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Eingepackt: Der Raffaelsaal dient als Zwischendepot für Möbel, die wegen staubanfälliger Arbeiten aus anderen Räumen ausgelagert werden.

© Sebastian Gabsch PNN/SEBASTIAN GABSCH

Park Sanssouci in Potsdam: Arbeiten am Orangerieschloss gehen weiter

Bis 2029 wird die Orangerie in Potsdam für 30 Millionen Euro modernisiert. Saniert werden nicht nur Fassade und Dach. Erstmals gibt es auch Toiletten für Besucher.

Im Raffaelsaal der Orangerie sieht es nach Umzug aus: Stühle, Skulpturen und anderes Mobiliar sind in dem prachtvollen Raum zusammengeschoben, dazwischen sind Laufwege abgeklebt, damit der Marmorfußboden im schwarzgrün-weißen Schachbrettmuster geschont wird. Der zentrale Saal mit Oberlicht und ohne weitere Fenster dient während der Sanierungsarbeiten an dem imposanten Schloss als Zwischendepot für wertvolle Einrichtung, die vor Baustaub geschützt werden soll. Die verbliebenen Gegenstände in den anderen Räumen und ganze Wände sind mit einem speziellen weißen Polyestervlies verhüllt – ebenfalls zum Staubschutz. An den verhüllten Wänden erinnern hier und dort Zettel mit der roten Ermahnung „Vorsicht Gemälde!“ an wertvolle Werke hinter dem Vlies.

Knapp 30 Millionen Euro werden investiert

Das Orangerieschloss im Park Sanssouci wird für rund 30 Millionen Euro bis 2029 saniert.
Das Orangerieschloss im Park Sanssouci wird für rund 30 Millionen Euro bis 2029 saniert.

© Sebastian Gabsch PNN/SEBASTIAN GABSCH

Die Sanierung und Modernisierung des riesigen Schlosses mit den zwei Pflanzenhallen, Arkaden und Terrassen ist eines der größten Bauvorhaben der Stiftung Preußische Schlösser und Gärten (SPSG), wie Projektleiterin Jana Giesa von der Architekturabteilung der Stiftung am Mittwoch bei einem Vororttermin für die Presse erklärte. Bis 2029 sollen dafür knapp 30 Millionen Euro aus dem zweiten sogenannten Masterplan fließen. Der Bund und die Länder Berlin und Brandenburg haben im Rahmen dieses Sonderinvestitionsprogrammes zur Rettung der Preußischen Schlösser und Gärten bis zum Ende des Jahrzehnts insgesamt 400 Millionen Euro bereitgestellt.

Zum Projekt gehört die Sanierung der verbliebenen Fassaden- und Dachabschnitte der Orangerie. Wegen undichter Stellen im Dach könne momentan Regenwasser eindringen, erklärte Jana Giesa. Im Zuge der Sanierung soll zur energetischen Verbesserung eine Wärmedämmung auf der obersten Geschossdecke der Seitenpavillons eingebaut werden. Nach der Sanierung soll auch der eingelagerte Skulpturenschmuck wieder auf den Dachbalustraden des Schlosses platziert werden. Das Hauptdach des Mittelbaus mit den beiden Türmen und den Turmgalerien sowie Dach und Fassaden des Südost-Pavillons waren bereits von 2014 bis 2018 saniert worden.

Neuer Café-Tresen und erstmals eine Toilette für Besucher

Jana Giesa ist Projektleiterin für die Sanierungs- und Modernisierungsarbeiten am Orangerieschloss.
Jana Giesa ist Projektleiterin für die Sanierungs- und Modernisierungsarbeiten am Orangerieschloss.

© Sebastian Gabsch PNN/SEBASTIAN GABSCH

Auch die beiden je 103 Meter langen Pflanzenhallen sollen saniert werden – nacheinander, sodass jeweils eine weiterhin für Veranstaltungen nutzbar bleibt. In den lichtdurchfluteten Hallen soll unter anderem die Zentralheizungsanlage aus der Bauzeit, die zuletzt 1937 saniert wurde, wieder restauriert werden. „Das ist die deutschlandweit einzige im Original erhaltene Anlage, die noch in Betrieb ist“, erklärte Projektleiterin Giesa. Der Heizkessel sei aber bereits auf Gas umgestellt worden. Die historischen Rohre ziehen sich in zwei Schleifen durch die Pflanzenhallen, die im Winter, wenn dort Palmen- und Zitrusgewächse eingelagert sind, bei einer Temperatur zwischen vier und sechs Grad gehalten werden müssen.

Bis voraussichtlich kommendes Frühjahr soll zudem ein neuer Kassenbereich mit einem Café-Tresen in drei bislang ungenutzten früheren Bedienstetenräumen im Nordost-Pavillon entstehen. Betreiben will das Gastroangebot die Stiftung bzw. deren Servicegesellschaft Fridericus selbst, hieß es: Geplant ist der Verkauf von Kaffeespezialitäten, Kaltgetränken und Gebäck. Im jetzigen Kassenbereich wird unterdessen eine barrierefreie und genderneutrale Besuchertoilette eingebaut. Bislang gab es für die Besucher des Schlosses keine Sanitärräume.

Die Zentralheizung in den Pflanzenhallen ist deutschlandweit die einzige noch erhaltene und aktive derartige Anlage, heißt es von der Stiftung.
Die Zentralheizung in den Pflanzenhallen ist deutschlandweit die einzige noch erhaltene und aktive derartige Anlage, heißt es von der Stiftung.

© Sebastian Gabsch PNN/SEBASTIAN GABSCH

Die eigentlichen Arbeiten in den Pflanzenhallen sollen erst im Frühjahr 2025 beginnen – bis dahin müssen unter anderem auch alternative Nistkästen für die im Schloss lebenden und heute noch munter durch die Palmenhallen zwitschernden Hausrotschwänzchen errichtet werden, erklärte Jana Giesa. Außerdem gibt es Arbeiten zur technischen Erschließung zur Stromversorgung und Beleuchtung, die für den Veranstaltungsbetrieb wichtig ist, die es so bisher aber nicht gegeben hat.

An der Rückseite des Orangerieschlosses stapelt sich das Baumaterial.
An der Rückseite des Orangerieschlosses stapelt sich das Baumaterial.

© ZB/Michael Bahlo

Sichtbar sind die Arbeiten momentan vor allem auf der Rückseite des Schlosses: Dort werden nicht nur zwölf Fenster saniert – der Grund für den Möbel-Umzug in den Raffaelsaal –, ab Sommer 2024 ist dort auch die Fassade dran. Außerdem ist hinter dem Schloss auf dem sogenannten Nordparterre die Baustelleneinrichtung untergebracht.

Im Rahmen der Sanierung wird sich dort auch das Schlossumfeld ändern: Geplant ist eine Versickerungsfläche für Regenwasser in Form einer vertieften Rasenfläche, wie Jana Giesa erklärte. Ganz neu ist die Idee nicht: Schon in den Plänen von Preußenkönig Friedrich Wilhelm IV. sei dort ein Wasserbassin vorgesehen gewesen, berichtete die Projektleiterin. „Das wurde aber nie umgesetzt.“ Im Zuge des Klimawandels mit langen Trockenperioden und Starkregen ist die Idee der „Schwammstadt“ zur Speicherung von Regenwasser wieder ganz aktuell.

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