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Mit der Oper „Idalma“ gehen die die Musikfestspiele Potsdam Sanssouci 2023 zu Ende.

© Birgit Gufler

Opernfinale bei den Musikfestspielen: Ein Loblied auf die Beständigkeit

Mit der Oper „Idalma“ gehen die Musikfestspiele Potsdam Sanssouci zu Ende. Es ist eine Commedia per musica aus dem Geist des Karnevals.

Von Babette Kaiserkern

Gleich drei Opern gab es bei den diesjährigen Musikfestspielen Potsdam Sanssouci zu hören. Mit „Idalma“ folgte zuletzt eine Commedia per musica aus dem Geist des Karnevals. Sie bildete auch einen amüsanten Kontrapunkt zur Festa teatrale „L’huomo“ von Wilhelmine von Bayreuth.

Was da mittels allegorischer Figuren von Tugend und Laster nahezu lehrbuchhaft verhandelt wurde, zeigt sich in dem rund 70 Jahre älteren Werk von Bernardo Pasquini weitaus menschlicher und humorvoller. Doch das Thema ist dasselbe: „Chi dura, la vince“ – „Wer durchhält, gewinnt“ lautet der Untertitel der Oper, die wie Wilhelmines „L’huomo“ der weiblichen Beständigkeit ein Loblied singt.

Ausgelöst vom adeligen Verführer Lindoro, einem Urahn Don Giovannis, entsteht ein Verwirrspiel, das reichlich Anlass zum Gesang in allen Gefühlslagen gibt. Nach seiner Affäre mit Idalma, die in einer heimlichen Heirat mündet, möchte Lindoro zu seiner Ex-Frau Irene zurückkehren, doch die hat inzwischen seinen besten Freund Celindo geheiratet.

Als Idalma in Irenes Haus auftaucht, kommt es zu allerlei Missverständnissen und Verwicklungen. Natürlich bietet das ruchlose Benehmen der Männer Gelegenheit zu ausführlichen Klagen und Rachegedanken, aber auch zu Szenen unerwarteter femininer Solidarität.

Mit der Oper „Idalma“ gehen die Musikfestspiele Potsdam Sanssoui zu Ende.

© Birgit Gufler

Der ältliche Junggeselle Almiro streift lieber als einsamer Jäger durch die Natur, als der Liebe zu frönen – was ihm aber angesichts von Idalma nicht gelingt. Seine Rolle erinnert an Pantalone aus der italienischen Commedia dell’arte, aus der auch die beiden Dienerfiguren stammen.

Es ist nicht in Ordnung, dass das Vergnügen nur für den Mann da ist.

Der Diener Dorillo in der Oper „Idelma“

Pantano und Dorillo reden frei heraus, was ihre Herren nicht zu sagen wagen – etwa, wenn Dorillo fordert: „Es ist nicht in Ordnung, dass das Vergnügen nur für den Mann da ist“, und Pantano erklärt: „Liebhaber sind angenehmer als Ehemänner.“ Dafür ergeht sich die Oberschicht in verschwurbelten Metaphern, etwa wenn Idalma klagt: „Es genügt mir, dass aus meiner Asche meine Treue hervorleuchtet.“

Augenzwinkernde Regie von Alessandra Premoli

Dass die vierstündige Aufführung mit zwei Pausen nicht erlahmt, liegt nicht zuletzt an der augenzwinkernden Regie von Alessandra Premoli. Sie versetzt die Handlung in einen verfallenen Prachtsalon eines barocken Palazzo, aus dessen Gemälden die Figuren lebendig werden.

In einer stummen Parallelhandlung erscheinen immer wieder Bauarbeiter und eine Architektin auf der Baustelle und konterkarieren komisch-ironisch den Verlauf der Geschichte. Da flackern die neuen Lampen zu emotionalen Koloraturen, Bierflaschen und zerbrochenes Geschirr stiften Verwirrung, oder ein vergessener Werkzeugkasten wird flugs zum Schminkköfferchen.

Großartiges Gesangsensemble

Für die musikalische Leitung zeichnet Alessandro de Marchi verantwortlich, der Intendant der Innsbrucker Festwochen der Alten Musik. Zusammen mit Giovanna Barbati erstellte er eine neue Fassung der 1680 in einem römischen Privattheater uraufgeführten Karnevalsoper. Das Innsbrucker Festwochenorchester spielt auf barocken Instrumenten wie Theorbe, Gitarre, Doppelharfe, Gambe und Cembalo wunderbar farbig und markant.

Ein großartiges Gesangsensemble komplettiert die kurzweilige Aufführung. Arianna Venditelli verleiht Idalmas Ausbrüchen von Selbstmitleid und Todeslust fulminante Soprankoloraturen. Als Irene brilliert Margherita Maria Sala mit golden dramatischer Altstimme.

Den wankelmütigen Frauenhelden Lindoro singt Anicio Zorzi Giustiniani, Tenor, aus dem Orchestergraben heraus mit lyrischem Schmelz. Juan Sancho verkörpert Irenes Ehemann Celindo mit edlem Stimmglanz, während der Bariton von Morgan Pearse den bieder-verklemmten Almiro gibt. Mit tiefem Bass setzt Rocco Cavaluzzi den Diener Pantano in Szene. Nicht zuletzt erfreut Anita Rosati mit hellem Spielsopran in der Rolle als vorlauter Page Dorillo.

Ein gelungener Abschluss für die Musikfestspiele, deren diesjähriges Motto „Freundschaft“ viel Zuspruch von allen Seiten gefunden hat.

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