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Die deutsche Mannschaft um Lukas Mertens besiegte Spanien 32:31.

© Imago/Ostseephoto

Deutsche Handball-Nationalmannschaft: Ein bisschen Zuversicht

Gegen Spanien gelingt dem Team von Alfred Gislason doch noch ein Sieg im Euro Cup. Die Problem im Team sind allerdings offensichtlich.

Es war ein versöhnlicher Abschluss. Überall in der Berliner Max-Schmeling-Halle waren am Sonntag glückliche Gesichter zu sehen, Mannschaft und Publikum tauchten nach dem 32:31-Sieg der deutschen Handballer gegen Spanien gemeinsam in eine Euphoriewelle ein. „Das war für uns sehr wichtig. Insgesamt war das ein gutes Spiel, das wir verdient gewonnen haben“, sagte ein sichtlich entspannter Alfred Gislason.

Der Bundestrainer hatte in der vergangenen Woche einiges umgestellt, probiert und getan, um auf die desolaten Auftritte Mitte März gegen Dänemark und die vorherigen drei Niederlagen im Euro Cup zu reagieren. Beginnend bei den Junioren, die in das Team eingebunden wurden, über ein Abwehrkonzept, das Pausen für die betroffenen Spieler im Mittelblock ermöglicht, hin zu einem variableren Angriff, der mitunter sowohl auf Spielmacher Juri Knorr als auch auf seinen Positionspartner Luca Witzke zurückgriff.

Das alles funktionierte gegen Spanien zeitweise gut. In der zweiten Halbzeit allerdings konnte die DHB-Auswahl nur mit Mühe den Vorsprung ins Ziel retten. Und das hatte nicht den Grund, dass das eigene Spielvermögen großartig nachließ. Viel eher stellte Spanien, das in dieser Woche acht seiner Leistungsträger geschont hatte, Gonzalo Perez de Vargas zwischen die Pfosten, der wieder einmal zeigte, warum er zu den besten seines Fachs gezählt wird. Gleichzeitig demonstrierten die Iberer mit einer agilen, vorgezogenen Deckung, wie schwer sich der deutsche Angriff tut, wenn Protagonist Knorr isoliert wird. Wieder wurde deutlich, dass es eng wird, wenn er nicht zum Zug kommt.

Gleiches gilt, wenn die bestimmende Achse bestehend aus Knorr, Kreisläufer Johannes Golla und Torhüter Andreas Wolff andernorts einen Knacks bekommt. „Wir können mit den Top-Mannschaften mithalten, wenn wir einen kompletten Kader haben. Aber uns fehlt die Breite“, sagte Gislason deshalb ganz unverhohlen und mit der Nebenbemerkung, dass er sehen muss, welche Spieler ihm denn beim nächsten Lehrgang im Oktober zur Verfügung stehen würden. Absagen, aus welchem Grund auch immer, sind für ihn schließlich fast schon zum Alltag geworden.

Insofern ist es nur zu verständlich, dass der 63-Jährige versucht, den Kader zu verdichten. Zumal noch einige Veränderungen im Stammpersonal zu erwarten sein dürften. Denn da stehen zum einen die Namen der beiden wurfgewaltigen Rückraumspieler Sebastian Heymann und Julius Kühn auf dem Tableau, die bisher nach ihren Verletzungen noch nicht wieder komplett fit waren.

Hendrik Pekeler könnte ins Nationalteam zurückkehren

Gleiches gilt für Kreisläufer Hendrik Pekeler, dessen Rückkehr zur Nationalmannschaft – insbesondere bei einem bevorstehenden Heimturnier – nicht unwahrscheinlich ist. „Wenn er im Herbst da ist, gibt es hoffentlich einen richtigen Konkurrenzkampf“, hatte Gislason in der vergangenen Woche bei einem Medientermin verkündet. Und das „wenn“ anstelle eines „falls“ sagt dabei einiges aus.

Die Aussage des Bundestrainers deutet aber ebenso an, was viele kritische Stimmen munkeln. Dass es schwierig werden könnte, wenn ein Lautsprecher wie Pekeler auf den seit anderthalb Jahren unangefochtenen Kapitän Johannes Golla trifft. Dass vielleicht nicht alle die Rückkehr begrüßen, weil dann jemand den Platz räumen muss, der in den vergangenen Turnieren seine Knochen und pandemisch gesehen speziell seine Gesundheit hingehalten hat, während der Kieler pausierte. Trotzdem gilt es als ausgemachte Sache: Sagt Pekeler zu, wird ihn Gislason mitnehmen. Genauso steht es um die derzeit erkrankten Lukas Stutzke, Kai Häfner und Philipp Weber.

Fabian Wiede hingegen hat seinen Platz auf der Besetzungscouch wohl verloren. Er hat anscheinend einmal zu oft abgesagt, über ihn möchte Gislason aktuell nicht reden – selbst wenn ihm dadurch ein Aktivposten im Rückraum abhandenkommt. Für die erhoffte Euphorie bei der Europameisterschaft im kommenden Jahr baut er auf andere Kräfte, hier scheint ein versöhnliches Ende momentan schwer vorstellbar.

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