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Ausstellung der Berliner Künstlerin Liz Mields-Kratochwil im Kunstverein Potsdam.

© Andreas Klaer

Luftige Freiheit: Werke von Liz Mields-Kratochwil im Potsdamer Kunstverein

In ihrer Einzelausstellung „Schwingen und Schweben“ zeigt Liz Mields-Kratochwil Zeichnungen, Plastiken und Malerei. Im Innenhof erwartet die Ausstellungsgäste Flügel aus Stahl.

Von Richard Rabensaat

Streifen und Flecken sind auf Bildern in der „Guten Stube“, der Galerie des Potsdamer Kunstvereins, gegenwärtig zu sehen. Am vergangenen Freitag hat dort die Ausstellung der Bildhauerin Liz Mields-Kratochwil eröffnet. Unter dem Titel „Schwingen und Schweben“ gibt die 1949 in Pleismar, einem kleinen Ort in Sachsen-Anhalt, geborene Künstlerin einen Einblick in ihr Werk.

Im Hof des Galeriehauses sind zwei große, leuchtend weiße Schwingen zu sehen. „Die sehen ganz leicht aus, sind aber tonnenschwer“, erklärt der Kurator der Ausstellung, Thomas Kumlehn. Obwohl aus Stahl gefertigt, vermitteln die Flügel einen Eindruck von Leichtigkeit, ganz dem Motto der Ausstellung entsprechend. „Ich habe eigentlich nicht an Ikarus gedacht, als ich die Schwingen gemacht habe“, sagt Liz Mields-Kratochwil.

Ausstellung der Berliner Künstlerin Liz Mields-Kratochwil im Kunstverein Potsdam.
Ausstellung der Berliner Künstlerin Liz Mields-Kratochwil im Kunstverein Potsdam.

© Andreas Klaer

Das in der DDR recht beliebte Motiv des geflügelten Träumers, dem die zu heiß brennende Sonne zum Verhängnis wird, hätte sie nie besonders interessiert. Prägend für ihr Werk allerdings war die Leichtigkeit und das Schweben. Das zeigt sich auch bei den verwendeten Materialien, die einen Hang zum Luftigen haben.

Nach dem Studium habe ich Riesenfiguren in Gips gemacht und mir irgendwann gedacht, dass es so nicht weiter geht

Liz Mields-Kratochwil, Bildhauerin

Häufig aus verzinktem Draht gefertigt, hat die Künstlerin zahlreiche Skulpturen geschaffen, die zwar gelegentlich eindeutige Titel wie „Wirbel“, „Turm“ oder „Mund“ tragen. Aber in ihrer Ausformung lösen sie sich doch wieder auf. „Nach dem Studium habe ich Riesenfiguren in Gips gemacht und mir irgendwann gedacht, dass es so nicht weiter geht“, erinnert sich Liz Mields-Kratochwil.

Nach einer Lehre als Buchhändlerin und Töpferin hat sie Bildhauerei an der Kunsthochschule Berlin Weißensee studiert und war anschließend Meisterschülerin bei Wieland Förster an der Akademie der Künste der DDR. Der Umschwung von großen Figuren hin zu ihren gegenwärtigen luftigeren Arbeiten aus Drahtgestell habe ungefähr zu Zeitpunkt des Zusammenbruchs der DDR stattgefunden, erinnert sich Mields-Kratochwill.

Es klingt, als habe sie sich auch von dem figürlichen Ansatz ihres Lehrers freimachen wollen. Skulpturen wie „Als wäre es ein Kokon“ aus dem Jahr 1999 oder „Wabe - oder für jeden einen Platz“, jedenfalls wirken wie ein abstraktes Gegenbild zu einer Bildhauerei, die sich am vielfältig deutbaren Menschenbild abarbeitet. Meist lassen ihre Figuren allenfalls Anklänge an Gegenständliches erkennen.

So steht das Objekt „In Vivo, in Vitro – vom Natürlichen zum Künstlichen“ im freien Feld und lässt mit seinen Öffnungen und kugeligen Auswüchsen allenfalls Körperhaftes erahnen. Damit ähneln die Skulpturen den Bildern im Kunstverein. Die weißen Flecken und schraffierten Linien lassen zwar gelegentlich Landschaften und Räume vermuten, aber die Titel der Tuschzeichnungen negieren diese Assoziation unmittelbar. „PLFKR – Linien V“, so einer der Bildertitel, bedeutet: Punkt, Linie, Fläche, Körper, Raum und beschreibt die Herangehensweise der Künstlerin an den Bildraum.


Liz Mields-Kratochwil zeigt in ihrer Einzelausstellung „schwingen und schweben“ Zeichnung, Plastik und Malerei.
Liz Mields-Kratochwil zeigt in ihrer Einzelausstellung „schwingen und schweben“ Zeichnung, Plastik und Malerei.

© Andreas Klaer

„Das sind keine Vorstudien zu Figuren. Die Blätter entstehen ganz unabhängig“, stellt Kratochwil klar. Nicht der menschliche Körper, sondern Elemente der Natur: Fruchtstämme, Blüten, Blätter Knospen würden sie inspirieren und spiegelten sich dann in ihren abstrakten Figuren wider. Bei langen Reisen, die sie mit ihrem Mann auf einem alten BMW Motorrad nach Russland, Kasachstan und andere östliche Länder unternehme, spüre sie eine starke Verbindung zur Natur.

Diese vermittele sie auch bei Malkursen- und Reisen, die sie veranstalte. Hierbei kann sie auf ihre 22-jährige Erfahrung bei der Projektarbeit im Strafvollzug zurückblicken, die sie nun aber abgeschlossen hat. Auch in Potsdam und Berlin ist die Künstlerin weiterhin mit dem Motorrad unterwegs und nützt das Gefährt möglicherweise nicht nur als Fortbewegungsmittel, sondern auch als schnellen Weg in die luftige freie Freiheit der Motorradfahrt.

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