zum Hauptinhalt
Benjamin Patch (l.) hat zu vielen ehemaligen Teamkollegen wie Ruben Schott einen engen Draht.

© IMAGO/Eibner

Benjamin Patch veröffentlicht neuen Fotokalender: „Wir können die Welt durch Volleyball beeinflussen“

Benjamin Patch fotografiert seine Ex-Teamkollegen von den BR Volleys. Das wirkt sich auch auf den Teamgeist der Mannschaft aus.

Ein durchtrainierter Rücken, der an einem Pfeiler lehnt und mehrere halbnackte Menschen, die sich auf einer Wiese rangeln. Normalerweise sehen Fotokalender von Sportler*innen ziemlich eintönig aus. Anders ist es bei Benjamin Patch, der die Spieler der BR Volleys in künstlerischen Schwarz-Weiß-Fotografien festgehalten hat, auf denen sie auf einem Feld inmitten der Natur posieren. „Ich will die Linien zwischen Kunst, Kultur und Sport verwischen“, sagt der 28-jährige Ex-Diagonalangreifer, der seine sportliche Karriere im Sommer beendete.

„Denn all diese Bereiche sind miteinander verbunden. Das will ich den Menschen zeigen.“ Patch, der auch für die US-amerikanische Nationalmannschaft spielte, brachte bereits im vergangenen Jahr einen Kalender heraus. Damals stand er allerdings noch selbst in Berlin unter Vertrag, hatte ein enges Verhältnis zu den Mitspielern und konnte ihre Geschichten durch Bilder erzählen. „Das ist in diesem Jahr anders, ich kenne weder alle Spieler noch die Identität der Mannschaft.“

Eindrücke aus dem Fotokalender.

© Benjamin Patch

Denn seither sind neue Spieler wie Johannes Tille, Antti Ronkainen und Saso Stalekar hinzugekommen. Deshalb brachte Patch eine befreundete Tänzerin und Bewegungstrainerin zum Shooting mit, die den Spielern dabei helfen sollte, ihre Berührungsängste und Unsicherheiten abzulegen. „Die Spieler, die ich bereits kannte, waren schnell warm. Ich konnte sie anfassen und hin- und herbewegen.“ Die Neuzugänge hätten hingegen zunächst ängstlich gewirkt. Das habe sich aber schnell geändert. „Es war toll zu sehen, wie sich die Spieler, die sich anfangs eher unwohl fühlten, am Ende umarmten und total vertraut wirkten.“

Zu einigen Spielen seines ehemaligen Vereins geht Patch immer noch, wenn er nicht gerade an seinem Interior-Studio arbeitet oder Model-Aufträge annimmt. Dort beobachtete er auch im Anschluss an das Shooting zwischenmenschliche Veränderungen bei den Spielern: „Sie waren sehr viel vertrauter. Das zeigt, wie heilend eine Umgebung für Männer sein kann, in der sie auch mal los lassen und sie selbst sein können.“

Ich will die Linien zwischen Kunst, Kultur und Sport verwischen.

Benjamin Patch

Fotografie und Kunst sei letztlich ein Weg, Grenzen aufzubrechen und Kunst sowie Feminität in den Sport einzubringen. Die BR Volleys seien dafür besonders geeignet, denn dieser Verein ziehe „ganz verschiedene Menschen“ an, sagt Patch. „Es sind Spieler, die ein bisschen anders denken und fühlen und hier die Bühne erhalten, dem Ausdruck zu verleihen. Sie können sie selbst sein und dadurch geschieht Magie.“

Auch nach seiner Karriere bleibt Patch dem Volleyball treu

Mit den Fotografien wolle er aber auch seine eigene Geschichte erzählen, sagt Patch. „Dieser Kalender ist viel persönlicher, denn er zeigt meinen Weg und die Transition, die ich in den vergangenen Jahren durchlaufen habe. Er ist sozusagen ein Spiegel.“ Ein Spiegel, der zeigt, wie es sich anfühlt, „erst zu fallen, dann aufgefangen zu werden und schließlich zu realisieren, dass man nicht gefallen ist, sondern sich lediglich in eine andere Richtung bewegt hat“.

Eindrücke aus dem Fotokalender.

© Benjamin Patch

Ganz einfach war es für Patch nämlich nicht, seine Volleyballschuhe an den Nagel zu hängen, dabei spielte er schon länger mit dem Gedanken. Ein Jahr wollte er aber noch durchhalten, um diese letzte Saison der queeren Community zu widmen, von der er viel Zuspruch erhielt. Während seiner Karriere hatte Patch selbst öffentlich gemacht queer zu sein, woraufhin er zunehmend Aufmerksamkeit erhielt und realisierte: „Ich spiele nicht für mich allein, sondern für die queere Community im Sport.“

Und auch nach seinem Karriereende blieb er der Volleyball-Gemeinschaft treu, reiste zuletzt sogar nach Neapel für ein Event der Champions League. „Ich sehe viel Raum für Wachstum. Anders als beispielsweise im Fußball wurden viele Dinge im Volleyball noch nicht definiert. Das lässt uns viel Raum, um die Identität des Volleyballs zu formen.“

Patch sieht in seiner Sportart sogar Potenzial, politische Transformationsprozesse anzustoßen. „Wir können die Welt durch Volleyball beeinflussen. Und wir können Veränderungen schaffen in Bezug auf Inklusivität, Kultur und Männlichkeitsbilder, um Platz für verschiedene Arten von Menschen zu machen.“ Dazu gehöre auch, Menschen zu verdrängen, die nicht zuhörten und sich Veränderungen verweigerten. „Für die haben wir keinen Platz“. All dies soll Schritt für Schritt gelingen oder wie Patch sagt: „One calendar at a time.“

Die ersten Kalender werden nun ab Montag im Shop der BR Volleys für 30 Euro verkauft und im neuen Jahr erscheint zudem ein Fotoband. Alle Erlöse werden wie schon im vergangenen Jahr an die Berliner Stadtmission gespendet.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false