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Kultur: Übereinstimmung bei „Stella“

Ein Filmfestival für Kurzfilme hatte am Donnerstag im Filmmuseum und im „Spartacus“ Premiere

Fünf Studenten der Universität Potsdam hatten eine Idee: Sie gründeten ein Filmfestival. Alle Studierenden der drei Potsdamer Hochschulen sollten berechtigt zur Teilnahme sein. Das Ergebnis erstaunte und begeisterte selbst die Skeptiker. Schließlich besitzt Potsdam mit dem Studentenfilmfest „Sehsüchte“ der Filmhochschule bereits das weltgrößte internationale Studentenfilmfestival. Doch warum in die Ferne schweifen, wenn sich Gutes auch vor der eigenen Haustür findet? Potsdam ist nicht bloß ein traditioneller Filmstandort und alles, was irgendetwas mit „Medien“ zu tun hat, hoch begehrt, wie der Andrang auf die entsprechenden Studiengänge zeigt.

Dass Filmemachen heute kultiviert wird wie früher Gedichteschreiben oder Hausmusik, lässt sich bestens am Phänomen „Youtube“ beobachten. Wir aber wollen den Standort Potsdam stärken und zeigen, was in den Köpfen der Hiesigen steckt, dachten sich wohl die fünf Gründer Antje Driesel, Anja Grigoleit, Claus-Bernhardt Johst, Roy Kreutzer und Andreas Schröder. Nur eine studiert Medienwissenschaften, die anderen kommen aus so unterschiedlichen Fächern wie Psychologie, BWL, Jura, Verwaltungswissenschaften. Obwohl sie schnell merkten, dass mit ihrer Idee kein Geld zu verdienen ist, blieb die Freundesgruppe mit Leidenschaft bei der Sache.

Aus 26 Filmen wurden 18 ausgewählt, von denen acht beim Festival gezeigt wurden. Alle achtzehn konnten im Studentenkeller „Spartacus“ besichtigt werden. Sie reflektierten die ganze Bandbreite des Kurzfilms vom Dokumentarfilm im Fernsehformat über den Spielfilm bis hin zu Experimentalfilmen. Zur Jury gehörten die Filmfachfrauen Christine Hanke (Universität Potsdam), Helene Radam (Campus Television XEN.ON), Alrun Seifert (Filmfestival „Sehsüchte“) und Daniela Becker (Kurzfilmfestival „Short Shots“) sowie Arne Thieß (Drehbuchschule W. Pfeiffer) und Peter Drexler (Universität Potsdam). Die Auswahl fiel nicht leicht. Um die Preise konkurrierten sehr unterschiedliche Filme. Sollte der aufwendig gemachte Spielfilm „Scraper“ oder die fernsehgerechte Reportage über den Potsdamer Rapper Rhymez gewinnen? Gibt es einen Preis für die düstere, in schwarz-weiß gedrehte Utopie „Der eingefrorene Mann“, für den kuriosen Beitrag „Dirty Talk“ über einen vom Prüfungsstress geplagten Studenten oder für das tödlich endende Drama „Transit“? Während der Juryberatungen sorgten ein Sektempfang und ein Pianist für gute Laune. Überhaupt strahlte die Veranstaltung lockere Professionalität und sogar etwas Glamour aus – da kann „die Berlinale richtig Muffensausen kriegen“, wie der Moderator Daniel Boschmann keck behauptete. Den dritten Preis bekam die Studie über einen ferngelenkten Schauspieler „Ich fühl mich so“ von Ugur Kurkut (Universität Potsdam), ein Film, der mit ungewöhnlicher Ausgangsidee und überraschendem Schluss überzeugte.

Der experimentelle Tanzfilm „2.fel“ erhielt den zweite Preis. Die Tänzerin und Regisseurin Verena Postweiler (Uni Potsdam) verwendete tänzerische, musikalische und spezifisch filmische Elemente für eine stimmungsvolle, allegorische Erzählung über Gut und Böse.

Übereinstimmung herrschte bei der Verleihung des ersten Preises. Er ging an Anja Hentschel (HFF) für den Spielfilm „Stella“ über die standfeste, unerschütterliche Liebe eines kleinen Mädchens zu seinem Vater. Die erzählerische Idee und die filmische Perfektion von „Stella“ hatten sowohl die Jury als auch die Zuschauer im Filmmuseum überzeugt.

Babette Kaiserkern

Babette Kaiserkern

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