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Marion Mattekat, die Direktorin der Stadt- und Landesbibliothek Potsdam, glaubt dass in diesem Jahr wieder die Zahlen von 2019 erreicht werden.

© Andreas Klaer

„Sehnsucht nach dem Analogen“: Potsdamer Bibliothek freut sich über mehr als eine Million Entleihungen

Die Stadt- und Landesbibliothek hat vermehrte Neuanmeldungen, vor allem von Kindern. Längst hat sich die Bibliothek zu einem sozialen Treffpunkt entwickelt.

Die Stadt- und Landesbibliothek Potsdam (SLB) kann erneut starke Zuwächse verzeichnen: 2023 kamen 21 Prozent mehr Besucherinnen und Besucher in die Bibliothek, es gab 16 Prozent mehr Neuanmeldungen und mehr als eine Million Entleihungen. „Ich rechne damit, dass wir in diesem Jahr wieder auf das Niveau von 2019 kommen“, sagt SLB-Direktorin Marion Mattekat.

Doch wie erklären sich diese Zuwächse? „Ich glaube, es gibt bei vielen Menschen eine Sehnsucht nach dem Analogen“, sagt SLB-Sprecherin Sybille Weber. Mattekat nimmt dies ähnlich wahr: „Letztens sagte jemand zu mir: Ich bin den ganzen Tag digital unterwegs, es ist gut, dass es hier auch noch echte Leute und echte Bücher gibt!“

1400
Menschen besuchen die Stadt- und Landesbibliothek im Schnitt am Samstag

Besonders erfreut ist sie darüber, dass es 32 Prozent mehr Neuanmeldungen von Kindern gab. Mattekat führt dies auf die starke Zusammenarbeit mit Kitas und Schulen zurück: Im vergangenen Jahr fanden 500 Führungen und Veranstaltungen statt, bei denen 11.770 Schülerinnen und Schüler sowie Kitakinder die Bibliothek besuchten.

Der Eingangsbereich der Bibliothek am Platz der Einheit.
Der Eingangsbereich der Bibliothek am Platz der Einheit.

© Andreas Klaer

Die SLB schafft es jedoch auch andere Altersklassen anzusprechen: „Es gibt Ältere, die regelmäßig herkommen, um Zeitung zu lesen, Jugendliche, die Computerspiele spielen, oder Familien mit Kindern, die sich vor allem am Samstag gerne in der Kinderecke treffen und ihren Kindern vorlesen“, sagt Mattekat.

Mein Sohn konsumiert eine Menge an Büchern, er würde am liebsten einmal in der Woche vorbeikommen und sich zehn Bücher holen.

Marcelo Schuster, Vater aus Potsdam

Marcelo Schuster kann das bestätigen: Der 50-jährige Potsdamer sitzt am Rande der Kinderabteilung, während sein achtjähriger Sohn nach Büchern stöbert: „Mein Sohn konsumiert eine Menge an Büchern, er würde am liebsten einmal in der Woche vorbeikommen und sich zehn Bücher holen.“ Er selbst sei kein großer Leser, wolle aber öfters herkommen: „Ich finde diese Bibliothek wahnsinnig schön, die Räumlichkeiten hier sind sehr angenehm.“

Für viele ist die Bibliothek zum Aufenthaltsort geworden.
Für viele ist die Bibliothek zum Aufenthaltsort geworden.

© Andreas Klaer

Eine Etage höher sitzen drei Studierende an einem Tisch und sind in ihre Bücher vertieft: „Ich bin dreimal die Woche hier“, sagt Lilly Bäßler, die Politik, Verwaltung und Organisation an der Universität Potsdam studiert. „Ich kann mich in der Bibliothek einfach besser konzentrieren, hier habe ich eine bessere Trennung von Arbeit und Freizeit.“

Singen in der Bibliothek

Tatsächlich ist die SLB als Lernort für Schülerinnen und Schüler sowie Studierende sehr beliebt: Es gibt Computerarbeitsplätze, kostenloses W-Lan und die nötige Ruhe. Im April wird die SLB sogar drei Abitur-Lernabende durchführen, an denen von 19 bis 22 Uhr nur Schülerinnen und Schüler in die Bibliothek dürfen. „Manche, die hier lesen und arbeiten, haben gar keinen Bibliotheksausweis“, sagt Mattekat. „Es gibt Leute, die nie etwas ausleihen, sich aber trotzdem gerne in der Bibliothek aufhalten.“

Täglich hat die SLB im Schnitt 1000 Besucherinnen und Besucher, an Samstagen sind es oft 1400. Ein Teil der Zuwächse geht auch auf die 114 Lesungen und Vorträge zurück, die die Bibliothek 2023 veranstaltet hat, die meisten davon gut besucht. Ebenfalls erfolgreich ist das neue Format „Lesen macht glücklich“, bei dem ein Text gemeinsam laut in der Gruppe gelesen wird.

Ein neues Bibliotheksangebot, das gar nichts mit Büchern zu tun hat, ist die Digitalwerkstatt, in der Workshops zu Themen wie 3D-Druck, Robotik, Programmierung und Gaming angeboten werden. Wer Lust auf Analoges hat, kann sich auf die Vinyl-Bar freuen, die im Frühjahr eröffnen soll: Hier können Vinyl-Fans demnächst alte und neu erschienene Schallplatten hören.

Ein weiterer Beweis, dass die SLB nicht nur für Leseratten interessant ist, zeigt das „Feierabendsingen“: Die Veranstaltung, bei der Laien unter Anleitung gemeinsam singen können, fand erstmals im Januar statt. „Es kamen knapp hundert Leute, damit hatte ich überhaupt nicht gerechnet“, sagt Mattekat. „Aber vielleicht sind solche gemeinsamen Aktivitäten genau das, was viele Menschen gerade brauchen.“

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