. Leon Stebe, Chefredakteur des Hasso-Plattner-Instituts (HPI) gab jedoch zu bedenken, dass das Training einer einzigen KI so viel Energie verbraucht wie fünf amerikanischen Autos während ihrer gesamten Lebensdauer. „Und das sind Zahlen von 2019“, so Stebe.

Der größte Hebel beim Energiesparen liege letztlich bei den Konsumentinnen und Konsumenten, betonte Houwer: „75 Prozent der Energie beim Streaming von Filmen und Serien wird beim Endgerät verbraucht.“ Internet und digitaler Medienkonsum machen laut Houwer rund sechs Prozent des globalen CO2-Ausstoßes aus, ein Großteil davon sei Videostreaming.

Bei den Konsumentinnen und Konsumenten müsse ein stärkeres Bewusstsein dafür entstehen, was ihr Medienkonsum verursacht, so Houwer. Vor allem bei der Helligkeit der Bildschirme und bei der Bildqualität könne man Energie sparen, je nach Inhalt: „Einen Coen-Film will ich mir natürlich in 4K anschauen, aber bei der Tagesschau ist das nicht nötig.“

Im Herbst soll über das Thema weiter diskutiert werden: Die Filmuniversität veranstaltet am 26. September einen Workshop mit dem Titel „Clean Film IT Lab“, bei dem weitere Ideen für nachhaltige Filmdrehs entwickelt werden sollen.

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