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Shakehands: Mesut Özil und Bundeskanzlerin Angela Merkel.

© dpa

Diplomatische Verwicklungen: Merkels Kabinenbesuch hat ein Nachspiel

Das Bild, wie Angela Merkel Fußball-Star Mesut Özil in der Kabine die Hand schüttelt, ging zumindest um die deutsche und türkische Welt. Doch DFB-Präsident Theo Zwanziger war von dem Kabinenbesuch nicht begeistert. Deshalb griff die Kanzlerin zum Telefonhörer.

Der Kabinenbesuch von Bundeskanzlerin Angela Merkel nach dem Türkei-Länderspiel hat zwischen DFB und Kanzleramt zu diplomatischen Verwicklungen geführt. Merkel rief deshalb einen Tag später bei Theo Zwanziger an, um den erzürnten Präsidenten des Deutschen Fußball-Bundes zu besänftigen.

Während der DFB am Mittwoch von einer Entschuldigung der Regierungschefin sprach, hieß es aus dem Kanzleramt allerdings, eine Entschuldigung sei gar nicht nötig gewesen. Es habe sich lediglich um ein "klärendes Gespräch" gehandelt, sagte eine Regierungssprecherin. "Alle Irritationen sind ausgeräumt, die Wogen sind geglättet." Ähnlich äußerte sich auch Zwanziger in der "Sport Bild": "Mit den Abläufen war ich nicht einverstanden. Aber nach einem Anruf von Frau Merkel sind die Irritationen ausgestanden." Merkel war am 8. Oktober nach dem deutschen 3:0-Sieg gegen die Türkei im Berliner Olympiastadion zusammen mit Bundespräsident Christian Wulff, dessen Tochter und Regierungssprecher Steffen Seibert in die Kabine geeilt - ohne Delegationschef Zwanziger. Sie hatte die Aktion zuvor auf der Ehrentribüne mit Nationalmannschafts- Manager Oliver Bierhoff abgesprochen.

Ein offizieller Fotograf des Bundespresseamtes hatte die Szene festgehalten, wie die Kanzlerin Özil gratuliert. Merkel (im DFB-grünen Blazer) schüttelte dabei dem halbnackten Jungstar von Real Madrid und Deutsch-Türken die Hand - ein Bild mit Symbolwert angesichts der Dauerdebatte um integrationsunwillige Zuwanderer. Das Foto wurde mit Genehmigung von Bundestrainer Joachim Löw und Manager Oliver Bierhoff in zahlreichen Medien veröffentlicht.

Zwanziger hat nach "Sport Bild"-Angaben intern beklagt, dass sich der DFB nicht von der Politik instrumentalisieren lassen dürfe. "Ich wünsche mir, dass sich die Politik um den Fußball kümmert, wenn es der Fußball braucht", sagte Zwanziger schon am Montag ein wenig säuerlich im "Kicker". Bierhoff wiederum fand das Foto "so symbolträchtig, was Integration und Stellenwert der Nationalmannschaft betrifft, dass wir es positiv betrachten".

Dem DFB-Präsidenten stieß aber vor allem auf, dass nicht er es war, der die hohen Gäste in die Kabine geführt hatte - offensichtlich eine Kommunikationspanne. "Während des Spiels hat mich Frau Merkel auf den Kabinenbesuch angesprochen. Ich bin davon ausgegangen, dass sie wie bei anderen Gelegenheiten auch vom DFB-Präsidenten Theo Zwanziger und vom Liga-Präsidenten Reinhard Rauball in die Kabine begleitet wird", erklärte Bierhoff.

Doch Zwanziger kam erst nach Merkel in die Katakomben und beschwerte sich später im VIP-Bereich bei Bundesinnenminister Thomas de Maizière (CDU). Nicht gepasst hat dem 65-Jährigen aus Altendiez auch, dass Merkel mit einer ganzen Entourage in das "Heiligtum" der Nationalmannschaft eingedrungen war.

Falls die Wogen doch noch nicht ganz geglättet sein sollten: Beim Festakt des DFB-Bundestages an diesem Donnerstag gehören sowohl Merkel als auch de Maizière zu den Ehrengästen. In der Essener Philharmonie dürfte es dann sicher ganz harmonisch zugehen, denn auch die Regierungssprecherin versicherte, dass sich dort das gute Verhältnis zwischen DFB-Chef und Kanzlerin zeigen werde. (dpa)

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