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Sport: Ein diffuses Bild

Bayern steht nach dem 0:0 gegen Lissabon im Champions-League-Achtelfinale

Hätte vor dem gestrigen Spiel gegen Sporting Lissabon jemand den bisherigen Saisonverlauf von Bayern München in einem Gemälde darstellen wollen, hätte er es vermutlich in zwei Hälften eingeteilt. Die eine Hälfte wäre ästhetisch durchaus anspruchsvoll, klar strukturiert, es wäre die Seite der Champions-League-Bayern (drei Spiele, drei Siege, kein Gegentor, unter anderem ein beeindruckendes 2:0 bei Inter Mailand). Die andere Seite dagegen böte ein ziemliches Durcheinander, mal ein paar feine Stellen, dann wieder dunkle Flecken, es wäre die Seite der Bundesliga-Bayern (drei Mal haben sie in diesem Wettbewerb seit Saisonbeginn bereits verloren, so häufig wie im gesamten letzten Spieljahr). Insgesamt bliebe also ein ziemlich diffuses Bild, weshalb sich die Frage stellte, ob der gestrige Abend ein wenig mehr Aufklärung würde bringen können. Kaum, lautete die Antwort: Das magere 0:0 gegen die Portugiesen bedeutete zwar das vorzeitige Vorrücken ins Achtelfinale, Erhellendes über das wahre Leistungsvermögen des Rekordmeisters brachte die Partie jedoch nicht.

Im Gegensatz zu den bisherigen Auftritten in Europas Eliteliga musste Bayerns Trainer Felix Magath gleich auf drei Akteure verzichten: Nachdem sich Lukas Podolski letzte Woche am Sprunggelenk verletzt hatte und Bastian Schweinsteiger Gelb-Rot-gesperrt fehlte, meldete sich am Spieltag zusätzlich die neue Münchner Führungskraft Mark van Bommel ab, der Niederländer musste wegen einer Hüftverletzung passen. An Stelle der Verhinderten traten Roque Santa Cruz, Hasan Salihamidzic und, durchaus überraschend, Christian Lell. Für den im Sommer vom 1. FC Köln zurückgekehrten Rechtsverteidiger bedeutete der Einsatz sowohl Saison- als auch Champions-League-Premiere in Magaths Team. Selbst in der Amateurmannschaft hatte der 22-Jährige nach langer Verletzungspause erst vor fünf Wochen sein erstes Saisonspiel bestritten.

Doch nicht nur der zu Beginn sichtlich nervöse Debütant benötigte einige Zeit, um sich mit seiner Aufgabe zu arrangieren. Das nahezu vollständig renovierte Mittelfeld, das ausnahmsweise der etatmäßige Rechtsverteidiger Willy Sagnol komplettierte, war zunächst vor allem damit beschäftigt, sich selbst zu organisieren. Immerhin leitete der Franzose die erste Torchance seines Teams ein, Roy Makaay konnte das Zuspiel jedoch nicht veredeln: Sein Diagonalschuss aus 13 Metern strich in der zehnten Spielminute knapp am Pfosten vorbei.

Die Portugiesen standen ob Mailands Sieg am frühen Abend in Moskau unter Zugzwang, weshalb sie sich von Beginn an recht aktiv am Spielgeschehen beteiligten. Nach einer Viertelstunde kamen auch sie zu ihrer ersten Torgelegenheit, Liedson verfehlte nach einem Stellungsfehler Philipp Lahms. In der Folge passierte wenig, am meisten erheiterte noch ein Distanzschuss von Roque Santa Cruz sowie eine bis auf den Mittelrang zu hörende Ermahnung Oliver Kahns an den jungen Kollegen Lell: Nachdem der einige Unsicherheiten gezeigt hatte, verbot ihm der Kapitän die Ausführung eines Freistoßes („Lass liegen!“) in der eigenen Hälfte.

Erst gegen Ende der ersten Halbzeit gewannen die Hausherren ein leichtes Übergewicht, das allerdings nur selten in Form von Chancen sichtbar wurde. Am nächsten kam dem Führungstor erneut Makaay zunächst mit einem strammen Schuss von der Strafraumgrenze, wenig später aus noch kürzerer Entfernung. Einige Pfiffe begleiteten die Münchner wie zuletzt in die Kabine. Ehrliche Anerkennung ließen die Münchner Fans derweil lediglich einem Zuschauer zuteil werden; der Stadionsprecher informierte ihn in der Halbzeit darüber, dass er soeben Vater geworden war.

Weniger spektakulär waren die Nachrichten, die auch in der zweiten Hälfte auf dem Platz produziert wurden. Zur Halbzeit war die Premiere von Christian Lell beendet, Magath ersetzte ihn durch den Paraguayer Julio dos Santos, der jedoch kaum mehr Akzente setzen konnte.

Dem Münchner Spiel fehlten die überraschenden Einfälle Schweinsteigers ebenso wie die ordnende Hand van Bommels. Die wenigen Chancen, die sie sich dennoch erspielten, vergaben Makaay (freistehend aus sechs Metern) und Martin Demichelis per Kopf in der letzten Spielminute. Glück hatten die Gastgeber zudem gehabt, als Lissabons Spielmacher Joao Moutinho einen Freistoß an die Latte setzte.

Daniel Pontzen[München]

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