zum Hauptinhalt
Das Heizkraftwerk Süd soll noch bis 2030 laufen.

© Sebastian Gabsch PNN / Sebastian Gabsch PNN

Wärmewende beschleunigen: Klimaschützer kritisieren Potsdams Oberbürgermeister und EWP

Die Stadt gefährde eine bezahlbare Wärmeversorgung für alle Potsdamer:innen, heißt es in einem Offenen Brief. Gefordert wird eine stärkere Beachtung des Pariser Abkommens.

Ein Bündnis verschiedener Potsdamer Klimaschutzorganisationen und Wissenschaftler fordert von Oberbürgermeister Mike Schubert (SPD) und dem kommunalen Versorger Energie und Wasser GmbH, die Ziele des Pariser Abkommens sowie des Klimaschutzgesetzes einzuhalten. Außerdem ruft es dazu auf, eine beschleunigte Wärmewende mit anderen Energieträgern für die Stadt umzusetzen. Bislang setzt die Stadt bei der Wärmeversorgung hauptsächlich auf Gas.

Gefordert wird, die ursprünglichen Planungen bei der Wärmeversorgung zu überdenken. „Das Laufzeitende des Heizkraftwerks Süd im Jahr 2030 bietet die Chance, neue und nachhaltige Wärmekonzepte für Potsdam umzusetzen, heißt es in einem am Freitag veröffentlichten Offenen Brief.

Die Stadt und die EWP stützen laut der Initiative ihr Handeln auf die „Dekarbonisierungsstrategie“ und den „Masterplan 100% Klimaschutz 2050“. „Die darin festgehaltenen Pläne stehen jedoch nicht im Einklang mit dem Pariser Klimaabkommen und dem Klimaschutzgesetz des Bundes und gefährden eine bezahlbare Wärmeversorgung für alle Potsdamer:innen“, warnen die Unterzeichner, die sich einen „transparenten und offenen Dialog“ erhoffen.

Das für die Potsdamer Wärme benötigte Erdgas soll schrittweise durch grünen Wasserstoff ersetzt werden, obwohl der Weltmarkt dafür aktuell nicht existiert.

Thomas Vogt, Wissenschaftler am Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung (PIK)

Potsdam missachte in der Dekarbonisierungsstrategie für die EWP drei grundsätzliche Ziele des Klimaschutzgesetzes, hieß es weiter: Demnach seien Emissionsminderungen von 65 Prozent im Jahr 2030 und 88 Prozent im Jahr 2040 im Vergleich zu 1990 vorgesehen. Treibhausgasneutralität sollte im Jahr 2045 erreicht werden. „In der Dekarbonisierungsstrategie für Potsdam wird jedes dieser Ziele verfehlt“, kritisiert die Gruppe.

Thomas Vogt, Wissenschaftler am Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung (PIK) und Mitautor des offenen Briefes, betont: „Der notwendigen Beschleunigung der Wärmewende steht vor allem der gewählte Technologie-Mix im Wege. So soll auch 2050 noch etwa die Hälfte der Potsdamer Fernwärme in einem Heizkraftwerk erzeugt werden. Das dabei benötigte Erdgas soll schrittweise durch grünen Wasserstoff ersetzt werden, obwohl der Weltmarkt für nachhaltig erzeugte synthetische Gase aktuell nicht existiert.“

Unterzeichnet wurde der Offene Brief von zehn lokalen Klimaschutzorganisationen wie der Potsdamer Initiative „Tschüss Erdgas“, dem brandenburgischen BUND, der Grünen-Nachwuchsorganisation Grüne Jugend oder dem Potsdam-Ableger von Fridays for Future. Zu weiteren Einzel-Unterzeichnern gehören auch Wissenschaftler aus dem Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung (PIK) und dem ebenfalls in Potsdam ansässigen Geoforschungszentrum.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false