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Luca Modric erzielt das 2:0 für Tottenham - Bremens Philipp Bargfrede kann nur zuschauen.

© dpa

0:3 bei Tottenham: Bremen macht alles falsch

Werder Bremen ist aus der Champions League ausgeschieden und kann auch die Europa League nicht mehr erreichen. Dass man lediglich drei Tore kassierte, war noch das Beste, an der deprimierend einseitigen Partie an der White Hart Lane.

Den tückischen Feierabendverkehr im Nordosten der britischen Hauptstadt hatte die norddeutsche Reisegruppe wohl nicht eingeplant, der Mannschaftsbus kam erst eine halbe Stunde vor Spielbeginn an. Eigentlich hätte man anstatt dem grünen Gefährt bequem auch drei schwarze Londoner Taxis nehmen können: Bremen fehlte verletzungsbedingt eine halbe Mannschaft. Kurzfristig erwischte es mit Hugo Almeida noch einen elften Spieler; der portugiesische Stürmer hatte sich am Spieltag eine Oberschenkelzerrung eingefangen. Für ihn stand Sandro Wagner auf dem Platz. Mit Felix Kroos, 19, und Dominik Schmidt, 23, standen außerdem notgedrungen zwei Amateure in der Startformation. Tottenham fehlte der Ex-Hamburger Rafael van der Vaart wegen einer Knöchelverletzung.

Es dauerte nicht lange, bevor den schlechten Vorzeichen böse Gewissheiten auf dem Platz folgten. Einer vom walisischen Wunderknaben Gareth Bale herausgespielten Ecke schloss sich eine weitere an, Aaron Lennon kam danach am rechten Flügel an den Ball und wurde vom passiven Daniel Jensen netterweise in den Strafraum durchgewunken. In der Mitte standen vier Werderaner und übten sich in der Kunst des "Ball watching", wie man solche elementaren Versäumnisse auf der Insel nennt: sie orientierten sich allesamt am Spielgerät, anstatt Younes Kaboul zu bedrängen. Der Franzose knallte Lennons halbhohe Flanke locker unter die Latte (6.).

Thomas Schaafs Männern war zugute zu halten, dass sie sich nach dem frühen Schock nicht gänzlich in ihr Schicksal fügten. Vor allem Marko Marin hielt dagegen, mehr als ein paar verunglückte Schüsse brachten die Gäste trotz reichlich Ballbesitz nicht zustande. Spurs-Keeper Heurelho Gomes bekam keinen einzigen Ball auf seinen Kasten. Der Brasilianer konnte es sich wie seine Vordermänner in der eigenen Überlegenheit gemütlich machen.

Von den Grünen kamen aber auch einige zwingende Aktionen, von den grünen Schuhen Bales, um genau zu sein. Der 21-Jährige rauschte immer wieder an Clemens Fritz auf der rechten Abwehrseite vorbei und fand mit seinen scharfen Flanken oft sein Ziel. Zum Glück für Werder hatte Peter Crouch, der schlaksige Nationalstürmer, mit der Ballverarbeitung öfters mehr Probleme als mit seinem Gegenspieler Per Mertesacker.

Die erste Hälfte schien fast schon überstanden, als Roman Pawliutschenko im Strafraum einen Kopfball gegen den Bremer Kapitän gewann. Kollege Sebastian Prödl wurde von Luka Modric einfachst düpiert, Tim Wiese konnte nur zusehen, wie der Kroate aus kurzer Distanz das Netz fand (45.)

Nach dem Seitenwechsel änderte sich nichts. Die Engländer taten nur das Nötigste gegen die furchtbar harmlosen Bremer, das reichte ja, bei weitem. Kroos bot Modric im Sechzehnmeterraum naiv sein ausgestrecktes Bein an, der Spurs-Spielmacher nahm die Einladung dankend an, fiel hin und bekam den Elfmeter. Wiese bewies immerhin Champions-League-Niveau: er parierte Bales Strafstoß gekonnt (55.). Der Torhüter durfte danach fein gegen den eingewechselten Jermaine Defoe klären, bevor Crouch auf 3:0 erhöhte. Dann war die Tortur vorbei. "Thomas Schaaf, du bist der beste Mann", sangen die mitgereisten Werder-Fans. Ob das der Klub-Vorstand auch so sieht, dürfte langsam fraglich sein.

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