zum Hauptinhalt
In Babelsberg ließen Aktivisten der Gruppe "Tyre Extinguisher" Luft aus Autoreifen.

© privat/privat

Haftbefehl erlassen: Potsdamer Polizei fasst mutmaßlichen Reifenplattmacher

Seit Monaten lassen Aktivisten in Potsdam an Autoreifen die Luft raus. Nun wurde ein Verdächtiger gefasst.

Seit vergangenem Jahr haben Umweltaktivisten in Potsdam schon an mehr als 500 Autos die Luft aus Autoreifen gelassen. Nun wurde erstmals in der Landeshauptstadt einer der mutmaßlichen Täter festgenommen. Wie die Staatsanwaltschaft Potsdam und die Polizeidirektion West am Donnerstag mitteilten, befindet sich der Mann seit Mittwoch in Untersuchungshaft. Das Amtsgericht Potsdam hatte den Haftbefehl erlassen.

Gegen den Verdächtigen wird wegen des Verdachts der Sachbeschädigung in mehreren Fällen, wegen des Verdachts des tätlichen Angriffs auf und des Widerstands gegen Voll­stre­ckungs­beamte ermittelt. Ebenso wegen des Verdachts des Verstoßes gegen das Waffengesetz, weil er im Besitz unerlaubter Chemikalien war. Die Gefahrstoffe wurden im Rahmen einer Durchsuchung seiner Wohnung in der Potsdamer Innenstadt entdeckt.

Wegen des Fundes kam es am Dienstagabend in der Heilig-Geist-Straße zu einem größeren Polizeieinsatz. Auch Spezialisten des Landeskriminalamtes waren im Einsatz. Das Wohnhaus wurde zeitweise evakuiert. Dass die Durchsuchung in Zusammenhang mit Ermittlungen gegen einen Reifenplattmacher stand, hatte die Staatsanwaltschaft am Mittwoch mitgeteilt.

Die Polizei fand am Dienstag bei einer Durchsuchung in der Potsdamer Innenstadt gefährliche Stoffe.
Die Polizei fand am Dienstag bei einer Durchsuchung in der Potsdamer Innenstadt gefährliche Stoffe.

© Henri Kramer/Henri Kramer

Der Verdächtige wurde bereits in der Nacht zu Dienstag in Babelsberg festgenommen. Nach Angaben von Zeugen hatte er dort an mehreren Autos die Luft aus Reifen gelassen. Es handelt sich offenbar um einen Anhänger der Klimabewegung „Tyre Extinguishers“.

Die Aktivisten geben an, im Namen des Klimas, der Gesundheit und der öffentlichen Sicherheit zu handeln. Daher haben sie eigenen Angaben zufolge vor allem große Autos wie SUVs und Geländewagen im Visier. Sie prangern den hohen Spritverbrauch der Fahrzeuge an. An den Autos, die sie lahmlegen, hinterlassen sie Bekennerschreiben.

„Sie werden wütend sein, aber nehmen Sie es nicht persönlich. Es liegt nicht an Ihnen, sondern an Ihrem Auto. Wir haben dies getan, weil das Herumfahren in städtischen Gebieten mit einem riesigen Fahrzeug enorme Folgen für andere hat“, heißt es unter anderem in den Flyern. Auch an den in Babelsberg betroffenen Autos wurden Bekennerschreiben entdeckt, die nach Angaben der Polizei für einen politischen Hintergrund der Aktion sprechen. Zur Höhe der möglicherweise entstandenen Schäden sei derzeit noch nichts bekannt, hieß es in der Mitteilung.

Der Aktivist wurde nach einer sofort eingeleiteten Fahndung gefasst – auch zivile Kräfte und ein Polizeihubschrauber waren an dem Einsatz beteiligt. Bei seiner Festnahme leistete der Verdächtige erheblichen Widerstand. Die Polizisten blieben aber unverletzt. Weitere Auskünfte zu dem Tatverdächtigen erteilt die Staatsanwaltschaft aufgrund der laufenden Ermittlungen nicht.

Seit dem vergangenen Sommer lassen Anhänger der international agierenden „Tyre Extingusishers“-Bewegung auch in Potsdam regelmäßig Luft aus Autoreifen. Erst in der Nacht zu Montag war eine zweistellige Zahl an Fahrzeugen im Bornstedter Feld und in der Nauener Vorstadt betroffen. Die „Tyre Extinguishers“ haben ihren Ursprung in Großbritannien. Dort waren die Aktivisten nach eigenen Angaben erstmals im März 2022 aktiv. 

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false