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Wo verhandelt wird. Das Landgericht Potsdam im Justizzentrum an der Jägerallee war Schauplatz des Prozesses.

© Andreas Klaer

Testbomben in Krampnitz: Potsdamer Neonazi zu drei Jahren und acht Monaten Jugendstrafe verurteilt

Das Landgericht hat einen 18 Jahre alten Potsdamer ins Gefängnis geschickt. Der Prozess fand unter Ausschluss der Öffentlichkeit statt.

Ein junger Neonazi, der in Potsdam einen Anschlag geplant hat, muss ins Gefängnis. Das Landgericht hat nach knapp einem Jahr Prozessdauer den 18-Jährigen, der in Potsdam bereits an Bomben gebastelt hatte, jetzt zu einer Jugendstrafe von drei Jahren und acht Monaten verurteilt. Das teilte ein Gerichtssprecher am Freitag mit. Es handelt sich um die einzige im Jugendstrafrecht vorgesehene Gefängnisstrafe, die nur bei besonders schweren Fällen verhängt wird. 

Demnach sei der Angeklagte wegen der Vorbereitung einer schweren staatsgefährdenden Gewalttat verurteilt worden, hieß es vom Gericht. Zudem habe er unter anderem mit der Hilfe verbotener Gegenstände eine Explosion ausgelöst, hieß es. Mit dem Urteil sei die 2. Strafkammer des Gerichts der Forderung der Staatsanwaltschaft gefolgt, so der Sprecher. Die Verteidigung habe eine Jugendstrafe von zwei Jahren und sechs Monaten beantragt.

Unter Jugendstrafe versteht man in Brandenburg einen Gefängnisaufenthalt - bei dem es laut Gesetz aber auch um die Erziehung und die Auseinandersetzung mit den eigenen Straftaten geht.

Ein Foto aus dem Chat „Totenwaffen“, in dem der Potsdamer Jugendliche als Neonazi aktiv war.
Ein Foto aus dem Chat „Totenwaffen“, in dem der Potsdamer Jugendliche als Neonazi aktiv war.

© privat

Da der Angeklagte zum Zeitpunkt der ihm vorgeworfenen Straftaten noch minderjährig war, blieb die gesamte Verhandlung nicht öffentlich. Ein erster Prozess gegen den jungen Potsdamer war im Frühjahr geplatzt, weil eine Schöffin länger erkrankt war. Daher hatte das Verfahren seit dem 19. Juli wiederholt werden müssen. Laut seinem Anwalt Matthias Schöneburg hatte er sich am ersten Verhandlungstag „geständig eingelassen“.

Laut einer früheren Mitteilung der Generalstaatsanwaltschaft Brandenburg soll der Jugendliche Lutias F. im Frühjahr 2021 einen Anschlag an einem noch auszukundschaftenden Ort geplant haben. Dafür habe er sich auf einschlägigen Chat-Kanälen mit Gleichgesinnten ausgetauscht. Zudem habe er sich im Internet über die Herstellung von Sprengstoff informiert und dafür Chemikalien und Utensilien beschafft, so die Anklagebehörde. Mindestens vier Sprengsätze habe der Jugendliche als Test auf dem Kasernengelände Krampnitz explodieren lassen - im Juli 2021 soll er Videos davon im Internet publiziert haben.

Anfang Juni 2022 war der damals 17-jährige Verdächtige in Untersuchungshaft genommen worden, nachdem Spezialkräfte in Potsdam diverse Räumlichkeiten durchsucht hatten - Anlass waren auch verdeckte Ermittlungen gegen den Jugendlichen. Dabei seien Anleitungen zum Bombenbau gefunden worden. Ebenso stellten Ermittler eine Vielzahl den Nationalsozialismus verherrlichenden Dingen sicher, hieß es damals schon.

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