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Gut, besser. Van Gerwen. Die Nummer 1 der Darts-Welt gewann in London zum dritten Mal die WM.

© Steven Paston/PA Wire/dpa

Darts-Weltmeister Michael van Gerwen: Eine Abrissbirne entzaubert den Sport

Michael van Gerwen dominierte die Darts-WM in London nach Belieben. Das könnte noch negative Folgen für die gesamte Szene haben. Ein Kommentar.

Ein Kommentar von David Joram

Die besten Dartsspieler dieses Planeten haben fast alle einen Spitznamen, meistens sogar einen ganz ordentlichen. „Mighty Mike“ heißt zum Beispiel der neue Weltmeister, der Niederländer Michael van Gerwen, der die Pfeile mit einer derart hohen Präzision wirft, dass er auch im WM-Finale am Dienstagabend gegen „Bully Boy“ Michael Smith locker gewann. 7:3 stand es am Ende einer einseitigen Partie im Londoner Alexandra Palace. Ziemlich mighty.

In seinem Heimatland haben sie für Mighty Mike (oder „MvG“) übrigens noch einen anderen Spitznamen: De kale Sloopkogel. Die kahle Abrissbirne. Kahl, weil nicht mehr allzu viel Haar auf dem Kopf des 29-Jährigen wächst. Und Abrissbirne, weil der nun dreimalige Weltmeister (2014, 2017, 2019) eben alles plattmacht, was sich ihm auf der Dartsbühne entgegenstellt. 39 Turniere hat van Gerwen in diesem Jahr gespielt, 20 davon gewonnen. Seit 2014 führt er die Weltrangliste der Professional Darts Corporation an. Besonders auf die Doppelfelder zielt van Gerwen besser als alle anderen. Wenn er die Möglichkeit hat, ein Spiel „auszuchecken“, schlägt er zu.

Die Herzen der Fans gehören dem Verlierer

Weil er nahezu fehlerlos agiert, wirkt van Gerwen ein wenig wie eine Maschine, kühl und berechnend. Die Herzen des Londoner Publikums sind ihm deshalb noch nicht zugeflogen, anders als dem smarten Verlierer Michael Smith. Der gehört zur Darts-Extraklasse, ist aber keine Sloopkogel. Weil die in ihrer ganz eigenen Umlaufbahn kreist, könnte es auf Dauer langweilig werden in dieser so bunten Pfeilewelt. Das ist gefährlich, denn Darts lebt vor allem davon, dass sich die Kräfteverhältnisse innerhalb eines Duells oft schlagartig verändern. Ein Millimeter daneben – schon kann es vorbei sein. Außer eben bei van Gerwen, weil er nicht vorbeiwirft.

Es ist daher nicht auszuschließen, dass die Erfolge des Perfektionisten zulasten des Darts-Sports gehen. Zumal erst im vergangenen Jahr Phil „The Power“ Taylor seine Karriere beendete - mit 16 WM-Titeln im Gepäck. Der nächste Überflieger, der das Wesen des Spiels entzaubert, könnte für den Darts-Boom der vergangenen Jahre genau einer zu viel sein.

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