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Bunt gemischt. Plakat für die Oper „L’Huomo“, die bei den Musikfestspielen 2023 Premiere feiern wird. Das Libretto stammt von Markgräfin Wilhelmine von Bayreuth (links), Maria Ladurner ist als Sopranistin mit dabei.

© Maria Ladurner ©Theresa Pewa / DE001104 Pastell, Porträt der Markgräfin Wilhelmine von Bayreuth, Jean-Etienne Liotard, um 1745, Inv.BayNS.G 89. Bayreuth, Neues Schloß, R.1.03 © Bayerische Schlösserverwaltung, Maria Custodis, München

Eröffnungskonzert am Freitag: Was die Besucher der Potsdamer Musikfestspiele erwartet

„In Freundschaft“ lautet das Motto der Musikfestspiele Potsdam Sanssouci 2023. Es soll vieles zusammenbinden: Liebe und Neid, Musenhof und Mäzenatentum.

| Update:

Königin Sophie Charlotte muss eine erstaunliche Frau gewesen sein. Gebildet, musisch begabt und, wenn man den Musikfestspielen Potsdam Sanssouci glauben darf, mit Talent zur Freundschaft. Mit dem Philosophen Gottfried Wilhelm Leibniz zum Beispiel brachte sie die Berliner Akademie der Wissenschaften auf den Weg. Außerdem machte sie im Berliner Schloss Charlottenburg vor, was Enkel Friedrich II. sich später für sein Sanssouci abguckte: einen Musenhof.

Das Potsdamer Musikfestival hat seiner diesjährigen Ausgabe das Motto „In Freundschaft“ verpasst und die Monarchin zur Protagonistin für sein Eröffnungskonzert am 9. Juni auserkoren. „Harmonie an die Macht!“ heißt es und versammelt unter der Leitung von Ottavio Dantone Musik von denen, die einst am Charlottenburger Hof verkehrten: Arcangelo Corelli, Alessandro Scarlatti, Guiseppe Torelli, Friedrich Händel.

Startpunkt Freundschaftsinsel

Bis zum 25. Juni soll es aber nicht nur harmonisch zugehen, sondern auch um „Familienbande, Bruderzwist und Wahlverwandtschaften“. Der Freundschaftsbegriff, er hat in Potsdam weite Schwingen. Und einen konkreten geografischen Ausgangspunkt: die Freundschaftsinsel, das kleine Eiland zwischen Hauptbahnhof und Stadtmitte. Hierher lud das Festivalteam zur Pressekonferenz. Und hier findet sich das Festival am 10. Juni auch wieder ein: zum familienfreundlichen „Fest mit Freunden“, ein kostenloses Openairformat, das im Vorjahr bereits erprobt worden war. Diesmal zu Gast: Musiker:innen aus Luzern, Perugia und Versailles, drei Partnerstädte Potsdams.

Die Macher:innen wollen das Motto in Zeiten politischer Blockbildung ausdrücklich als politischen Impuls verstanden wissen: Freundschaft hätten schon antike Denker als Keimzelle der Gesellschaft begriffen, und eben dort wolle man mit dem Festival anknüpfen, so Geschäftsführerin Heike Bohmann.

Dorothee Oberlinger leitet das Festival seit 2018, jetzt wurde ihr Vertrag bis 2028 verlängert.

© Ottmar Winter PNN / Ottmar Winter PNN

Im Geiste innerer Verbundenheit und aufklärerischen Intellekts steht eines der zentralen Opernprojekte der Saison 2023: „L’Huomo“ (11. bis 15. Juni). Das Libretto hierfür stammt von Wilhelmine von Bayreuth, der Lieblingsschwester Friedrich II. Sie schrieb es anlässlich eines Bruderbesuchs im Jahr 1754, der freundschaftlich gemeint, aber nicht frei von Wettkampfgeist war: Wie überhaupt die Spur von Konkurrenz und Eifersucht in den Freundschaften, um die es hier geht, nicht zu übersehen ist.

Nie ohne Zwist?

Ob nun bei Haydn und Mozart, die Quarttete um die Wette schrieben (12. Juni), die Eifersucht zwischen zwei befreundeten Frauen in der wiederentdeckten Barockoper „Idalma“ von Guiseppe Domenico de Totis (23. und 24. Juni) oder bei den „Divas im Showdown“ im finalen Openairkonzert auf den Terrassen des Orangerieschlosses, das mit den Sopranistinnen Marie Perbost und Claire Lefilliâtre den legendären Zwist zwischen Händels Zeitgenossinnen Faustina Bordoni und Francesca Cuzzoni wieder auferstehen lassen will: Freundschaft scheint selten ohne Kräftemessen auszukommen. Die beiden Diven sollen sich einst auf der Bühne gegenseitig die Perücken vom Kopf gerissen haben.

Wem es da an Großmut fehlt, der wird woanders fündig. Im Freundschaftsprogramm „Jetzt und in Ewigkeit“ (21. Juni) mit Festspielleiterin Dorothee Oberlinger an der Flöte und Nils Mönkemeyer an der Viola, für deren ungewöhnliche Konstellation extra neue Werke geschrieben wurden. Oder in der „Schubertiade“ (19. Juni), die daran erinnert, dass der unglückliche Franz Schubert ohne seinen Freundeskreis noch viel unglücklicher gewesen wäre.

Oder aber an der frischen Luft. Zu Rad. In den drei Fahrradkonzerten (18. Juni) kann man diesmal Potsdam auf den Spuren von bürgerschaftlichem Engagement erradeln. Ob Alexanderhaus in Groß Glienicke, Villa Jacobs am Jungfernsee oder Potsdams Minsk: Ohne jene Prise Uneigennützigkeit, die Freundschaften womöglich sogar ausmachen, wären diese Orte nicht, was sie heute sind.

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