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Sport: Unruhe, Glücksgefühl, Wehmut

In Potsdam jubelten Kevin Kuskes Familie und Trainer über historischen Triumph

In Potsdam jubelten Kevin Kuskes Familie und Trainer über historischen Triumph Von Michael Meyer Als Roswitha Berndt gestern zum Unterricht im Potsdamer Oberstufenzentrum I erschien, gab es viel Gratulationen für sie. Kein Wunder: Am Sonntag wurde ihr Sohn Kevin Kuske in Calgary im Viererbob des Oberhofers André Lange zum dritten Mal in Folge Weltmeister (PNN berichteten) – ein historischer Triumph, den Frau Berndts inzwischen ebenfalls bob-interessierte Arbeitskollegen natürlich auch schon erfreut registriert hatten. Das Quartett Lange, Kuske, René Hoppe (Weida) und Martin Putze (Bad Sulza) fuhr auf der Olympiabahn von 1988 in allen vier Läufen Bestzeit, „aber ich war ständig unruhig und fieberte bis zuletzt mit, denn Kevin sagt immer: Erst mit dem vierten Lauf ist es geschafft“, berichtete Roswitha Berndt gestern über ihr Gefühlsleben am Wochenende, als sie mit Ehemann Andreas daheim in Ferch vorm Fernseher die WM verfolgte. „Um so glücklicher waren wir anschließend.“ Und natürlich waren auch Lukas und Josephine stolz auf ihren großen Bruder, den selbst eine Bandscheibenoperation im Dezember nicht auf seinem Erfolgsweg stoppen konnte. „Ich war ja ein wenig in Sorge“, gestand Roswitha Bernd den PNN, „denn die Jungs haben immer von Gold geredet. Da hatte ich ein bisschen Angst, dass sie übermotiviert sein könnten.“ Und als sie ihren Sohnemann auf dem Bildschirm sah, war sie sogar erschrocken. „Er sah so schmal im Gesicht aus. Als er uns nach den Rennen dann anrief, hat er mich aber gleich beruhigt und gesagt, er sei gesund und wohlauf“, erzählte sie, um dann selbst zu erklären: „Das kam vielleicht vom ganzen Stress, denn der macht ihn immer im Gesicht ganz hager, selbst bei 110 Kilo Gewicht.“ Als Kuske 2003 in Lake Placid im Lange-Bob zu seinem ersten Vierer-WM- Titel talwärts sauste, saß hinter ihm mit Carsten Embach ein weiterer Potsdamer. Der 36-Jährige hat inzwischen die Eisspikes an den Nagel gehängt und in dieser Saison die Potsdamer Anschieber-Garde daheim im Luftschiffhafen als Konditionstrainer des deutschen Bob- und Rennschlittenverbandes fit gemacht. „Ich bin nicht überrascht, sondern hocherfreut über diesen Erfolg. Da hat André nach einer sehr durchwachsenen Saison sein Meisterstück abgeliefert“ applaudierte der 36-Jährige aus der Ferne. „Und die drei Jungs hinter ihm haben mit sensationellen Start-Bestleistungen einen großen Anteil an diesem Titel.“ Das Gold von Calgary sei auch schon ein guter Fingerzeig für 2006, wenn in Turin die Olympischen Spiele anstehen. „Andrés souveräne Fahrten jetzt prägen sich der Konkurrenz bereits ein“, meint Embach. Der nicht verhehlt, dass ihn die Bilder aus Calgary auch ein bisschen in Wehmut versetzten. „Ich bin da in meiner Laufbahn sechs-, siebenmal gefahren und kenne praktisch jeden Flecken Calgarys.“ Daher könne er sich auch denke, wo Langes Team – wie angekündigt – den Titel ausgiebig gefeiert hätte: „Da gibt es ein Lokal namens Cowboys, in dem sich immer fast die komplette Bob-Szene trifft.“ Zugleich erinnerte Carsten Embach an die Brüder Stefan und Andreas Barucha, Mirko Pätzold und Thomas Pöge aus Potsdam sowie Alexander Metzger aus Kleinmachnow, die er ebenfalls mit auf Calgary vorbereitete und die jetzt nicht im Rampenlicht stehen. „Die Baruchas hatten ja zumindest im Höpfner-Vierer ihre WM-Rennen und können als Siebente eine Platzierung vorweisen, aber für die anderen drei als Ersatzfahrer ist es jetzt eine ganz schwere Situation.“

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